Stern für geschlossenes Restaurant: Guide Michelin nimmt Stellung

| Gastronomie Gastronomie

Ein Restaurant, das es nicht mehr gibt, aber trotzdem neu mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wird, Vorwürfe gegen den Betreiber, angebliche Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und wütende Kochkollegen. Viele große Medien tönen: „Skandal“. Der Guide Michelin sieht sich in Teilen getäuscht und veröffentlichte nun eine Stellungnahme.

Wie Tageskarte berichtete, geht es bei dem Fall um die „Alte Vogtei“ in Köngen im Kreis Esslingen. Das Restaurant wurde vom Guide Michelin 2019 neu mit einem Stern ausgezeichnet. Der Bürgermeister von Köngen, Otto Ruppaner, sagte allerdings der Stuttgarter Zeitung, dass seit dem Sommer definitiv kein Betrieb mehr in der „Alten Vogtei“ sei.

Die Stuttgarter Zeitung jedoch will über Informationen verfügen, wonach sich Lars und Nadine Volbrecht „in einer Nacht-und-Nebel-Aktion“ in die Schweiz abgesetzt“ und dabei „eine Menge unbezahlte Rechnungen zurückgelassen“ hätten. Zudem, so die Zeitung, würden angeblich Ex-Angestellte noch auf Gehälter warte. Ein Sprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft bestätigte der Stuttgart Zeitung, dass ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugs laufe.

In einem Facebook-Post zeigte sich der der Sternekoch Benjamin Maerz aus Bietigheim-Bissingen entsprechend wütend: Wenn man dann noch so dreist und kackfrech nach Berlin fahre, sich auf diese Bühne stelle und sich dann auch noch feiern und weitreichend fotografieren lasse, sei das Schlag ins Gesicht eines jeden Koches ist, der sich in seinem Leben nichts sehnlicher wünsche, als auf dieser Bühne zu stehen.

Um die Sache aufzuklären und den Schaden zu begrenzen, sah sich auch der Guide Michelin genötigt, eine Stellungnahme zu veröffentlichen:

„Im Guide MICHELIN Deutschland 2019 ist das Restaurant „Alte Vogtei“ in Köngen (Baden-Württemberg) mit einem Stern empfohlen. Zahlreiche Medien berichten nun übereinstimmend, dass das Restaurant seit geraumer Zeit geschlossen sei. Hierzu können wir Folgendes sagen:

Die Michelin Inspektoren haben das Restaurant für den Guide 2019 mehrfach getestet, zuletzt im Frühjahr 2018, und die Küchenleistung mit einem Stern bewertet.

Im Juni 2018 haben die Restaurantbetreiber den üblichen Fragebogen mit Angaben zu Öffnungszeiten, Ruhetagen usw. für den Guide 2019 an die Guide-Redaktion ausgefüllt zurückgeschickt.

Ende November 2018 haben die Restaurantbetreiber die Guide-Redaktion darüber informiert, dass das Restaurant wegen Sanierungsarbeiten infolge eines Schimmelschadens im Keller geschlossen sei und am 15. Januar 2019 wieder eröffnen werde.

Die Information, dass das Restaurant zu diesem Zeitpunkt bereits seit Monaten geschlossen war, wurde der Guide-Redaktion vorenthalten.

Am Freitag, 22. Februar 2019, teilten die Restaurantbetreiber der Guide-Redaktion in einem Telefonat mit, die Arbeiten hätten sich länger hingezogen. Die „Alte Vogtei“ werde nun im März 2019 wieder öffnen. Außerdem seien die Betreiber dabei, zusätzlich ein zweites gastronomisches Standbein in der Schweiz aufzubauen, die „Alte Vogtei“ solle aber der Schwerpunkt ihrer Aktivitäten bleiben.“

Als die Guide-Redaktion Ende November die Information über die Schließung des Restaurants erhielt, stellte sich die Situation zu diesem Zeitpunkt als eine vorübergehende Schließung wegen Sanierung dar. Das Restaurant blieb daher in der Liste der neu ausgezeichneten Adressen für 2019 erhalten."


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ruft zu Warnstreiks und Aktionen in der deutschen Systemgastronomie auf. Davor war die zweite Verhandlungsrunde über einen neuen Tarifvertrag ohne Ergebnis zu Ende gegangen.

Bisher war es schwer, koscheres Sushi in der Hauptstadt zu finden. Nun können auch Sushi-Liebhaber, die Wert auf koschere Speisen legen, dieses außergewöhnliche Angebot genießen. Die jüdische Gemeinde freut sich.

Die schlechteste Raststätte Deutschlands beim diesjährigen ADAC-Test liegt in Mecklenburg-Vorpommern. Die Anlage «Fuchsberg Süd» auf der A20 zwischen Wismar und Rostock erhielt die Gesamtnote «mangelhaft».

Das große Finale des Live-Wettbewerbs „Koch des Jahres“ wird am 21. Oktober im Kameha Grand in Bonn ausgetragen. Das Finale ist in diesem Jahr eine besondere Hommage an die Drei-Sterne-Legende Dieter Müller.

Die Imbisskette Pret a Manger steht im Zentrum eines Shitstorms. Zunächst geriet das Unternehmen ins Visier, weil es Pläne zur Expansion nach Israel hatte. Nun sieht es sich mit erneuten Protesten konfrontiert, weil diese Pläne gestoppt wurden.

In der Gastronomie ist zunehmend Kreativität gefragt, wenn es um die Gewinnung von Fachkräften geht. Ein Nürnberger Gastronom bietet deshalb Prämien an: 2.000 Euro für einen neu  eingestellten Mitarbeiter und 1.500 Euro als Dankeschön an die Person, die den Kontakt vermittelt hat.

Zu wenig Bio - das sorgt seit Jahren für Diskussionen rund um die Gastronomie auf dem Münchner Oktoberfest. Nun starten die Wirte erneut eine Initiative, um das Image des Fests in Sachen Ökologie aufzupolieren.

Wer eine Rastanlage entlang deutscher Autobahnen ansteuert, findet zuweilen eine durchwachsene Gastfreundlichkeit, hohe Preise und Nachlässigkeiten bei den sanitären Anlagen vor. Nur jede Fünfte schneidet «gut» ab. 

Ist allerorten von Konsum- und Kaufzurückhaltung die Rede, trifft die auf die Gastronomie im Umfeld des Einzelhandels nicht zu. Im Vergleich oftmals günstige Preise locken die Verbraucher. Die Handelsgastronomie verzeichnete dadurch begünstigt im Jahr 2023 einen Rekordumsatz von 11,7 Milliarden Euro - rund 16 Prozent mehr als im Vorjahr.

Seit knapp drei Jahren kreiert Haya Molcho gemeinsam mit Sodexo-Köchinnen und -Köchen exklusive Rezepte für die Speisepläne der Betriebsrestaurants. Die Zusammenarbeit geht nun in die nächste Runde.