Deutsche Bahn will Flugbegleiter und Gastronomen zu Zugchefs machen

| Gastronomie Gastronomie

Mit krisenfesten Jobs wirbt die Deutsche Bahn in anderen Branchen derzeit um Personal. So werden Flugbegleiter schon länger Zugchefs ausgebildet. Auch die Gastronomie hat die Bahn als Zielgruppe entdeckt. Die Lufthansa unterstützt das Werben der Bahn.

Die Corona-Pandemie hat in der Luftfahrt viele Jobs gekostet. Doch einigen Flugbegleiterinnen ist der Umstieg vom Jet in den Zug so gut gelungen, dass die Deutsche Bahn nun offensiv um viele weitere wirbt.

Als Flugbegleiterin hat die Hamburgerin Sarah Charly bereits einiges erlebt. Ihre erste Airline ging pleite, und nach dem Wechsel zu einer neuen Gesellschaft kam Corona. «Ich hab mich gefragt, was wohl als Nächstes kommen würde und mir lieber etwas Sicheres gesucht», sagt die 28-Jährige, die gerade bei der Deutschen Bahn in einem einjährigen Intensiv-Kurs zur Zugchefin ausgebildet wird.

Das staatliche Schienenunternehmen ist gerade beim Bordpersonal ständig auf der Suche nach geeigneten Bewerbern. Zugchef oder Zugchefin mit einem Jahresgehalt von anfangs rund 36 000 Euro konnte aber bis vor kurzem nur werden, wer zuvor lange Erfahrung in der Zugbegleitung gesammelt hatte. Während in einem Verkehrsflugzeug immer die Piloten das letzte Wort haben, sind in den Zügen der Bahn tatsächlich die rund 2000 Zugchefs verantwortlich für Betrieb und Sicherheit «ihres» Zuges.

Im kommenden Jahr will die Bahn mindestens 300 neue Zugchefs ausbilden, wobei ungefähr die Hälfte von außen kommen könnte. Im vergangenen März starteten in Hamburg, Stuttgart und München die ersten Pilotklassen mit zusammen rund 30 Teilnehmenden, die zum Kursbeginn angestellt wurden. «Wir suchen neue Kolleginnen und Kollegen mit Führungserfahrung, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen», sagt Alexander Thies, bei der DB Fernverkehr zuständig für den Bordservice. Gut geeignet seien beispielsweise Filialleiter aus dem Handel, Gastronomen oder eben aus der Luftfahrt die sogenannten Purser, die in der Flugzeugkabine bereits Service-Teams geführt haben.

«Du lernst unser Tarifwerk, unsere Servicestandards und die Sicherheitsbestimmungen kennen», heißt es etwas blumig in der Stellenausschreibung der Bahn. Das bedeutet, dass die Neulinge tief in das komplexe System aus Schiene und Zug eintauchen müssen. Auch wenn später im Zug sämtliche relevanten Informationen auf einem Tablet abrufbar sind, muss zunächst einmal viel gepaukt werden. Dass ihr neuer Beruf so viel mit Technik zu tun haben würde, hat auch Sarah Charly nicht wirklich geahnt. «Wer bei der Bahn einsteigen will, sollte sich darauf einstellen.»

Den Wechsel vom Flugzeug in den ICE hat auch Nadine Perlinger dos Santos als herausfordernd erlebt. «Die Aufgaben im Zug sind umfangreicher und abwechslungsreicher.» Sie war im Oktober 2020 eine der ersten Airlinerinnen, die beruflich auf die sichere Schiene gesetzt haben, zunächst als Zugbegleiterin. «Das war absolut die richtige Entscheidung», sagt die frühere Germanwings-Stewardess, die ein Jahr später bereits vor dem nächsten Karriereschritt steht. Als nunmehr interne Bewerberin will auch sie Zugchefin werden, mittelfristig vielleicht als Coach arbeiten oder eine andere Stellung anstreben. «In so einem großen Konzern bieten sich da ganz andere Möglichkeiten», meint die Siegburgerin optimistisch.

Der Lufthansa-Konzern unterstützt das Werben der Bahn um ihre Mitarbeiter, indem sie beispielsweise Video-Calls und andere Werbeaktionen ermöglichen, wie eine Sprecherin bestätigt. Bei der Lufthansa-Kerngesellschaft mit ihrer schrumpfenden Flotte läuft gerade ein großes Abfindungsprogramm an, für das in der Kabine noch rund 2000 Flugbegleiter gesucht werden. Trotz der teils deutlichen Gehaltsabschläge könne sich der Schritt zur Bahn für viele lohnen. Anja Bronstert, Vize-Vorsitzende der Kabinengewerkschaft Ufo hat viel Verständnis für die Wechsler, auch wenn Fluggesellschaften wie die Eurowings oder Eurowings Discover bereits wieder Leute suchten. Zu niedrigen Einstiegsgehältern, wie sie hinzufügt.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Gastronomie steht vor einer große Transformation. Anpassung an den Klimawandel, Fachkräfteknappheit, Digitalisierung und Automatisierung sorgen dafür, dass neue Technologien in die Küchen einziehen, Ressourcen geschont und weniger Menschen benötigt werden. Fünf Planer des FCSI sprechen über ihre Visionen und Erwartungen für die Küche der Zukunft. 

Die deutsche Köchenationalmannschaft richtet den Blick auf den Culinary World Cup 2026 in Luxemburg und besetzt Schlüsselpositionen neu. Mit Tobias Laabs als Teamchef und einem neuen Captain-Duo der Jugendnationalmannschaft beginnt die Vorbereitungsphase.

Pizza, Pasta und Tiramisu gelten als Inbegriff von italienischer Küche - sie hat aber noch viel mehr zu bieten. Die «cucina italiana» ist nun offiziell Unesco-Kulturerbe. In Italien wird gejubelt.

Die Concept Family Franchise AG erweitert ihr Gastronomieangebot in der Metropolregion Rhein-Neckar. Das Ganztagesrestaurant Wilma Wunder eröffnet am 9. Dezember 2025 im Rhein-Neckar-Zentrum in Viernheim seinen 13. Standort in Deutschland.

Eine neue Umfrage zeigt, welche Potenziale und Risiken virale Social-Media-Trends für Kleinunternehmen bergen. Insbesondere in der Gastronomie hadern Betriebe mit der Trendidentifikation und dem finanziellen Risiko, obwohl die Übernahme einen positiven Einfluss auf den Umsatz haben kann.

Der Guide Michelin erweitert sein Bewertungssystem und führt eine neue Auszeichnung für Weingüter ein. Nach den Sternen für Restaurants und den 2024 präsentierten Keys für Hotels sollen die neuen Trauben einen Maßstab für die besten Weingüter weltweit setzen.

Im Europa-Park wurde der Grundstein für ein neues Mitarbeiter-Restaurant mit integrierter Zentralküche gelegt. Das Bauvorhaben erstreckt sich über vier Stockwerke mit insgesamt 4.500 Quadratmetern Fläche und soll im August 2026 fertiggestellt werden.

Im Kindercafé in Lüneburg beschwert sich wohl niemand über laute Kinder. Im Gegenteil. Laut und lustig soll es zugehen. Solche Orte sind in Städten immer häufiger zu finden.

Nach sechs Jahren Abwesenheit kehrt Jamie's Italian mit einem neuen strategischen Partner und einem überarbeiteten Konzept in die britische Gastronomieszene zurück. Die Neueröffnung soll im Frühjahr 2026 in London stattfinden.

Der Landkreis Harz treibt die touristische Entwicklung des Brockenplateaus voran und setzt dabei auf ein neues Gastronomiekonzept: Die Restaurantkette Timberjacks soll das kulinarische Angebot auf dem höchsten Gipfel Norddeutschlands übernehmen. Auch das Hotel soll ausgebaut werden. Die Eröffnung ist für das Jahr 2027 geplant.