Das Oktoberfest: Hotels machen mehr Umsatz als Festzelte und Fahrgeschäfte

| Hotellerie Hotellerie

Für Millionen Besucher ist das Oktoberfest eine große Gaudi. Für Brauer, Wirte, Einzelhändler und Hotels ist es ein großes Geschäft. Mehr als 1,2 Milliarden Euro habe die Münchner Wirtschaft mit dem Oktoberfest vergangenes Jahr eingenommen, erklärt das Wirtschaftsreferat der bayerischen Landeshauptstadt.

HOTELS sind demnach die größten Profiteure. In den Festzelten und Fahrgeschäften auf der Wiesn ließen die Besucher 442 Millionen Euro - aber «allein für Übernachtungen gaben die auswärtigen Festgäste nochmals insgesamt rund 505 Millionen Euro aus», teilte die Stadt mit. Mehr als eine Million Besucher übernachten in Hotels und Pensionen. «Die Gäste bleiben in der Regel zwei, drei Tage», sagt Frank-Ulrich John, Geschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands.

Rund 450 Häuser mit 80 000 Betten bietet die Stadt. An den Wiesn-Wochenenden sind sie fast komplett ausgebucht. Weil weil sich die Zimmerpreise nach Angebot und Nachfrage richten, wird die Wiesn auch für die Hoteliers zum Fest: Da könnten sich die Preise durchaus verdoppeln, sagt John.

Das Vergleichsportal check24.de ermittelt jährlich, wie viel die Nacht im Hotel zur Wiesn kostet - dieses Jahr liegen die Preise mit durchschnittlich 316 Euro pro Übernachtung im Doppelzimmer 68 Prozent über dem Septemberschnitt. Der Monat September ist wegen des Oktoberfestes ohnehin schon teurer als andere Monate; im Schnitt kosten die Zimmer dann 188 Euro, im August etwa lag der Preis durchschnittlich bei 108 Euro. In der Spitze sind Zimmer im Umkreis von drei Kilometern der Festwiese stolze 524 Prozent teurer.

Bei den GASTSTÄTTEN dagegen hängt es von der Lage ab: Im Umkreis der Wiesn sind sie gut besucht. Dagegen sind viele Münchner in den Festwochen «auf der Wiesn statt in dem Biergarten, wo sie sonst hingehen», erklärt John.

Etwa 13 000 ARBEITSPLÄTZE gibt es dem Wirtschaftsreferat zufolge auf dem Oktoberfest.

Die FESTZELTE dürften annähernd 300 Millionen Euro einnehmen, schätzt Ralf Zednik, Marktforscher bei Tourismus München. Eine Maß Bier kostet gut elf Euro, im vergangenen Jahr wurden 7,9 Millionen Liter ausgeschenkt und dazu unzählige Hendl, Haxn, Würstl und Brezn verspeist. Ein gutes Geschäft, auch wenn der Auf- und Abbau eines großen Bierzelts ein bis zwei Millionen Euro kostet, die Musikkapelle 200 000, die Ordner im Zelt mehr als 400 000 Euro. Und die Stadt als Veranstalter des Oktoberfests und Besitzer der Theresienwiese 7,8 Prozent «Umsatzpacht» kassiert.

Die FAHRGESCHÄFTE und Verkaufsstände auf der Wiesn dürften sich Einnahmen von annähernd 140 Millionen Euro teilen, schätzt Zednik. Alljährlich bewerben sich etwa 1100 Schausteller und Marktkaufleute um einen Standplatz, nur die Hälfte wird zugelassen.

Sechs Münchner Traditions-BRAUEREIEN haben das Privileg, ihr Bier auf der Wiesn auszuschenken: Augustiner, Hacker-Pschorr, Hofbräu, Löwenbräu, Paulaner und Spaten. Das eigens gebraute, starke Festbier wird aber zum größten Teil nicht hier, sondern kistenweise im Einzelhandel verkauft, in Biergärten und Gastwirtschaften oder ins Ausland exportiert. Hofbräu zum Beispiel liefert keine 20 Prozent seines Festbiers auf die Wiesn. Aber das Oktoberfest «ist ein riesiger emotionaler Marketingfaktor», sagt Manfred Newrzella, Geschäftsführer des Vereins Münchener Brauereien.

Für TAXI-Fahrer dagegen ist die Wiesnzeit «eine zweischneidige Sache», sagt Jürgen Dinter, Kundenbetreuer bei der Taxizentrale Isarfunk. Aufträge und Umsätze gehen zwar deutlich hoch, Taxen können unzählige Fahrgäste direkt an der Straße aufnehmen. Aber große Messen seien eigentlich besser, sagt Dinter: Zum einen verteilt sich das Geschäft besser über den Tag und in der ganzen Stadt. Zum anderen sind Geschäftsleute eine angenehmere Kundschaft als betrunkene Wiesnbesucher.

Wenn nachts Tausende aus den Zelten strömen, «muss der Taxifahrer abschätzen: Speit der mir ins Auto?» Der Aufwand für die Reinigung wäre enorm. Und «wenn man einen Winker nicht einsteigen lässt, weil das Taxi schon besetzt ist, kann's passieren, dass er die Tür eintritt», sagt Dinter. Es gebe Fahrer, die während der Wiesn lieber pausieren.

Dem EINZELHANDEL dürfte das Oktoberfest etwa 160 Millionen Euro einbringen, sagt Marktforscher Zednik. Die Besucher kaufen Lederhosen, Dirndl und bayerische Souvenirs, und bei auswärtigen Gästen sind auch FC-Bayern-Trikots beliebt, wie Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbandes Bayern (HBE) sagt. «Das Oktoberfest ist für den Münchner Einzelhandel ein enormer Image- und Marketingfaktor, es positioniert München als Einkaufsstadt.»

Als WERBUNG für München ist die Wiesn unbezahlbar. «Da werden viele schöne Bilder verbreitet. Dieses Marketing ist sehr wichtig», sagt John. «Durch seinen weltweiten Bekanntheitsgrad ist das Oktoberfest ein touristischer Magnet und Exportartikel par excellence», verkündet die Stadt. Der Tourismus bringt München gut acht Milliarden Euro Umsatz im Jahr.

Von Roland Losch, dpa


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das geplante Vier-Sterne-Plus-Hotel „Le Tresor“ in der ehemaligen Staatsbank in der Schweriner Friedrichstraße steht nach der Insolvenz des österreichischen Investors vor einer ungewissen Zukunft. Das Projekt sollte dem historischen Haus, in dessen Tresorräumen einst die Goldreserven von Mecklenburg-Strelitz lagerten, eine hochwertige Nutzung ermöglichen.

DEHOGA Hessen nimmt Abschied von Reinhard Schreek. Der ehemalige Präsident des Verbands und spätere Ehrenpräsident ist kürzlich verstorben. Schreek prägte den Hotel- und Gaststättenverband in Hessen über Jahrzehnte.

Der Fürstenhof in Bad Kissingen steht zum Verkauf. Die Historie des Fürstenhofs reicht über 160 Jahre zurück. Das ursprüngliche Gebäude wurde bereits 1856 als Kurhotel errichtet und beherbergte Gäste des europäischen Hochadels.

Die Liquidation von Sonder Holdings hat Marriott in die Schlagzeilen gebracht . Seit dem abrupten Zusammenbruch der Lizenzvereinbarung sieht sich das Unternehmen nun mit erheblichem Gegenwind seitens der Gäste konfrontiert. 

In Leipzig wurden die SO!APART Awards 2025 verliehen. Die ausgezeichneten Häuser präsentieren Konzepte, die laut Jury-Einschätzung trotz des aktuell schwierigen Marktumfelds und der Zurückhaltung bei Neueröffnungen „extrem stark und zukunftsgewandt“ sind.

Der aktuelle „Changing Traveller Report 2026“von SiteMinder zeigt eine deutliche Verschiebung im Suchverhalten von Reisenden bei der Hotelsuche. Demnach haben Online-Reisebüros die Suchmaschinen als primären Startpunkt für die Hotelrecherche abgelöst.

Die britische Aufsichtsbehörde Advertising Standards Authority (ASA) hat Beschwerden gegen große Akteure der Reisebranche, darunter die Hotelgruppen Hilton, Travelodge und Accor sowie das Buchungsportal Booking.com, stattgegeben. Der Vorwurf: Irreführende Werbung mit sogenannten „Ab-Preisen“ für Hotelzimmer.

Der auf Hotelimmobilien spezialisierte Berater Christie & Co ist mit der Vermarktung des etablierten Romantik Hotel Bösehof in Bad Bederkesa beauftragt worden. Das Midscale-Hotel, gelegen im Elbe-Weser-Dreieck zwischen den Städten Bremen, Hamburg und Cuxhaven, wird zum Verkauf angeboten.

Das Hochhaus Main Plaza am Sachsenhäuser Mainufer in Frankfurt startet in eine neue Ära. Unternehmer Michael Schramm, Inhaber der Apartmentresidenz-Gruppe, hat das Gebäude von der Lindner Hotel Gruppe übernommen. Das als Frankfurter Wahrzeichen geltende Hochhaus soll mit einem zukunftsweisenden Hybridmodell neu ausgerichtet werden.

Tin Inn, das auf ein nachhaltiges Übernachtungskonzept auf Basis seriell gefertigter Container setzt, hat einen neuen Standort in Nettetal-Kaldenkirchen eröffnet. Die Eröffnung folgt kurz nach der Inbetriebnahme des Standorts in Meckenheim.