Starke Sommersaison 2025 mit Rekordwerten bei Übernachtungen und Tagestourismus – Hotelsektor ringt mit Preisdruck und hohen Betriebskosten
Der aktuelle dwif-Fakten-Kompass beleuchtet die Marktentwicklungen im Deutschland-Tourismus während der Sommermonate Juni bis September 2025. Die Analyse, die auf umfangreichen Datensätzen des dwif und der amtlichen Statistik basiert, zeigt eine erfolgreiche Hauptsaison mit Übernachtungszahlen nahe dem Rekordjahr 2019. Die Hotellerie als wichtigster Sektor verzeichnete jedoch leichte Rückgänge und kämpft mit einer negativen Stimmungslage.
Übernachtungstourismus: Gesamtbilanz nahe am Rekord
Die Sommersaison 2025 zählt mit insgesamt rund 214,9 Millionen Übernachtungen zu den stärksten in der Geschichte des Deutschland-Tourismus, da sie lediglich rund 241.000 Übernachtungen unter dem Wert des Rekordjahres 2019 liegt. Die Entwicklung verlief dynamisch: Der August 2025 erreichte mit 59,3 Millionen Übernachtungen einen neuen Spitzenwert und übertraf den bisherigen Rekord vom August 2024. Wachstumsmotoren waren insbesondere die Berg- und Küstenregionen. Im Bundesländervergleich lagen neun Bundesländer kumuliert über dem Niveau von 2019, angeführt von Bremen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Die Auslandsnachfrage ging zwar im Vergleich zum EM-geprägten Vorjahr um 4,4 Prozent auf 35,6 Millionen gewerbliche Übernachtungen zurück, erreichte aber 98 Prozent des Niveaus von 2019, wobei lediglich Polen und Österreich ihre Vergleichszahlen des Sommers 2019 übertrafen.
Fokus Hotellerie: Leicht unter Vorjahres- und Vorkrisenniveau
Die Hotellerie bildet mit knapp 55 Prozent (117,4 Millionen) der gewerblichen Übernachtungen das Schwergewicht im Beherbergungssektor. Im Sommer 2025 lag sie mit -1,6 Prozent leicht unter dem Vorjahreswert. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 befand sich die Hotellerie noch 1,9 Prozent im Minus. Die aktuellen Kennzahlen deuten auf einen moderaten Preisdämpfer und eine mäßige Geschäftslage hin: Der Umsatz pro verfügbarem Zimmer (RevPaR) sank bis September 2025 um 3,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, und der erzielte Preis pro Zimmer ging um 3,5 Prozent zurück. Nur die Auslastung konnte marginal um 0,5 Prozentpunkte gesteigert werden. Die DIHK-Konjunkturumfrage vom Herbst 2025 spiegelte die getrübte Stimmung wider, da 75 Prozent der Betriebe im Gastgewerbe die Arbeitskosten und ebenfalls 75 Prozent die Energie- und Rohstoffpreise als größte Risiken identifizierten. Weitere große Risiken sahen die Betriebe in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (56 Prozent), dem Fachkräftemangel (49 Prozent) und der Inlandsnachfrage (43 Prozent).
Dynamik in anderen Beherbergungssegmenten
Während die Hotellerie stagnierte, zeigten andere Beherbergungssegmente deutliche Zuwächse und erreichten oder übertrafen das Vorkrisenniveau. Das Campingsegment setzte seinen Aufwärtstrend fort und verzeichnete ein starkes Wachstum von 7,7 Prozent gegenüber dem Sommer 2024. Auch der Ferienwohnungsmarkt stabilisierte sich auf hohem Niveau mit einem Anstieg von 4,6 Prozent.
Tagestourismus erholt sich – Konsumklima verhalten
Der Tagestourismus verzeichnete ebenfalls eine Erholung. Im Zeitraum Juni bis September 2025 stieg das Tagesreiseniveau pro Kopf und Kalenderwoche um rund 8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und erreichte nahezu wieder das Niveau eines Normaljahres. Die Experten führen den Zuwachs unter anderem auf günstigere emotionale und praktische Rahmenbedingungen wie besseres Wetter und längere Tage zurück. Trotz dieser Erholung wirkt sich die generelle Verunsicherung der Verbraucher weiterhin auf das Konsumverhalten aus: 35 Prozent der Deutschen planten im dritten Quartal 2025, weniger Tagesausflüge als üblich zu unternehmen, und 33 Prozent planten, bei Tagesausflügen weniger auszugeben oder kostenintensive Ausflüge zu reduzieren. Aufgrund dieser anhaltenden Konsumzurückhaltung wird kurzfristig weiterhin mit einer eher zurückhaltenden Tagesreisetätigkeit gerechnet.
Strategische Handlungsempfehlungen für die Branche
Angesichts des anhaltenden Wettbewerbs und der wirtschaftlichen Herausforderungen betonen die Experten die Notwendigkeit strategischer Maßnahmen. Es sei notwendig, ein Strategisches Qualitäts- und Ansiedlungsmanagement zu verfolgen, bei dem Investitionen in Bestandsbetriebe und neue Angebote genutzt werden, um Qualität zu sichern und Spielraum für marktadäquate Preise zu schaffen, da das Produkt immer stärker über die Destinationswahl entscheidet. Außerdem müsse die Branche attraktive Kombi- und Bausteinangebote entwickeln, da die Kombination aus Kultur-, Aktiv- und Kulinarik-Angeboten zunehmend an Bedeutung gewinnt. Des Weiteren ist ein Umgang mit der abnehmenden Planbarkeit durch kurzfristigere Buchungsentscheidungen notwendig; dies erfordert eine Prüfung der betrieblichen Prozesse und eine Intensivierung der Ad-hoc-Kommunikations- und Vertriebsmaßnahmen. Schließlich müsse die Finanzierung von Tourismus und Freizeit durch die öffentliche Hand gesichert werden, was eine intensivere Vernetzung und eine stärkere Einbeziehung der Wirtschaft und der Kommunen in die Finanzierung erfordert.












