Übernahme schafft neuen europäischen Marktführer im Essenslieferdienst
Die Europäische Kommission hat grünes Licht für die Übernahme von Just Eat Takeaway durch den niederländischen Technologiekonzern Prosus gegeben. Der Kaufpreis liegt bei 4,1 Milliarden Euro, die Annahmefrist für das Angebot an die Aktionäre endet am 1. Oktober 2025. Just Eat Takeaway, bekannt als Mutterkonzern von Lieferando, wird damit Teil des europaweit agierenden Prosus-Konzerns, der zur südafrikanischen Mediengruppe Naspers gehört.
Voraussetzungen: Prosus muss Anteil an Delivery Hero deutlich reduzieren
Um eine Einschränkung des Wettbewerbs zu vermeiden, macht die EU-Kommission die Übernahme von strengen Bedingungen abhängig: Prosus muss seinen Anteil am Konkurrenten Delivery Hero innerhalb von zwölf Monaten von bislang knapp 28 Prozent auf eine einstellige Prozentzahl verkleinern. Prosus sowie die Muttergesellschaft Naspers dürfen zukünftig keine Vertreter für den Vorstand oder Aufsichtsrat von Delivery Hero vorschlagen und ihre Stimmrechte nicht mehr ausüben. Mit diesen Auflagen soll der offene Wettbewerb zwischen den wichtigen Plattformen für Essenslieferungen in Europa gesichert bleiben.
Wettbewerb und Zukunftsperspektive
Die EU-Kommission sieht durch diese Auflagen ihre anfänglichen Bedenken ausgeräumt, dass Prosus nach der Übernahme kein gesteigertes Interesse mehr an echtem Wettbewerb hätte. Die Kommission beobachtet die Branche weiterhin und spricht eine deutliche Warnung aus: „Wir werden kein wettbewerbswidriges Verhalten dulden, das Verbrauchern schaden könnte“, betont EU-Kommissarin Teresa Ribera.
Das Markumfeld bleibt von weiteren Übernahmen geprägt: Während Prosus seine Anteile an einem Rivalen reduziert, ist der US-amerikanische Konkurrent Doordash auf Expansionskurs in Europa und übernimmt parallel den britischen Dienst Deliveroo. Auch in Deutschland entsteht durch die neuen Eigentümerverhältnisse ein europäischer Führungsanspruch im Essensliefergeschäft.
Just Eat Takeaway: Marktstellung und strategische Ausrichtung
Just Eat Takeaway ist in zahlreichen europäischen Ländern aktiv und dominiert mit Lieferando den deutschen Markt für Online-Essensbestellungen. Nach aktuellen Statista-Daten nutzen rund 79 Prozent der Deutschen Lieferando für Bestellungen, der Umsatz in Deutschland lag 2024 bei 720 Millionen Euro. Das Unternehmen bietet Restaurants eine digitale Plattform samt Logistikservice mit tausenden Fahrern. Durch die Übernahme will Prosus die Plattform bespielen, Innovationen im Bereich Künstliche Intelligenz vorantreiben und von reinen Lieferdiensten zu einer umfassenden Service-Plattform weiterentwickeln, wie Prosus-CEO Fabricio Bloisi erläutert: „Unser Ziel ist klar: Wir wollen einen echten europäischen Tech-Champion aufbauen und die nächste Innovationsphase im Bereich Essenslieferung anführen“.
Übernahmeprozess und weitere Schritte
Aktionäre von Just Eat Takeaway können ihre Anteile noch bis zur Annahmefrist andienen. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten sie innerhalb von drei Geschäftstagen den Angebotspreis. Die Mindestannahmeschwelle liegt bei 80 Prozent, Prosus kann sie auf 67 Prozent senken. In diesem Fall würde Prosus als Mehrheitsaktionär agieren, auf Zwangsabfindungen oder vollständige Übernahmen jedoch verzichten.













