Aus nach geplatztem Deal: Romantik Hotel Scheelehof in Stralsund stellt Betrieb ein

| Hotellerie Hotellerie

[Foto: IMAGO / Karina Hessland]

Das Romantik Hotel Scheelehof in Stralsund (Landkreis Vorpommern-Rügen), ein Ensemble aus fünf historischen Fachwerkhäusern mit über 100 Zimmern sowie den Gästehäusern „markt fuffzehn“ und „maakt Hotel & Appartements“, hat am Montag, den 4. November 2025, den Betrieb eingestellt. Das Hotel galt als Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart aufeinandertrafen und war direkt im Herzen der Altstadt der Hansestadt angesiedelt.

Betroffen von der Schließung sind neben dem Hotel auch das Restaurant „Zum Scheele“, die Kellerkneipe „scheels“ und die Bio-Rösterei „Kontor Stralsund“. Die Einstellung des Geschäftsbetriebs erfolgte, nachdem die Scheelehof Betreibergesellschaft mbH in finanzielle Schieflage geraten war. Die Kündigung betrifft 89 Beschäftigte des Unternehmens.

Ein Haus mit langer Geschichte und prominenter Besucherin

Das im Jahr 2010 aufwändig sanierte Traditionshotel zeichnete sich durch seine individuelle Architektur aus. Jedes der 87 Zimmer galt als Refugium mit unterschiedlichster Architektur, das Historie und Moderne in Balance vereinte. Der Gebäudekomplex umschließt das Geburtshaus von Carl Wilhelm Scheele.

Im Jahr 2011 erhielt das Haus prominenten Besuch: Dr. Angela Merkel. Die ehemalige Bundeskanzlerin und damalige Wahlkreisabgeordnete holte am 6. Mai 2011 ihren versprochenen Besuch im Scheelehof nach, nachdem sie beim offiziellen Eröffnungsempfang am 1. April 2011 aus gesundheitlichen Gründen nicht hatte anwesend sein können.

Beim anschließenden Mittagessen im Restaurant „Zum Scheele“ erinnerte sich Frau Dr. Merkel an ihre Besuche im ehemaligen Restaurant im Scheelehaus und zeigte sich sichtlich beeindruckt von den Ergebnissen der Umbauphase. Zum Abschluss signierte sie in der Kellerkneipe „Scheel’s Labor“ eine 600 Jahre alte Holzbohle aus dem Scheelehaus als Erinnerung an ihren ersten Besuch im Hotel Scheelehof.

Gescheiterte Sanierung trotz guter Aussichten

Die Betreibergesellschaft, die zuletzt mit rund 130 Mitarbeitern und der Brasserie einen Jahresumsatz von rund 6,5 Millionen Euro erwirtschaftete, hatte bereits im Juni 2025 auf ein gerichtliches Sanierungsverfahren gesetzt.

Als Ursachen für die Krise wurden die Folgen der Pandemie, steigende Kosten sowie ein massiver Wasserschaden in der ebenfalls von der Gesellschaft betriebenen Brasserie Grand Café genannt, die bereits Anfang Mai 2025 geschlossen werden musste und 30 Mitarbeitern die Kündigung brachte.

Mit Beschluss vom 3. Juni 2025 ernannte das Amtsgericht Stralsund Rechtsanwalt Vanja Alexander Kovacev zum vorläufigen Sachwalter für die Sanierung in Eigenverwaltung der Scheelehof Betreibergesellschaft mbH. Rechtsanwalt Kovacev hatte im Sommer noch gute Chancen für die Sanierung gesehen, die bis Ende des Jahres 2025 im Rahmen eines Insolvenzplans umgesetzt werden sollte. Zentrales Ziel war die zeitnahe Neuverhandlung bestehender Pachtverhältnisse.

Geplatzter Investorendeal und unklare Zukunft

Geschäftsführer Hendrik Alberts äußerte sich enttäuscht, da eine Einigung mit einem potenziellen Investor kurz vor dem Abschluss überraschend gekippt wurde. Der Eigner des Gebäudes habe einen anderen Investor vorgesehen. Zuvor waren Gespräche mit zwei lokalen, überregional in der Gastronomie- und Hotelbranche bekannten Investoren geführt worden, wobei einer den Gesamtbetrieb aller Häuser fortführen wollte.

Nach der Betriebseinstellung muss die Betreibergesellschaft nun die Geschäfte abwickeln, darunter die Auflösung von Verträgen mit Buchungsportalen und die Stornierung von Reservierungen. Die Entfernung fast der kompletten Einrichtung hat bereits begonnen. Es ist derzeit unklar, wann und ob der vom Eigner vorgesehene Investor den Betrieb möglicherweise fortführen wird. „Wir sind einfach nur enttäuscht, dass es soweit gekommen ist“, so Geschäftsführer Alberts.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Hotelimmobilienmarkt sieht sich im Jahr 2026 einer Neujustierung gegenüber, bei der insbesondere das Segment der Serviced Apartments durch effiziente Betriebsmodelle und hohe Auslastung an Dynamik gewinnt. Institutionelle Investoren setzen verstärkt auf die Bonität und Transparenz von Betreibern in Kombination mit stabilen Mikrolagen.

Das Fünf-Sterne-Hotel Usedom Palace in Zinnowitz auf Usedom hat seinen Betrieb eingestellt. Nach 125 Jahren ging die Geschichte des Traditionshauses mit dem letzten Betriebstag am 30. November zu Ende. Als Grund für die Schließung nannten die Eigentümer die generell schwierige wirtschaftliche Lage der Hotellerie.

Premier Inn hat sein Deutschland-Portfolio auf insgesamt 64 Hotels erweitert. Mit dem neuesten Haus im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen betreibt der britische Hotelbetreiber nun fünf Standorte in der baden-württembergischen Landeshauptstadt und insgesamt sechs in der Region Stuttgart.

Die TT Hospitality übernimmt das Management des ehemaligen IBB Hotel Ingelheim und betreibt es ab dem 1. Dezember 2025 als Hotel Das Karl. Das Haus, das zur Unternehmensgruppe Gemünden/Molitor gehört, legt den Fokus auf Geschäftsreisende und Privataufenthalte in zentraler Lage der Kreisstadt Ingelheim.

Ein Hotel, das den Fokus auf die mentale Gesundheit seiner Mitarbeitenden und Kultur legt, ein von Auszubildenden geführtes Restaurant und eine Systemgastronomie, die auf Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt setzt – an Arbeitgeber-Konzepte wie diese gingen am Mittwochnachmittag insgesamt 16 Hospitality HR Awards.

Hyatt hat einen umfassenden Expansionsplan für die kommenden zwei Jahre in Portugal und Kap Verde bekanntgegeben. Bis 2027 soll sich die Anzahl der Hyatt-Hotels in der Region durch die Eröffnung von vier neuen Standorten verdreifachen.

In Osnabrück hat das erste Hotel der Marke Prize by Radisson mit dem neuen Designkonzept eröffnet. Das Hotel vereint urbanes Design mit digitalen Services. Es ist das erste Haus der Marke, in dem das weiterentwickelte Konzept umgesetzt wurde.

Das Pannonia Tower Hotel im österreichischen Parndorf plant eine Erweiterung. Neben dem bestehenden 4-Sterne-Haus soll ein zweites Hotelgebäude mit rund 300 zusätzlichen Zimmern entstehen.

Nach kurzer Vorbereitungszeit betreibt die DQuadrat Living GmbH seit dem 17. November nun auch ihr zweites Accor Franchisehaus, das ibis Styles Tübingen, und erweitert damit die Marktpräsenz in der Neckar-Alb-Region.

Kurzzeitvermietung verändert Städte, Märkte und Machtverhältnisse. Was als Sharing-Idee begann, ist heute ein milliardenschweres Ökosystem mit massiven Auswirkungen auf andere Wirtschaftszweige und die Gesellschaft. In ihrem Podcast sprechen Marco Nussbaum und Otto Lindner darüber, warum diese Debatte für die Zukunft der Hotellerie so entscheidend ist.