Unter Kritikern und Fachleuten in Deutschland und Österreich wurde intensiv diskutiert, ob der Guide Michelin nicht einen anderen Koch als Juan Amador mit dem dritten Stern hätte ehren sollen. Alexander Huber, Präsident der Jeunes Restaurateurs (JRE), nimmt dazu Stellung und wünscht sich eine flächendeckende Michelin-Ausgabe für Österreich.
„Diese Diskussion führt in eine falsche Richtung. Juan Amador ist ein hervorragender Koch und hat seine außergewöhnliche Kochkunst immer wieder unter Beweis gestellt. Und ja, es gibt viele junge Köche in Österreich, die die Küche des Landes vorangebracht haben. Alle haben ihre Auszeichnungen verdient. Wer am Ende den dritten Stern bekommt, ist zweitrangig. Es geht um die Wertschätzung der Landesküche, die mit der Auszeichnung des ersten Drei-Sterners zum Ausdruck gebracht wird.
Ich bin zudem der Meinung, dass wir unseren Radius größer ziehen sollten: Es geht um die Küche im deutschsprachigen Raum insgesamt. Sollten wir nicht gemeinsam und mit allen Protagonisten versuchen, diese Küche stärker in den Fokus zu stellen? Könnte es nicht ein gemeinsames Ziel aller ambitionierten Köche in Österreich, Deutschland und der deutschsprachigen Schweiz sein, die nächste Weltküche zu kreieren? Die regionalen Küchen und die Köche aller drei Länder haben das Potenzial dazu. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten wir nicht neidisch auf die anderen schauen, sondern uns gegenseitig motivieren. Eine flächendeckende Michelin-Ausgabe für Österreich wäre sicher auch hilfreich.“
Zuvor hatte Florian Scheuba, Österreichischer Kabarettist und Food-Journalist im „Standard“ geschrieben „Das ist ein Offenbarungseid für den Guide Michelin, weil er zeigt, dass er mittlerweile fachlich irrelevant ist. Es sei einem Herrn Amador herzlich vergönnt, aber angesichts der Tatsache, dass in Wien auch ein Herr Reitbauer, die Herren Mraz und Filippou tätig sind, ist die Bewertung eher befremdlich. Es zeigt, dass hier eine Küche forciert wird, die nicht 2019 ist. In allen anderen Fällen wäre die Entscheidung nachvollziehbarer gewesen.“ Und Severin Corti, Restaurantkritiker des „Standards“ sage „Grundsätzlich eine gute Nachricht für den Tourismusstandort. Natürlich kocht Herr Amador sehr gut und offensichtlich auf Drei-Sterne-Niveau, aber es zeugt auch von einer inzwischen sehr überkommenen Idee von feinem Essen.“
Die Kritik aus Österreich hatte bereits der Gastrokritiker Jürgen Dollase gekontert und schrieb aus „eat – drink – think“: „Eigentlich müsste sich jeder, der irgendetwas mit gutem Essen zu tun hat, über den dritten Stern für Juan Amador in Wien freuen. Es trifft schließlich einen Koch, der das Kunststück vollbracht hat, in drei verschiedenen Restaurants dieses Niveau zu realisieren. Jeder Praktiker weiß, dass so etwas nicht von heute auf morgen geht, sondern akribische Arbeit in einem komplizierten, multifaktoriellen System voraussetzt. Die Auszeichnung für Juan Amador trifft also einen echten Profi, einen echten Meister seines Faches.“
Dem ein oder anderen Kollegen in Österreich passe das aber offensichtlich gar nicht. Die Reaktionen auf die Ehrung Juan Amadors zeigten teilweise ein überraschend niedriges Reflektionsniveau, seien unsachlich, unlogisch, auch aufgeregt und verrieten zudem im Hintergrund erstaunlich autoritäre Positionen.