Solo Dining - Mehr «Alleinesser» in Deutschlands Restaurants

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Zeit für sich selbst haben und genau das essen, was man möchte, ohne Rücksicht auf andere. Solo Dining scheint mittlerweile eine verbreitete Praxis zu sein.

So ist etwa die Zahl der Einzelgäste in Deutschlands Restaurants laut der Reservierungsplattform OpenTable gestiegen: Von August 2023 bis Juli 2024 verzeichnete der Anbieter 18 Prozent mehr Einzelbuchungen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

«Es ist mittlerweile viel gesellschaftsfähiger geworden, allein zu essen», sagt Nicola Easterby, Travel- und Foodbloggerin aus London. Restaurants kämen inzwischen in der Regel auch Alleinreisenden entgegen. Manche böten Sitzplätze an der Theke oder einen Tisch an, den sich mehrere Personen teilen könnten, sodass sich das Essen jemand Einzelnen weniger unangenehm anfühlen kann.

Nicht auf dem Präsentierteller

Cornelia Poletto etwa hat beim Umbau ihres nach ihr benannten Hamburger Restaurants vor zwei Jahren extra Einzelplätze kreiert. «Es sind Nischen am Fenster, aus denen man die Aussicht genießen kann», sagt die Spitzenköchin. Drei solche Plätze in Fenstern und zwei andere kuschelige Ecken bieten einen geschützten Platz, sodass man nicht auf dem Präsentierteller sitzt. «Das Konzept hat sich sehr bewährt und kommt gut an», sagt Poletto.

Denn so sehr es mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert sein mag, gehört nach Ansicht der Unternehmerin noch immer Mut dazu, allein essen zu gehen. Um die Hemmschwelle abzubauen, setzt sie auf ein geschultes Team, das Einzelgäste berät und sich mit ihnen unterhält.

Außerdem gibt es verschiedene Weine zum Probieren im Glas statt einer ganzen Flasche oder Vorspeisen, die in der Menge und Größe angepasst werden können. «Wir müssen als Gastronomen dafür sorgen, dass ein Gast, der allein kommt, sich wohlfühlt, und, dass sich niemand umguckt, nur, weil man allein sitzt», sagt Cornelia Poletto. Schließlich könnte ein Einzelner das nächste Mal mit Freunden oder Familie wiederkommen.

Gute Vorbereitung hilft

Wer befürchtet, sich während des Essens zu langweilen, kann ein Buch mitnehmen, schlägt Nicola Easterby vor. Oder Sie nutzen die Gelegenheit, mit den Kellnern oder Barkeepern ins Gespräch zu kommen. Cornelia Poletto rät ihren Gästen außerdem, sich vorher über die Speisekarte zu informieren, um Überraschungen zu vermeiden. 

Easterbys Tipp: Keine große Portion bestellen, die man allein nicht aufessen kann. Am besten den Kellner oder die Kellnerin fragen, was für eine Person zu empfehlen ist. Bleibt am Ende doch etwas übrig, können Sie immer noch um eine Box zum Mitnehmen für die Reste bitten.

Reservierung ist erwünscht

Cornelia Poletto geht selbst hin und wieder allein essen. Sie könne das genießen und dabei abschalten, spreche aber dann gerne mit den Mitarbeitenden oder den Köchen, sagt sie. Während in ihrem eigenen Restaurant eine Reservierung ohnehin wichtig ist, empfiehlt sie diese aber auch Einzelgästen. 

Auch Nicola Easterby empfiehlt Allein-Ausgehenden, generell im Voraus zu reservieren, um unangenehme Situationen zu vermeiden. «So müssen Sie nicht anstehen oder allein auf einen freien Tisch warten», sagt die Bloggerin.

Also am besten vorher Bescheid sagen, dass Sie allein unterwegs sind und gerne einen passenden Tisch hätten. Vielleicht gefällt Ihnen auch ein großer Tisch für viele, um zu kommunizieren. «Je mehr man weiß, desto besser kann man sich darauf vorbereiten», sagt Cornelia Poletto.

Am Katzentisch gelandet?

In manchen Restaurants kann man allerdings gar keinen Tisch für eine Person reservieren, sagt die Unternehmerin. Alles ist für mehrere Personen eingedeckt, weil sich das sonst für die Gastronomen nicht rechnet. Denn ein Tisch ist sozusagen nie ein Einzeltisch, sondern kann mindestens von zwei Personen besetzt werden. Im Ausland gebe es das schon eher als in Deutschland, etwa in New York oder in skandinavischen Top-Restaurants. 

Wer also nicht den Platz bekommen möchte, den sonst keiner will, kann bewusst ein Restaurant wählen, von dem er oder sie weiß, dass es dort etwa Sitzplätze am Tresen oder gemeinsame Tische gibt. Und sollten Sie doch an einem Katzentisch gelandet sein, fragen Sie einfach nett und nicht vorwurfsvoll, ob nicht noch etwas anderes frei ist.

Mischtisch für mehr Gemeinschaft

Dem Bedürfnis von Einzelpersonen, die beim Essen Gemeinschaft suchen, trägt der Mischtisch Rechnung, den der bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga bewirbt. Über 100 Betriebe sind dort mittlerweile dabei.

Das Konzept: Einzelpersonen werden an einem Tisch zusammengebracht – ob spontan oder als bewusste Entscheidung. Mindestens ein Mischtisch ist in den teilnehmenden Cafés, Restaurants oder Bars für diesen Zweck vorgesehen und entsprechend ausgewiesen. 

Laut Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Dehoga Bayern, ist die Resonanz gut. Sodass inzwischen auch der sächsische Dehoga-Landesverband das Projekt übernommen und erfolgreich gestartet hat. Was dort zudem als wichtiger Aspekt gesehen werde: ältere Menschen zusammenzubringen und sie so vor Vereinsamung zu bewahren. (dpa)


 

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