The Duc Ngo: Gastronomie zwischen Tradition und Technologie

| Gastronomie Gastronomie

Kürzlich lud Lightspeed, Anbieter von cloudbasierten Kassensystemen und Bezahlplattformen, zu einem Live Talk ins „Hotel Amano East Side“ in Berlin. Rund 100 Gäste verfolgten die Diskussion über die Zukunft der Gastronomie, die Innovationskraft digitaler Werkzeuge und die Erfahrungen von The Duc Ngo, einem der bekanntesten Gastronomen Deutschlands. Der Berliner Unternehmer sprach über wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Chancen und Risiken der Branche – und über seine persönliche Rückkehr an den Herd.

Zwischen Esskultur und Systemgastronomie

„Ich hoffe einerseits, dass alles so bleibt, wie es ist“, sagte Ngo mit Blick auf die kommenden 25 Jahre, „aber ich fürchte, dass sich billige Ketten weiter durchsetzen und damit Esskultur und Orte des Austauschs verloren gehen.“ Die klassische Kiez-Kneipe, lange ein Treffpunkt verschiedener Generationen, sieht er im Rückgang. Als Gegenmodell setzt er auf ambitionierte, lokale Gastronomie und verweist auf eine mögliche Rückbesinnung auf traditionelle Gerichte: „Vielleicht besinnen wir uns ja irgendwann wieder auf deutsche Klassiker – Braten, Klöpse und Matjes.“

Ngo, der mit Konzepten wie KuchiMadame Ngo oder 893 Ryōtei bekannt wurde, beschäftigt sich derzeit intensiv mit Fragen rund um Franchise-Strukturen. Angesichts steigender Herausforderungen für Gastronomen sieht er in Franchise-Konzepten eine mögliche Entlastung, da nicht jedes Detail selbst organisiert werden müsse. Gleichwohl betont er seinen persönlichen Wunsch nach mehr Nähe zur Küche: „Mittlerweile bin ich Unternehmer und die direkte Verbindung zur Küche, dem Kochen, dem Küchenteam fehlt mir. In der Küche kann ich die unternehmerische Belastung ausblenden. Das ist für mich Ausgleich und Essenz zugleich.“

Digitalisierung als Werkzeug – Roboter als Grenze

Digitale Systeme bewertet Ngo positiv. „Ich bin dankbar für Tools wie zum Beispiel Lightspeed. Sie erleichtern uns vieles im gastronomischen Betrieb – von der Reservierung bis zum Kundenbeziehungsmanagement, von der Beschaffung bis zur Auswertung von Kennzahlen durch das Kassensystem.“ Besonders nützlich sei für ihn das automatisierte Einladungsmanagement zu Eröffnungen und Events. Auch die Analyse von Warengruppen helfe: „Wir analysieren unsere ‚Renner‘ und ‚Penner‘ und sparen dadurch extrem viel Zeit, die wir lieber in unsere Gäste investieren als in Administration.“

Eine klare Grenze zieht er jedoch bei technischer Automatisierung in der Küche: „Wenn Roboter das Kochen übernehmen, ist für mich eine Grenze erreicht. Es gibt Woks, die dir mittlerweile alles kochen, das ist zu viel!“ Für Ngo bleibt die Verbindung von Handwerk, Kreativität und persönlicher Ansprache zentral für eine lebendige und zukunftsfähige Gastronomie.

Ratschlag an junge Gastronomen

Ngo richtet sich auch an die nächste Generation in der Branche. Seiner Ansicht nach entstehe gastronomische Beständigkeit nicht durch Aufmerksamkeit in sozialen Medien, sondern durch dauerhafte Qualität. „Eine Institution wird man nicht durch Likes, sondern durch Beständigkeit und Qualität“, betont er. Gerade in einer Zeit schnelllebiger Food-Trends, die oft durch Social Media entstehen, brauche es eine klare Haltung und Ausdauer. Seine Empfehlung: „Wer Menschen von der Tankstelle zurück in den Laden holen will, braucht ein gutes, verlässliches Produkt – und Freundlichkeit mit Charakter.“

Der Live Talk in Berlin machte deutlich: Für The Duc Ngo liegt die Zukunft der Gastronomie in einem Balanceakt aus technischer Unterstützung durch digitale Systeme, hohem handwerklichen Anspruch und einer kritischen Haltung zu kurzfristigen Strömungen. Während digitale Tools den Alltag von Gastronomen vereinfachen können, bleiben Authentizität, Qualität und persönliche Präsenz die entscheidenden Faktoren – sowohl für die wirtschaftliche Stabilität als auch für die kulinarische Kultur.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Schwarzwaldstube in der Baiersbronner Traube Tonbach ist im Ranking von La Liste 2026 erneut an die Weltspitze gewählt worden. Das Gourmetrestaurant, unter der Leitung von Küchenchef Torsten Michel, belegt in der Weltrangliste abermals den geteilten Platz 1. Alle deutschen Restaurants und die komplette Liste bei Tageskarte.

Das Dortmunder Sternerestaurant „The Stage“ wird seinen Betrieb zum 28. März 2026 einstellen. Das Lokal in Dortmund-Hombruch wird damit nach fünf Jahren, seit seiner Gründung im Jahr 2021, die bisherige kulinarische Reise beenden, um sich auf neue Projekte zu konzentrieren.

Der Restaurantbesuch wird 2026 bewusster als besonderes Erlebnis und Ort der sozialen Verbundenheit betrachtet. Neue Daten von OpenTable zeigen, wie sich die Präferenzen der deutschen Gäste in Buchungszahlen und Ausgabeverhalten widerspiegeln.

Der Guide Michelin Italien 2026 hat die neue Auswahl in Parma präsentiert, wobei insgesamt 25 Neuzugänge in den Sternekategorien ausgezeichnet wurden. Die diesjährige Ausgabe zeichnet ein neues Haus mit drei Michelin Sternen aus. Zugleich konnte Südtirol seine Position in der Spitzengastronomie festigen und zählt zwei neue Restaurants mit einem Stern.

Die Burger-Kette Jim Block ist nach Rostock zurückgekehrt und hat ihr zwölftes Restaurant in Deutschland eröffnet. Mit einem Investitionsvolumen von rund 1,3 Millionen Euro wurde das erste Jim Block-Lokal in Mecklenburg-Vorpommern am Freitag eröffnet. Das Unternehmen gehört zur Block-Gruppe, zu der auch das Steak-Restaurant Block House zählt.

Bei der offiziellen Zeremonie des Michelin Guide Northeast Cities 2025 wurden in der US-Stadt Philadelphia erstmals Restaurants ausgezeichnet. Drei Betriebe erhielten je einen Michelin-Stern, ein weiteres Restaurant wurde mit dem Grünen Stern für Nachhaltigkeit geehrt.

Die Stadtverwaltung von Florenz wird ab dem kommenden Jahr neue und deutlich strengere Regelungen für die Außengastronomie im historischen Zentrum einführen. In 50 Straßen der Altstadt wird diese komplett untersagt.

Im Hamburger „Pallas“ fand jetzt die 39. Deutsche Cocktail Meisterschaft (DCM) der Deutschen Barkeeper-Union (DBU) statt. Als Sieger ging Jakob Schröder hervor, der in Köln in der Bar „Toddy Tapper“ tätig ist. Er setzte sich mit seiner Kreation namens „Slow Motion“ gegen zehn Finalistinnen und Finalisten durch.

Die Einkaufsstraße Zeil in Frankfurt am Main ist um ein Gastronomiekonzept reicher. Die Fast-Food-Kette KFC hat dort ein neues Restaurant eröffnet, das nach eigenen Angaben als einziger Core-Plus-Store in Deutschland gilt. Das Konzept zeichnet sich durch innovative Services, Technologien und ein besonderes Storedesign mit lokalem Bezug aus.

Das Victor’s Fine Dining by Christian Bau im saarländischen Perl-Nennig feierte jetzt ein außergewöhnliches Jubiläum: Seit dem 21. November 2005 ist das Gourmetrestaurant ununterbrochen mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Der Festakt versammelte alle saarländischen Ministerpräsidenten der vergangenen zwei Jahrzehnte.