Starkes Jahresergebnis für Mitchells & Butlers

| Gastronomie Gastronomie

Mit den von ihr betreuten 43 deutschen Erlebnisgastronomie-Betrieben der Marken ALEX und Brasserie sowie dem Steakhouse-Konzept Miller & Carter hat die Mitchells & Butlers Germany GmbH im zurückliegenden Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum von 12,6 Prozent auf 141,6 Millionen Euro gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 erzielt. Der Gewinn stieg im gleichen Zeitraum um zehn Prozent.

Dieses Plus in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld sei umso erfreulicher, als es rein rechnerisch mit einer geringeren Betriebsfläche als 2019 erzielt wurde, erklärte das Unternehmen. Denn vier Schließungen von teilweise nicht profitablen ALEX-Outlets in Berlin, Bielefeld, Bremen und Heilbronn stand mit der Mitte vergangenen Jahres gestarteten Brasserie im Frankfurter MyZeil-Shoppingcenter nur eine Neueröffnung gegenüber.

Bernd Riegger, seit der Übernahme der ALEX-Kette durch den britischen Vollgastronomen Mitchells & Butlers im Jahre 1999 Geschäftsführer der in Wiesbaden ansässigen Mitchells & Butlers Germany GmbH (MABG), sieht die strategische Ausrichtung des Unternehmens durch dieses Ergebnis bestätigt: „Eines unserer Hauptziele im vergangenen Geschäftsjahr war die Erhöhung der Produktivität über den Bestand.“

Eine Zielsetzung, die auch dem durch Corona eingebremsten Expansionswunsch geschuldet war. Stattdessen konzentrierte sich MABG auf die Vergrößerung der Flächen in drei bestehenden Betrieben (Paderborn, Zwickau und Karlsruhe) und verpasste dem ALEX Mainz sowie dem ALEX Ludwigshafen im Frühjahr und Herbst 2022 ein Redesign. Mit diesen beiden Pilotbetrieben läutete das Unternehmen eine Konzeptumstellung – weg vom mediterranen und hin zum modern-urbanen Look – ein, die mittelfristig in allen deutschen ALEX-Betrieben realisiert werden soll.

Natürlich muss das Umsatz-Plus von 15,8 Mio. Euro im Vergleich zu 2019 (+67,8 Mio. i. Vgl. zu 2021) auch vor dem Hintergrund der Preiserhöhungen aufgrund von gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen und erhöhten Mindestlöhnen gesehen werden. Bernd Riegger betont: „Wir haben die Preise seit 2019 nur sehr moderat um insgesamt etwa zehn Prozent angehoben und eigentlich einkalkuliert, dass sich Mehraufwendungen in den Bereichen Logistik, Energie, Personalkosten und Nahrungsmittel nicht vollumfänglich umlegen lassen und sich damit auf unsere Ertragslage auswirken würden.“

Erfolgsfaktoren 2022

Dass der Gewinn 2022 gegenüber 2019 dennoch um zehn Prozent zulegen konnte, ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Obwohl die ersten Monate des vergangenen Jahres noch von Corona-Restriktionen geprägt waren und trotz verringerter Fläche gegenüber 2019, ist die Anzahl der Gäste im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr deutlich gestiegen. Mit Blick auf den ökonomischen Gesamtkontext hat sich der Systemer offenbar schneller erholt als andere Gastronomieunternehmen.

Bernd Riegger: „Wir beobachten zwei Effekte: Ein zunehmendes Trading-down, also Menschen, die in günstigere Restaurants gehen als vor der Krise, weil Inflation und höhere Energiepreise auf das verfügbare, oftmals nicht gestiegene Nettoeinkommen drücken. Andererseits hatten sehr viele Menschen durch die Erhöhung des Mindestlohns, der ja in vielen Unternehmen bereits auf Mitte letzten Jahres vorgezogen wurde, plötzlich mehr Geld zur Verfügung und wollten sich etwas gönnen.“ 

MABG hat zwar im Vergleich zu 2019 an Fläche verloren. Aber die neuen Betriebe, die erst 2019 eröffneten (ALEX Hamburg Überseebrücke, ALEX Frankfurt MyZeil, Miller & Carter Steakhouse Frankfurt) und ihr Potenzial daher coronabedingt noch nicht richtig entfalten konnten, verdoppelten praktisch ihre monatlichen Umsätze in 2022. Dazu gesellten sich die beiden ALEX in Mainz und Ludwigshafen, die 2022 für rund 1,1 Mio. Euro (aus eigenen MABG Cashflow-Beständen) nach dem neuen „Urban Living“-Leitthema umgebaut wurden und ihre monatlichen Umsätze nach der rund sechswöchigen Schließung im Vergleich zu 2019 um bis zu 30 Prozent anheben konnten.

Die Personalsituation hat sich mittlerweile mindestens auf Vor-Corona-Niveau stabilisiert (2.260 Beschäftigte zum 1. März 2023 gegenüber 2.038 zum Jahresende 2019). Dadurch konnte MABG das höhere Gastaufkommen gut handeln, auch wenn Terrassen noch im letzten Sommer teilweise geschlossen werden mussten, weil der Ansturm aufgrund von Personalengpässen nicht zu bewältigen war. Immerhin sind während der coronabedingten Betriebsschließungen rund 600 Arbeitskräfte abgewandert, primär Minijob- oder Teilzeit-Beschäftigte. Beim Kernpersonal stellte sich die Situation weniger problematisch dar. 

Bernd Riegger hat noch eine weitere Begründung für das Geschäftsjahresergebnis: „Wir haben die permanenten Krisen gut überstanden, weil wir in der Vergangenheit solide gewirtschaftet haben und als eingespieltes Management-Team, das mit wenigen Ausnahmen seit über 20 Jahren zusammenarbeitet, flexibel auf alle Herausforderungen reagieren konnten. Vor allem aber haben wir den Fokus auf unsere Mitarbeitenden und unsere Gäste nie verloren. Der Gast ist König und wir verstehen uns als Gast-Wirte. Das mag vielleicht etwas konservativ klingen, aber wir sind der festen Überzeugung, dass weiche Faktoren, wie Wertschätzung und Gastlichkeit, Emotionen und Erlebnisse neben einem attraktiven gastronomischen Angebot zu einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis der Schlüssel zu unserem Erfolg sind.“

Ausblick 2023

Das Thema Expansion hat nach der Corona-Pause einen neuen Stellenwert erhalten. Das Motto ist Qualität vor Quantität. Die Immobilienangebote müssen überzeugen, die Mietzeiträume großzügig bemessen sein. „Da wir alle Restaurants selbst betreiben, liegt unser Fokus auf der Rentabilität jedes einzelnen Outlets. Wir müssen also nichts übers Knie brechen.“

Zum Jahresende soll ein neues ALEX in der Dreiländergalerie in Weil am Rhein eröffnen. Der Vertrag ist bereits unterschrieben. Eine weitere Vertragsunterzeichnung steht kurz bevor. Viel Geld aus dem eigenen Cashflow wird MABG in den kommenden Jahren für die ALEX-Konzepterneuerung in die Hand nehmen. Dass es deutlich mehr sein wird, als ursprünglich geschätzt, wird sich auf die kalkulierte Zeitspanne von vier Jahren bis zur Realisierung in allen deutschen Betrieben auswirken.

Aufgrund erheblich gestiegener Kosten – von Baumaterial über Handwerkerleistungen bis zum Interieur – rechnet MABG statt mit 350.000 Euro Investitionsvolumen pro Betrieb mittlerweile mit rund 600.000 Euro. In 2023 sind daher derzeit nur vier Umbauten geplant, gerade läuft schon die Umgestaltung in Regensburg und Braunschweig. Für das laufende Geschäftsjahr prognostiziert Bernd Riegger ein Umsatzwachstum von etwa 13 Prozent, wenn nicht wieder unvorhersehbare Ereignisse eintreten oder der Sommer komplett verregnet beziehungsweise zu heiß wird.

Die Themen Personalbeschaffung und -bindung sowie die Aus- und Weiterbildung in der 2001 gegründeten, unternehmenseigenen „Academy“ nehmen mehr denn je einen hohen Stellenwert bei MABG ein. Das drückt sich nicht nur in einem aufgestockten Recruiting-Team oder neuen Social Media Tools für One-Click-Bewerbungen aus, sondern ebenfalls durch ein erweitertes Programm an der Academy, zu dem u.a. auch Kurse zählen, die auf die Wertvorstellungen der Generation Z eingehen oder die Weiterqualifizierung von Quereinsteiger*innen ermöglichen.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind zwei weitere Fokusthemen, die eng miteinander verzahnt sind. In die Einführung und Optimierung von digitalen Prozessen – von Front-end bis Back-of-House wurden in den vergangenen Jahren bereits mehrere Millionen Euro investiert. Aktuell befasst sich ein eigens dafür zusammengestelltes Projektteam auf Management-Ebene mit den Themen Energiemanagement und -training. Ein Großteil des Energieverbrauchs entfällt bei MABG auf Kälte- und Kühleinrichtungen.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Dass Restaurants No-Show-Gebühren erheben, ist seit zehn Jahren ein laufender Prozess und in der gehobenen Gastronomie vielerorts der neue Standard. Immer mehr Restaurants in Deutschland bitten Gäste, die nicht erscheinen, zur Kasse. Wo die Gebühr erhoben wird, ist sie allerdings nur selten fällig.

Bereits zum fünften Mal hat METRO den Preis für nachhaltige Gastronomie verliehen. Ausgezeichnet wurden Gastronomiebetriebe für ihre kreativen nachhaltigen Konzepte und Initiativen. Erster Preisträger ist das Restaurant Ronja im Ringlokschuppen aus Mülheim an der Ruhr.

Immer wenn der Guide Michelin erscheint, werden Erfolgsgeschichten geschrieben oder tritt kurioses zu Tage. Rekordverdächtig dürfte die Auszeichnung des Romantik Hotels und Restaurant Hirsch auf der Schwäbischen Alb sein. Inhaber und Küchenchef Gerd Windhösel hat in diesem Jahr zum dreißigsten Mal einen Michelin-Stern erkocht.

Mit ihren «Neni»-Restaurants hat die Wiener Gastronomin Haya Molcho die orientalische Küche bekannt gemacht. Ein Teil der Erlöse eines neuen Gerichts kommt nun einem Schulprojekt in Marokko zugute.

Die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway hat mit zögerlichen Bestellern in Nordamerika zu kämpfen. Die USA und Kanada erwiesen sich im ersten Quartal weiter als Klotz am Bein und überschatteten das leichte Wachstum in Nord- und Westeuropa.

Der weltweit größte Franchisenehmer von TGI Fridays will die Kette kaufen und an die Börse bringen. Die Casual-Dining-Marke hat eine Vereinbarung mit dem britischen Unternehmen Hostmore plc über eine Übernahme aller Aktien im Wert von 220 Millionen Dollar getroffen. Es geht um fast 600 Restaurants in 44 Ländern.

Die Sonne lacht, kühle Getränke locken - und Cannabis-Rauchschwaden ziehen durch den Biergarten. Manche genießen die neue Freiheit, andere ärgern sich. Wie stehen die Bundesbürger zum neuen Leben mit der Droge?

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür erlässt die Staatsregierung nun Verbote für konkrete Bereiche. In Bayern wird das Kiffen auf Volksfesten und in Biergärten komplett verboten,

Gerichte entwickeln sich ständig weiter. Future Menus unterstützt Gastronomen dabei, auf die Vorlieben für einzigartige kulinarische Erlebnisse von Gen Z und Millennials zu reagieren. Dabei geht es um Lösungen für einige der größten Herausforderungen, vor denen unsere Branche heute steht.

In der neuen Folge von Kitchen Impossible am Sonntag stellt sich Tim Mälzer dem Koch des Jahres 2023, Miguel Marques. Gedreht wurde diese Folge beim Finale des Live-Wettbewerbs Mitte November 2023 im Kameha Grand in Bonn.