Schulessen verbessern: «Wir müssen alle an einen Tisch»

| Gastronomie Gastronomie

Seit fast zehn Jahren vergibt das Deutsche Netzwerk Schulverpflegung (DNSV) den «Goldenen Teller». Nach einer coronabedingten Pause im vergangenen Jahr ist es am nun wieder soweit. Eine der vielen Schulmensen in Deutschland wird gewürdigt, weil sie besonderen Wert auf eine gesunde, nachhaltige und schmackhafte Ernährung legt. Es gebe viele tolle Beispiele, sagt der DNSV-Vorsitzende Michael Polster. «Aber wir haben es in den vergangenen Jahren nicht geschafft, das Thema Ernährung als Querschnittsthema in allen Schulgesetzen zu verankern.» Das jedoch sei erforderlich, um tatsächlich eine Veränderung in der Ernährungspolitik zu erreichen.

Ernährung müsse in den Schulalltag integriert werden, so Polster. Bundesweit gebe es zahlreiche Projekte, die dies zum Ziel hätten. «Die Stetigkeit und Nachhaltigkeit fehlt jedoch.» Unterstützung findet der Verein beim Sterne- und TV-Koch Stefan Marquard, der sich mit seinem Projekt «Sterneküche macht Schule» für gesunde Ernährung an Schulen einsetzt. «Wir müssen alle an einen Tisch und gemeinsam etwas bewegen», betont Marquard. Kind, Eltern, Lehrer, Schule, Caterer - alle seien gefragt. «Aber ohne die Politik kommen wir am Ende nicht weiter.» Die Köchin und Grünen-Politikerin Sarah Wiener hält es für wichtig, dass das Thema Ernährung bei der Ausbildung von Lehrkräften mehr Gewicht bekommt.

Marquard geht in die Schulen, um mit Kindern und Jugendlichen zu kochen - und Spaß an gesunder Ernährung zu vermitteln. Sein Anliegen: Zeigen, was Kochen bedeutet. Den Umgang mit Lebensmitteln zeigen. Und: Die Kinder animieren, «ihre Eltern zu infizieren».

Der gebürtige Franke wendet sich aber auch an die Caterer. «Die müssen wir unterstützen, dass sie mit kleinem Budget regional und vernünftig kochen können», betont er. Hier sieht der Koch einen entscheidenden Aspekt. Denn der Preisdruck auf die Caterer ist groß. Der Koch hat sich deshalb Herstellungsprozesse angeschaut - und sich an frühere Herangehensweisen erinnert. Statt etwa Gemüse mit Wasser zu blanchieren, aktiviert er es mit einer Salz-Zucker-Mischung. «Das spart Energie und Wasser», schildert er.

Auch seine Kollegin Wiener engagiert sich seit Jahren für gesunde Ernährung für Kinder, sie hat eine nach ihr benannte Stiftung. «Denn ich möchte, dass jedes Kind gut isst», sagt sie. Um möglichst viele Kinder zu erreichen, wendet sie sich mit ihrem Team vor allem an pädagogische Einrichtungen: «Kern unserer Arbeit sind Fortbildungen für Fach- und Lehrkräfte aus Kitas, Grundschulen und außerschulischen Lernorten.» Mehr als 26 000 Lehrkräfte hätten bislang teilgenommen.

Ihr Projekt «Ich kann kochen!» richtet sich an Drei- bis Zehnjährige. Mehr als eine Million Kita- und Schulkindern haben nach Angaben der Stiftung seit 2015 daran teilgenommen. Und auch hier geht es darum, die Eltern mit einzubeziehen - und zunehmend auf regionale Lebensmittel zu setzen. Dafür arbeitet Köchin Wiener beispielsweise in Berlin mit dem Senat zusammen bei Projekten wie «Vom Acker in den Mund!» oder «Meinem Schulessen auf der Spur!», in dessen Rahmen etwa Besuche auf Biobauernhöfen in der Region erfolgen.

In Berlin wurde unter Rot-Rot-Grün 2019 für Grundschüler der Klassen eins bis sechs eine Gratismahlzeit eingeführt. Unter dem Motto «Berlin isst so» soll zudem eine Strategie entwickelt werden, in der Aspekte wie Regionalität und Nachhaltigkeit insgesamt eine Rolle spielen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Konflikt im Gazastreifen belastet auch die Umsätze von McDonald’s. Nun scheint die Situation für den Franchisenehmer nicht mehr tragbar zu sein. Das Unternehmen verkauft seine 225 Restaurants in Israel zurück an McDonald’s.

Zahlreiche asiatische Restaurants reihen sich an der Kantstraße aneinander. Vor 25 Jahren hat der Berliner Koch The Duc Ngo dort sein erstes Restaurant eröffnet. Zeit für eine kleine Spurensuche.

The Duc Ngo serviert vor allem asiatische Fusion-Küche. Doch der Berliner Koch will auch deutsches Essen wieder hip machen. Ngo kam 1979 aus Vietnam nach Deutschland. Er betreibt eigenen Angaben nach hierzulande 14 Restaurants.

Die Teilnehmer für die diesjährige Ausgabe des Live-Wettbewerbs Koch des Jahres stehen fest. Im schriftlichen Vorentscheid konnten sich sechzehn Kandidaten aus 400 Bewerbungen durchsetzen. Sie werden am 5. Mai in der Allianz Arena im Halbfinale des Wettbewerbs antreten.

Der Guide Michelin hat in Hamburg seine Sterne für die Restaurantküchen in Deutschland verliehen – so viele wie nie zuvor. Insgesamt 340 Betriebe können sich in diesem Jahr mit mindestens einem Stern schmücken. Neu im Sterne-Olymp mit drei Sternen ist das oberbayerische Restaurant «Ess:enz» von Edip Sigl.

Das Restaurant „Prosecco“ ist seit mehreren Jahrzehnten ein beliebtes Lokal in Salzburg. In vier Wochen wird das Lokal den Namen allerdings in „Animo by Aigner“ ändern müssen. Der Grund: der italienische Weinverband Prosecco hat mit rechtlichen Schritten gedroht.

Während des Frühlingsfestes in Stuttgart darf auf dem gesamten Gelände am Neckar kein Cannabis geraucht werden. Zuvor hatten sich schon die Festwirte gemeinsam darauf verständigt, Kiffen in den Zelten nicht zu erlauben.

Bahn frei für burgerme’s ersten DB Store. Das Unternehmen geht erstmalig eine Kooperation mit der Deutschen Bahn ein. Anfang April hat burgerme seine Tore am Hauptbahnhof in Dessau geöffnet.

Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage in 155 Tourismusorten geben Anlass zur Sorge: Ein Rückgang im Gastronomieangebot droht Urlaubern wie Einheimischen den Platz am Wirtshaustisch zu erschweren.

Pressemitteilung

Die Suche nach innovativen Produkten und Konzepten für die Gastronomie, Hotellerie und Catering hat wieder begonnen! Der Gastro Vision Förderpreis geht in die nächste Runde und ruft Gründer, Startups und Visionäre auf, sich zu bewerben. Bereits zum 17. Mal zeichnet der Preis herausragende Ideen und kreative Unternehmertätigkeit in den zwei Kategorien aus. Die Bewerbung ist gestartet und läuft bis 15. September 2024.