Das Gerstel - Wie ein Südtiroler Hotel die Next Generation für sich begeistert

| Hotellerie Hotellerie

Wie schafft es das Südtiroler Hotel Das Gerstel Alpine Retreat, junge Menschen für die Arbeit in der Hotellerie zu motivieren? Als jahrelanger Begleiter der Unternehmerfamilie auf ihrem Weg hin zur bedingungslosen Mitarbeiterorientierung zeigt Helmut List, Führungsexperte und Unternehmercoach von Kohl &Partner, worauf es ankommt. 

„Mit dem Vorurteil, junge Menschen wollen nicht mehr arbeiten, kann ich überhaupt nichts anfangen. Unsere Aufgabe ist es, eine fördernde Arbeitskultur zu schaffen, die den Bedürfnissen dieser Menschen entspricht“, sagt Marion Gerstl, Das Gerstel Alpine Retreat.

Diese Philosophie der Familie Gerstl, die sich von Anfang an intensiv mit dem Thema Mitarbeiter:innen auseinandergesetzt hat, spiegeln die HR-Zahlen des 5-Sterne-Wellnesshotels mit 61 Zimmern im Südtiroler Obervinschgau wider: Von den insgesamt 70 Mitarbeitenden sind 17 Prozent jünger als 20 Jahre, 52 Prozent sind jünger als 30 Jahre. Das Durchschnittsalter aller Mitarbeitenden liegt bei 29 Jahren.  

Unbestritten ist, dass potenzielle Mitarbeitende die Hotellerie beim Berufseinstieg imagebedingt häufig nicht als erste Wahl betrachten und der Mangel an Fachkräften auch vor der Südtiroler Hotellerie keinen Halt gemacht hat. Im Gespräch wird jedoch schnell klar, dass Jammern für den Hotelier Lukas Gerstl keine Option darstellt. Ihm ist bewusst, dass die Arbeit mit jungen Menschen mitunter auch anstrengend ist. Aber er betrachtet Führung als Dienstleistung seinen Mitarbeiter:innen gegenüber. Sich darin professionell aufzustellen, stellt zunehmend die Hauptaufgabe erfolgreicher Hoteliers dar. 

Durch die demographische Entwicklung scheiden immer mehr Teammitglieder der Babyboomer Generation aus und müssen durch junge Menschen ersetzt werden. Besonders in der qualitätsorientierten Hotellerie, wo ein engagiertes Team künftig zum entscheidenden Erfolgsfaktor wird, ist man gut darin beraten, sich auf das Gewinnen und Binden junger Mitarbeiter:innen zu konzentrieren.  Vor neun Jahren holten sich Marion und Lukas Gerstl daher Helmut List von Kohl & Partner an die Seite, um ihren Betrieb mit damals nur sechs Mitarbeitenden inklusive Familienmitglieder weiterzuentwickeln. Seitdem haben sie gemeinsam intensiv daran gearbeitet, zum begehrtesten Arbeitgeber der Region zu werden. 

Aus diesen Erfahrungen lassen sich – jenseits von mittlerweile häufig ausufernden Benefits, unrealistischen Arbeitszeitmodellen und kreativen Marketingaktionen - folgende 5 Empfehlungen zusammenfassen, die einen Hotelbetrieb besonders für die nächste Generation an Mitarbeitenden attraktiv machen:   

Schaffen einer generationsgerechten Arbeitskultur

Junge Mitarbeitende schätzen vor allem eine positive Arbeitsumgebung unter Gleichgesinnten, die von Zusammenarbeit, Offenheit und gegenseitiger Anerkennung geprägt ist. Als Vermittler zwischen den Generationen haben die Führungskräfte dafür zu sorgen, der nächsten Generation klar zu vermittelt, dass ihr Mitwirken und ihre Meinung geschätzt werden. Mit den richtigen Benefits und einzigartigen Teamevents kann neben attraktiven Bedingungen ein starkes Gemeinschaftsgefühl geschaffen werden, dass wiederum neue Mitarbeiter:innen anziehen kann.     

„Nicht nur aus eigener Überzeugung haben wir mit Kohl & Partner den Gerstl Generationen Kodex entwickelt. Unsere jungen Teammitglieder identifizieren sich mit unseren Werten rund um unsere ernstgenommene regionale, ökologische und soziale Verantwortung", sagt Marion Gerstl.

Gemeinsame Definition einer Wertewelt, ambitionierter Ziele und klarer Spielregeln

Junge Menschen wollen wissen, in welche Ziele sie ihre wertvolle Zeit investieren. Sie wollen Teil von etwas Großem sein und positiven Einfluss auf die Umwelt, die Gesellschaft, andere Menschen oder eben auf den Unternehmenserfolg haben. Heute wird nach Unternehmen gesucht, die die eigenen Werte und Interessen teilen. Auch ein gelebtes Leitbild rund um das Thema Nachhaltigkeit kann durchaus behilflich sein, junge Mitarbeiter:innen anzusprechen. Nichtsdestotrotz sollten klare Spielregeln für Orientierung und Klarheit sorgen. Diese können aber gerne gemeinsame erarbeitet werden. 

„Mitarbeiterorientierung hat nichts damit zu tun, dass jeder alles tun und lassen kann bei uns. Es gibt klare Spielregeln, die jeder im Betrieb kennt und woran sich jeder auch halten muss. Unsere Erfahrung zeigt, dass gerade junge Mitarbeiter das sehr schätzen“, sagt Lukas Gerstl.

Konsequente Arbeit an einer professionellen Führungsteam-Struktur

Neben dem positiven Effekt, sich als Unternehmer:in selbst freizuspielen, sorgt eine starke Führungsmannschaft auch im Teamgefüge für die erforderliche Sicherheit. Mitarbeiter:innen wünschen sich vor allem in Familienbetrieben transparente Strukturen, wo die Verantwortlichkeiten, Kompetenzen und Aufgabenbereiche sämtlicher Akteure klar geregelt sind. Hinzu kommt, dass man damit auch junge Menschen sehr gut an Verantwortung heranführen kann.  

„Mit einer klaren Führungsstruktur gelingt es auch, innerhalb einer jungen Mannschaft Talente zu identifizieren, denen man attraktive Perspektiven in Richtung Führungsverantwortung bieten kann, um sie dann zu einer verantwortungsbewussten Führungskraft zu coachen“, ist sich Helmut List von Kohl & Partner)

Investition in die interne Kommunikation

Besonders bei den Digital Natives spürt man zunehmend gewisse Unsicherheiten in direkten Gesprächen. Auch wenn es nicht so erscheint: gerade in die persönliche Kommunikation lohnt sich das Investment. Junge Mitarbeitende bevorzugen klare und prägnante Kommunikation, die sie beispielsweise in Form von raschen Feedbacks wachsen lässt. Aber auch regelmäßige Mitarbeitergespräche sollten ritualisiert und Meetings konsequent durchgeführt werden. Nutzen Sie zudem digitale Kommunikationskanäle, die den jungen Teammitgliedern die bevorzugte schriftliche Kommunikation ihrer Gedanken und Ideen ermöglichen.    

„Wir wissen, dass wir im Betrieb überdurchschnittlich viel Zeit und Energie in die interne Kommunikation investieren. Aber jedes einzelne Meeting, jede Klausur und jedes Mitarbeitergespräch ist für mich ein wesentlicher Schritt zur Mitarbeiterzufriedenheit“, Marion Gerstl.

Dran bleiben, dran bleiben, dran bleiben

Um die Begehrlichkeit bei der nächsten Generation zu steigern, reichen Einzelaktionen keinesfalls aus. Es ist vielmehr ein gebetsmühlenartiger Prozess, konsequent an der Verbesserung des Arbeitsumfeldes zu arbeiten. Damit sich die laufende und durchaus anstrengende Arbeit auch lohnt, sollten Erfolge ganz nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ aktiv nach außen getragen werden. Sind Mitarbeiter:innen schlussendlich begeistert, wird deren positive Weiterempfehlung ihr Übriges zur Arbeitgeberattraktivität beitragen.  

„Wenn wir es schaffen, dass Eltern, Verwandte und Freunde unserer potenziellen Nachwuchskräfte unserem Betrieb positiv gegenüberstehen, erst dann haben wir es zum wirklich attraktiven Arbeitgeber geschafft“, sagt Lukas Gerstl.

Immer mehr Betriebe versuchen alles daran zu setzen, die nächste Generation für die Arbeit im Hotel zu begeistern. Erfolgsentscheidend ist jedoch, ob sie auch langfristig in der Branche gehalten werden können. Eine gezielte Arbeit an attraktiven Rahmenbedingungen und einem Betriebsklima, dass den Bedürfnissen junger Menschen entspricht, ist daher unerlässlich. Nur so wird es auch gelingen, den längst überfälligen Paradigmen- und damit auch Imagewechsel zu erreichen.  


Zurück

Vielleicht auch interessant

Im Jahr 2022 haben sich mehr Patienten aus dem Ausland in Deutschland behandeln lassen. Der Gesundheitssektor hat mit den Behandlungen einen Umsatz von schätzungsweise 880 Millionen Euro erwirtschaftet. Hinzu kommen Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe für Tourismusangebote und den Handel.

Das Mandarin Oriental Bodrum feiert sein zehnjähriges Bestehen mit einer Reihe von Veranstaltungen und Erlebnissen. Zudem präsentiert das Resort zwei neue Villen mit Blick auf die Paradise Bay und den Lucca Beach.

Der neue Arbeitsvertrag ist in der Tasche, aber die Suche nach Wohnraum ist schwer. Einige Firmen in Hessen wollen ihren Mitarbeitenden jetzt helfen. Auch wirtschaftlich nicht rentable Hotels sollen als Wohnheime genutzt werden.

Im März 2024 verbuchten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland 35,6 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste und damit die größte Zahl an Übernachtungen, die jemals für einen März registriert wurde.

In der Fußgängerzone von Augsburg hat das Maxim Suites by Elias Holl seine Pforten geöffnet. Das Gebäude, entworfen vom Architekten Elias Holl im 15. Jahrhundert, verbindet die historische Innenstadt Augsburgs mit der Moderne. Das Maxim Suites by Elias Holl ist Mitglied der Great2stay Hotelgruppe.

Der Hotelverband Deutschland hat seinen aktuellen Branchenreport „Hotelmarkt Deutschland 2024“ veröffentlicht. Die bereits 23. Ausgabe dieses Standardwerkes der Hotellerie bildet die konjunkturelle Entwicklung der Branche, Kennziffern und Analysen für das Jahr 2023 ab.

Anno August Jagdfeld und die Adlon-Fondsgesellschaft sind mit ihren Klagen gegen die Signal-Iduna-Gruppe endgültig gescheitert, wie die Versicherung mitteilt. Der Investor wirft der Versicherung eine gezielte Rufmordkampagne im Zusammenhang mit der Wiedereröffnung des Berliner Hotels Adlon vor.

Das Designhotel Wiesergut in Österreich hat angebaut und bietet jetzt neben einem BergGym eine neue Suite und ein spektakuläres Loft. Dazu gehören ein 15 Meter langer Pool mit Terrasse am Hang, private Sauna Fitnessbereich, Bikestation und vieles mehr.

Klimaschonendes Wirtschaften hat Tradition im Hause Wiesler: Bereits unter der Leitung von Klaus Günther Wiesler wurde das Hotel mehrfach als besonders umweltfreundlich ausgezeichnet. Jetzt setzen Tochter Anna und Schwiegersohn Fabian ihre Vision vom kreislauffähigen (Hotel-)Bau in die Tat um.

Wer wünscht ihn sich nicht – den als guten Geist eines Hauses bekannten Butler, der immer mit einem Lächeln zur Stelle ist und das tägliche Leben einfach angenehmer macht? Die Kempinski-Hotels bieten Butler-Services in vielen der 82 5-Sterne-Herbergen an. Einige Beispiele.