Die Restaurant-Webseite: Pflicht oder Kür?

| Gastronomie Gastronomie

Der Ausbau von Deutschlands Digitalisierung wird medial häufig als zu langsam kritisiert. Dennoch haben sich die allermeisten Branchen mittlerweile zumindest mit dem Netz absolut arrangiert und nutzen es zu ihren Gunsten. Bloß das Gastgewerbe durchzieht eine breite Lücke. Denn wo die Hoteliers tatsächlich sogar zu den Early Adoptern zählten und das Netz für Buchung und Co. seit Jahren und besonders zuletzt höchsteffizient nutzen, tun sich viele Gastwirte schwer -  vielfach gibt es Seiten, die seit Jahren keine Aktualisierungen mehr erlebt haben; manche Häuser haben auch nach wie vor keine.

Verständlich ist das in gewissen Grenzen. Bewirtung ist nun einmal eine zutiefst analoge Domäne. Dennoch sollten auch Gastronomen an ihrer Webseite feilen, sie nicht nur als vernachlässigbare Pflicht ansehen. Gründe und Tipps dafür zeigt der folgende Artikel.

Warum eine digitale Webseite für ein analoges Business?

Die Küche ist analog, die Speisen sind es, die Gäste ebenfalls. Und wenn es nicht zur Ausrichtung des Hauses gehört, wird es im Normalbetrieb auch kein Takeaway-Essen geben, für das eine digitale Plattform ein sinnvolles Bestellmedium darstellen würde. Dennoch gilt:

Jedes Restaurant, egal welcher Ausrichtung, sollte eine zeitgenössische, attraktive und sorgsam gepflegte Webseite besitzen.

Und diese Seite darf nicht bloß als digitales Feigenblatt existieren. Sie muss ähnlich „rund“ sein wie in jedem anderen Business. Die Gründe dafür sind vielfältig:

  1. Die Webseite hat eine globale Reichweite zu bemerkenswert niedrigen Kosten. Domain, externes Hosting (wegen der Ausfallsicherheit sehr empfehlenswert), dazu mitunter die Webseitensoftware – einige wenige Euros im Jahr. Darüber hinaus entstehen jedoch keine laufenden Kosten. Mehr noch, was der Restaurantbetreiber ausgibt, kann er sich teilweise sogar zurückholen, da hier steuerlich absetzbare Anschaffungs- oder Herstellungskosten sowie Betriebsausgaben anfallen. Kein anderes Medium trägt zu so geringen Kosten so weit.
  2. Speis und Trank mögen analog sein, aber sehr viele potenziellen Gäste nutzen das Netz mittlerweile im Default-Modus, um neue Restaurants zu suchen – das gilt explizit nicht nur für U-40er.
  3. Dank Webseiten-Baukästen sind Seiten auch mit rudimentärer Computererfahrung zu erstellen. Wer seine Restaurant-Buchführung per Computer erledigt, verfügt auch über alle (technischen) Fähigkeiten, um eine moderne Webseite zu erstellen und zu pflegen.
  4. Google ist überall. Und nur wer über eine attraktive und ständig aktualisierte Webseite verfügt, landet, wenn Kunden nach Keywords suchen, ganz oben in der Liste – etwa, wenn jemand einfach nur nach „Restaurant + Ort“ sucht, wie es so häufig der Fall ist.
  5. Papier ist geduldig. Nirgendwo sonst können Ankündigungen, Änderungen und dergleichen so schnell und uneingeschränkt (Stichwort Facebook-Post) eingepflegt und verbreitet werden wie auf der eigenen Webseite.

Und das gilt tatsächlich für jede Form von Gaststätte; auch diejenigen, deren Betreiber glauben, aufgrund guter Lage mit sehr viel Laufkundschaft ohne auszukommen.

Doch was sollte für eine gute, zeitgemäße Webseite beachtet werden? Vor allem die folgenden Punkte:

1. Engagieren oder technische Helfer nutzen

Ein Restaurant führen zu können bedeutet natürlich nicht automatisch, ein Webseiten-Experte zu sein. Für die Erstellung gibt es deshalb einige Optionen:

  1. Die besagten Baukästen. Gibt es von unzähligen Anbietern, lassen sich leicht bedienen. Wer zumindest eine Vorstellung hat, wie eine gute Webseite auszusehen hat, kann sich blind darauf verlassen.
  2. Die Angestellten: vielleicht verfügt der Betreiber nicht über die nötigen Kenntnisse. Mitunter sind sie jedoch beim Personal vorhanden – einfach fragen.
  3. Die Profis. Es gibt zahlreiche Agenturen, die Rundum-Services anbieten. Allerdings naturgemäß zu einem gewissen Preis. Dafür aber darf man sicher sein, etwas Einzigartiges und wirklich Zeitgenössisches zu bekommen. Nachteil: Mitunter wird es dadurch schwieriger, später Änderungen in Eigenregie einzupflegen.
     

2. Die DSGVO beachten

Digitale Rechtssicherheit gilt natürlich auch in der Gastronomie. Der saarländische DEHOGA-Verband hat dazu einen sehr umfangreichen Ratgeber mit Mustertexten erstellt. Dazu noch ein guter Rat: Niemals etwas ohne Rücksprache ändern oder einpflegen. Hier lauern mittlerweile sehr viele Stolperstricke. Das gilt auch für den nächsten Punkt:

3. Schöne Fotos – mit einem Aber

Viele Restaurants haben auf ihrer Homepage Fotos, die bestenfalls ein „traurig“ verdienen – fotografisch schlecht, wenig aussagekräftig und unbelebt. Folgendes gehört zu den Eckdaten, um es besser zu machen:

  1. Die Fotos müssen technisch hochwertig sein. Wer nicht selbst die wichtigsten Grundregeln der Innenraumfotografie beherrscht, sollte dafür zumindest einen Nebenerwerbs-Fotografen engagieren.
  2. Auf der Webseite müssen die Bilder so hochauflösend vorhanden sein, wie es die Seiten-Software erlaubt. Nur so sehen sie auf dem kleinsten Handy-Display ebenso gut aus wie auf einem XL-Computermonitor.
  3. Bitte keine Stillleben von gedeckten, aber menschenleeren Tischen. Da es mit normalen Gästen in Sachen Bildrechten schwierig sein kann, sollte ein Shooting mit gestellten Gästen – etwa aus dem Verwandten- und Freundeskreis des Hauses – anberaumt werden. Bitte alle eine Rechtsverzichtserklärung unterzeichnen lassen; auch dafür gibt es Vorlagen.
  4. Jedes Haus hat besonders herausragende Punkte auf der Speisekarte. Zumindest diese sollten ebenso eines professionellen Fotos würdig sein – ggf. unter Zuhilfenahme der Trickkiste der Food-Fotografie.

Und: Auch das Personal sollte professionell abgelichtet werden. Nicht als Schnappschuss mitten in der Arbeit, aber bitte auch nicht in Form typischer Gruppenbilder mit „Daumen hoch“-Pose.

4. Wenig Text ist mehr

Ein überladener Teller wirkt auf keinen schön – ähnlich verhält es sich bei einer Restaurant-Homepage. Hier sollte Text nur dort eingesetzt werden, wo unbedingt nötig. Eine gute Webseite fungiert als selbsterklärendes Gemisch aus mehr Grafiken und nur wenigen Fotos.

5. Ein Augenmerk auf die Karte I

Es gibt tatsächlich Restaurants auf deren Webseite sich ein Foto oder Scan der analogen Speisekarte befindet. Diese Art wirkt veraltet und unprofessionell.

Es gilt: Die Speisekarte muss auf der Webseite in rein digitaler Form vorhanden sein. Nicht als Foto oder Grafik, sondern jederzeit frei editierbar.

Erstens, weil nur das ermöglicht, sämtliche Speisen (und Preise) tagesaktuell zu präsentieren. Zweitens, weil es so möglich ist, unkompliziert Fremdwörter zu erklären, weitere Fotos zu integrieren und Informationen über Inhaltsstoffe (wichtig auch für Allergiker) zu liefern.

Zumal es ja kein Problem ist, diese digitale Speisekarte hinsichtlich ihres Looks 1:1 der analogen Variante entsprechen zu lassen.

6. Ein Augenmerk auf die Karte II

Die Speisekarte ist nur eine wichtige Karte auf der Homepage. Die andere sollte ein integriertes Fenster auf Google Maps sein. So kann jeder Gast ohne weitere Klicks die Lage des Hauses anzeigen lassen und sogar in seine Navigations-App übertragen.

7. Kontaktmöglichkeiten und mehr

Die Adresse des Hauses muss zumindest im Impressum auftauchen. Dabei sollte es bitte aber nicht belassen werden. Sinnvoll sind:

  • Eine Telefonnummer, die klickbar gestaltet ist – erleichtert es Gästen, die mit dem Handy surfen (mittlerweile die Mehrheit aller Internetnutzer) ungemein.
  • Ein Kontaktfenster oder eine E-Mail-Adresse für Reservierungsanfragen – und es muss sichergestellt sein, dass Nachrichten zeitnah empfangen und beantwortet werden.
  • Integrationen von Symbolen für alle Social-Media-Dienste, die das Haus sonst noch nutzt.

8. Storys und Informationen

Google belohnt Webseiten auch für ständige Aktualität, das wurde weiter oben bereits erwähnt. Just das lässt sich hervorragend mit einem weiteren Trend kombinieren: Storytelling. Für Kunden wird es auch bei Restaurants immer wichtiger, mehr über die Hintergründe zu erfahren:

  • Die Geschichte des Hauses oder des Eigners – letzteres, falls sie spannend ist.
  • Blog-artige Artikel zu passenden Themen. Das kann mit Essenszubereitung zu tun haben, Einblicke in die Küche geben, kann sich auf Hintergründe über die Region des Hauses fokussieren – erlaubt ist, was gefällt und sinnvoll erscheint. Für eine ständige Aktualisierung mit hochwertigem Content eignen sich solche Texte hervorragend.
  • Themen rings um das Thema Food-Awareness. Etwa über die Lieferanten, besondere Zutaten, deren Herkunft usw. Menschen wollen heute nicht nur genießen, sondern genau wissen, was sie genießen.

9. Unbedingte Aktualität

Zuletzt noch ein wichtiger Hinweis: Die Webseite muss bedingungslos aktualisiert sein. Wenn es Feiertags-Veranstaltungen gibt, muss der Hinweis darauf verschwunden sein, wenn der Feiertag endet. Und umgekehrt gehört alles, was an aktuellen Dingen für potenzielle Gäste wichtig ist, ganz nach vorn auf die Startseite.

Tipp: Eine Rubrik „Aktuelles“ bitte nur dann erstellen, wenn es mindestens im Zweiwochenturnus auch Aktuelles zu berichten gibt. Wenn der letzte Eintrag dort Monate alt ist, wirkt selbst eine professionelle Seite unprofessionell.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Auch letztes Jahr blieben Deutschland, Österreich und die Schweiz trinkfest. Trotz steigender Preise füllten alte Bekannte wie Kaffee, Wasser und Bier weiterhin die meisten Gläser und Tassen. Welche weiteren Getränke im vergangenen Jahr am häufigsten bestellt wurden, hat Kassenanbieter orderbird unter die Lupe genommen.

 

In wenigen Tagen soll es so weit sein. Direkt an der Weidendammer Brücker, auf der Friedrichstraße in Berlin, eröffnet Jamie Oliver’s Kitchen in der Hauptstadt. Das genaue Datum steht noch nicht fest. Allerdings ist bekannt, dass hier die Curry-Wurst auf die Pizza kommen soll.

Gerolsteiner hat erneut seine Weinplaces ausgezeichnet. Weinbars und Vinotheken wurden von einer Fachjury ausgewählt, die sich der Weinkultur und dem Genuss mit innovativen Konzepten verpflichtet haben. 

Vergangenes Jahr sind mehr Menschen zu McDonald's, Burger King & Co. gegangen und haben dort mehr Geld ausgegeben. Das bescherte der deutschen Systemgastronomie ein kräftiges Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr von 14 Prozent auf 31 Milliarden Euro, wie aus dem am Montag veröffentlichten Jahresbericht ihres Bundesverbandes hervorgeht.

Die Tierschutzorganisation PETA hat bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe Strafanzeige gegen die Geschäftsführung des Restaurants „Beim Bruderbund“ erstattet. PETA führt den „Verdacht auf Beihilfe zur quälerischen Tiermisshandlung gemäß Paragraf 17 Tierschutzgesetz“ an. Das Restaurant bietet Froschschenkel zum Verkauf bzw. Verzehr an.

Bei kühlen Temperaturen ist am Samstag auf dem Cannstatter Wasen das 84. Stuttgarter Frühlingsfest eröffnet worden. Tierschutzaktivisten stürmten beim traditionellen Fassanstich die Bühne im Göckelesmaier-Festzelt. In Videos in den sozialen Netzwerken ist zu hören, wie das Publikum die Aktivisten ausbuhte.

Dass Restaurants No-Show-Gebühren erheben, ist seit zehn Jahren ein laufender Prozess und in der gehobenen Gastronomie vielerorts der neue Standard. Immer mehr Restaurants in Deutschland bitten Gäste, die nicht erscheinen, zur Kasse. Wo die Gebühr erhoben wird, ist sie allerdings nur selten fällig.

Bereits zum fünften Mal hat METRO den Preis für nachhaltige Gastronomie verliehen. Ausgezeichnet wurden Gastronomiebetriebe für ihre kreativen nachhaltigen Konzepte und Initiativen. Erster Preisträger ist das Restaurant Ronja im Ringlokschuppen aus Mülheim an der Ruhr.

Immer wenn der Guide Michelin erscheint, werden Erfolgsgeschichten geschrieben oder tritt kurioses zu Tage. Rekordverdächtig dürfte die Auszeichnung des Romantik Hotels und Restaurant Hirsch auf der Schwäbischen Alb sein. Inhaber und Küchenchef Gerd Windhösel hat in diesem Jahr zum dreißigsten Mal einen Michelin-Stern erkocht.

Mit ihren «Neni»-Restaurants hat die Wiener Gastronomin Haya Molcho die orientalische Küche bekannt gemacht. Ein Teil der Erlöse eines neuen Gerichts kommt nun einem Schulprojekt in Marokko zugute.