Druck und Verluste: Johann Lafer spricht Klartext bei Lanz

| Gastronomie Gastronomie

Im Januar hatte Johann Lafer in einem Interview mit der Süddeutschen angekündigt, dass er sein Sterne-Restaurant „Le Val d'Or“ auf der Stromburg schließen wird. Demnach wolle er künftig zurück zu seinen kulinarischen Wurzeln. Lafer sagte der Zeitung, dass das Restaurant bis zum 19. Februar 2019 geschlossen sei und dann mit einem neuen Konzept wiedereröffnen soll.

Bei Markus Lanz legte der Sternekoch nun noch einmal nach und sprach offen über seine Entscheidung. Wichtig sei, dass zwei Dinge zusammenpassen: Das Herz und der Bauch. In den letzten 45 Jahren habe er jedoch miterleben müssen, dass immer mehr das Zentrum des guten Geschmacks, also die Lebensmittel, auf Kosten spektakulärer Entwicklungen geopfert würden. Sei es Molekularküche oder Dekoration. Er habe sich immer gefragt, wo gehe das alles hin, wenn man zum Beispiel aus Kartoffelpüree Schaum mache. Und ob er diesen Zwang, diesen Druck und die Weiterentwicklung wirklich über sich ergehen lassen wolle. Sterneküche sei Hochleistungssport, und an diesem möchte er sich nicht mehr orientieren. 

Darüber hinaus habe er mit seinem Sternerestaurant nie viel Geld verdient. Sogar ganz im Gegenteil. Jedes Jahr habe er einen Betrag von weit über 100.000 Euro verloren, so der Koch. 

Und hier die Show in voller Länge. Der Lafer-Part beginnt etwa ab Minute 37:
 

Der Fernsehkoch blickt auf eine über 40jährige kulinarische Karriere zurück. Als gebürtiger Steirer lernte er bereits in der Kindheit auf dem Bauernhof seiner Eltern, die Produkte der Natur zu schätzen. Nach Lehrjahren bei Köchen wie Eckart Witzigmann und Jörg und Dieter Müller erwarb er zusammen mit seiner Frau Silvia die Stromburg nahe Bingen. In zahlreichen erfolgreichen TV-Serien, Büchern, Magazinen und in seinem Restaurant Val d’Or auf der Stromburg beweist der beliebte Sternekoch Johann Lafer seit Jahren, dass er nicht nur ein Meister seines Faches, sondern auch der Vermarktung ist. 

Johann Lafer  sagte der Süddeutschen Zeitung im Januar, dass er sein Sterne-Restaurant „Le Val d'Or“ auf der Stromburg schließen würde. Die Stromburg solle aber „ein Ort des Genusses bleiben“.

Lafer sagte der Zeitung, dass das Restaurant mit einem neuen Konzept wiedereröffnen soll. „Ich will mich der Vision einer traditionellen, aber dennoch modernen Küche widmen“, erläuterte Lafer in dem Gespräch. Er wolle sich von den von Zwängen befreien, denen er bisher unterworfen war. Ihm gehe es um die Kunst der einfachen Küche. Sterneküche sei eben immer ein riesiger Aufwand, und diesen Aufwand zu betreiben, letztlich für einen kleinen Bereich in seinem Unternehmen, das wolle er nicht mehr. 

Der sympathische Österreicher hat sich in Deutschland einen Namen gemacht und zählt zu den besten Köchen des Landes. Der viel beschäftigte Meisterkoch avancierte nebenbei zum Fernsehstar und verwirklichte seine ausgefallene Idee des "Heligourmet". Von 2006 bis 2017 kochte er zusammen mit Horst Lichter in der Sendung "Lafer! Lichter! Lecker!". Seit 2008 moderiert er im Wechsel mit anderen Fernsehköchen "Die Küchenschlacht". 2014 und 2015 war er als Hauptjuror in "Deutschlands bester Bäcker" zu sehen; 2015 außerdem in "Deutschlands bester Weihnachtsbäcker".

Johann Lafer wurde am 27. September 1957 in St. Stefan nahe Graz in der Steiermark geboren. Nach einer Ausbildung als Koch im Restaurant "Gösser-Bräu" in Graz arbeitete er drei Jahre im Hamburger "Le Canard" bei Josef Viehhauser. Bereits 1980 erhielt er die Auszeichnung als bester deutscher Patissier und ein Jahr später seinen ersten Stern im Guide Michelin. Bald darauf wurde er Chefpatissier im Restaurant Aubergine bei Eckart Witzigmann in München und arbeitete an einigen von Witzigmanns Büchern mit. 

Von Paris nach Guldenthal

 Nach einem Abstecher nach Paris zu Gaston Lenôtre, dem König der Zuckerbäcker, wurde Lafer 1983 Küchenchef im "Le Val d'Or" in Guldenthal, in dem er 1987 seine Küchenmeisterprüfung mit Auszeichnung bestand. Im selben Jahr wurde er mit einem zweiten Stern im Guide Michelin ausgezeichnet und übernahm im folgenden Jahr das Restaurant "Le Val d'Or" als Besitzer. Auf Grund des überaus großen Erfolges eröffnete Lafer 1994 ein zweites "Val D'Or" in Stromberg, wo er gemeinsam mit seiner Frau auch das Gasthaus "Turmstube" und das "Stromburg Hotel" betreibt. Zwei Jahre später rief Johann Lafer seine eigene Kochschule "Table d'Or" ins Leben, an die er ein eigenes Kochstudio für seine TV-Produktionen angliederte. 

Der Österreicher bekam bereits zahlreiche Auszeichnungen verliehen und wurde 1997 vom Gault Millau zum Koch des Jahres gekürt. Im Jahr 2002 verwirklichte sich der Meisterkoch einen Traum: Er machte seine Prüfung zum Helikopter-Pilot und bietet nun unter dem Namen "Heligourmet" ausgefallene und exklusive kulinarische Touren an. Populär wurde Lafer einem großem Publikum durch seine vielen Fernsehauftritte und durch eigene Sendungen wie "Genießen auf gut deutsch", "Lafers Himmel und Erd", oder "Johann Lafer Culinarium", mit der es der Sternekoch bis 2006 auf bereits 300 Folgen gebracht hatte. 

"Guide Michelin" und "Gault Millau"
 Bis zuletzt war Johann Lafer unter anderem mit einem Stern im "Guide Michelin", 17 Punkten im "Gault Millau" für sein Restaurant "Stromburg" und dem "5 Star Diamond Award" ausgezeichnet. Auch hohe Staatsmänner und Weltstars schätzen seine Küche: Lafer kochte bereits für Michail Gorbatschow, Jacques Chirac, Helmut Kohl, Bill Clinton und Boris Becker und richtete ein Bankett für die UNO-Vollversammlung aus. 


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Thema Ernährung setzt die Menschen in Deutschland unter Druck, ergibt die neue Nestlé Studie "So is(s)t Deutschland 2024". Die Ansprüche an sich selbst steigen, und damit auch die Unzufriedenheit.

Eine aktuelle Studie von Wirtschaftsgeographen der Universitäten Osnabrück und Heidelberg zeigt: Zwar sind diese multiplen Krisen für einen großen Teil der Betriebe existenzbedrohend, aber viele Betriebe gehen auch gestärkt aus den schwierigen Zeiten hervor. 

Bartender Jakob Habel aus München gewinnt den renommierten Cocktailwettbewerb «Made in GSA». Sein Drink enthält Kräuterlikör, Gelben Muskateller, Gebirgsenzian sowie einen besonderen Saft.

Der Brauereiriese Heineken will in England 62 Kneipen wiedereröffnen, die in den letzten Jahren geschlossen wurden. Zugleich will das Unternehmen 39 Millionen Pfund in die Renovierung von Hunderten von Standorten im Vereinigten Königreich investieren.

Eine junge weiterentwickelte Volksmusik, bodenständige Gruppen mit neuem Anspruch, ein Tanzboden - das war das Markenzeichen des Herzkasperlzelts auf der Oidn Wiesn auf dem Oktoberfest. Damit lockte Münchner Wirt Beppi Bachmaier über Jahre seine Fans. Dieses Jahr wird er wahrscheinlich nicht dabei sein. 

Künftig werden in einem Stück Krefelder Stadtgeschichte Burger serviert: Peter Pane eröffnet am 16. Mai ein neues Restaurant im "Et Bröckske". Für das Unternehmen ist es der 53. Standort in Deutschland.

Auch für die diesjährige Fußball-Europameisterschaft konnten der DEHOGA und die BVMV mit der GEMA wieder einen EM-Sondertarif verhandeln. Ein Webinar klärt über die verschiedenen Tarife auf.

Am 4. und 5. Mai verwandelte sich die Allianz Arena in einen Kulinariktempel mit mehr als 1.000 Gästen. Die insgesamt sechs Finalisten des Wettbewerbs „Koch des Jahres“ wurden im Live-Wettbewerb und über den Publikumsentscheid auserkoren. 

Starbucks lieferte jetzt ein Quartalsergebnis ab, das Anleger nicht überzeugte. Der Gewinn stieg weniger deutlich als erwartet. Ein Grund dafür klingt kurios: Starbucks hat zu viele Kunden -  allerdings zu falschen Zeiten.

Es geht um mehr Geld und um Tarifbindung. Sowohl die Stundenlöhne als auch die Zuschläge sollen steigen. Doch das Unternehmen sieht sich hier schon über dem Branchendurchschnitt.