In einer Talkshow sprach Tim Mälzer offen darüber, warum er sich von der Sterneküche abgewendet hat. In einem Londoner Luxushotel erlebte er in den 1990er Jahren ein "unterirdisches" Arbeitsumfeld, in dem Gewalt zum Alltag gehörte.
Mit dem Ansatz, »aus wenigen, einfachen Zutaten ein leckeres Menü zu zaubern«, begann Tim Mälzer seine Karriere als Fernsehkoch. Der 53-Jährige betont immer wieder in seiner Sendung »Kitchen Impossible«, dass er die Sterneküche als zu verkopft empfindet und sich selbst eher als Verfechter einer bodenständigen "Herzküche" sieht.
In der NDR-Talkshow »Deep und Deutlich« sprach Mälzer nun darüber, dass die harten Arbeitsbedingungen in der Sternegastronomie ebenfalls zu seiner Entscheidung beigetragen haben, diesen Bereich zu verlassen. Psychische und physische Gewalt waren vor allem in seiner Zeit im Hotel Ritz in den 1990er Jahren allgegenwärtig. Er räumte ein, dass auch er sich damals Fehlverhaltens schuldig gemacht habe.
Nach seiner Ausbildung in Hamburg schlug Mälzer zunächst den "klassischen Karriereweg Richtung Sternegastronomie" ein. Eine Station auf diesem Weg war die Küche des Luxushotels "Ritz" in London, wo er 1995 eine Stelle als Koch antrat.
In der Talkshow berichtete er den Gastgebern Aurel Mertz und Aminata Belli von den extrem schlechten Umgangsformen in der Küche. "Wir waren rassistisch, wir waren sexistisch, wir waren alles", so Mälzer. Körperliche Gewalt war ebenfalls keine Seltenheit. Er erinnerte sich an einen Vorfall, bei dem ein Kollege mit einem heißen Messer verbrannt wurde, weil er die Stopfleber nicht schnell genug geschält hatte. Ein anderes Mal sei ein Kollege von sechs Personen zusammengetreten worden, weil er den anderen "massiv auf die Nerven ging".
Mälzer betonte, dass er selbst zwar nie aktiv gewalttätig wurde, sich aber dennoch als Mittäter sieht, weil er tatenlos zusah.
Ein einschneidendes Erlebnis in London brachte schließlich das Ende seiner Karriere in der Spitzengastronomie. Das Hotel Ritz hatte ein Essen für die britische Königsfamilie ausgerichtet, und das Küchenteam tagelang hart gearbeitet. Doch statt Lob für die erbrachte Leistung gab es nur harsche Kritik: Der Küchenchef wurde so lautstark angeschrien und beleidigt, dass er einen Nervenzusammenbruch erlitt. Am nächsten Tag reichte Mälzer seine Kündigung ein.
Trotz allem ist Mälzer heute dankbar für seine Erfahrungen in London: »Das hat mir die Möglichkeit gegeben, die Entscheidung zu treffen, so nicht zu werden.« Heute sieht er sich als einen Chef, der sich um das Wohl seiner Mitarbeitenden kümmert.