Gastbeitrag - „Direktbuchung – wo bist Du?“

| Hotellerie Hotellerie

Website first! Das war die sehr positive Entwicklung im Sommer 2021. Laut Carolin Brauer hat sie sich diesen Sommer nur nicht fortsetzt. Die geschäftsführende Gesellschafterin von Quality Reservations (QR) hält das für eine dramatisch vertane Chance.

Die Hotellerie in Deutschland hat im dritten Pandemiejahr einen großartigen Sommer erlebt. Die Übernachtungszahlen landesweit sind 2022 gestiegen und selbst die Großstädte sind – im Vergleich zu den vergangenen beiden Jahren – wieder attraktiv für die Reisenden. Meine Freude darüber wird allerdings gedämpft, sehe ich mir die von Quality Reservations analysierten Quellen der getätigten Online-Buchungen.

Kurzer Rückblick: Während der ersten beiden Pandemiejahre waren Kommunikation und Dialog zwischen Gast und Hotel extrem eng. Denn jeder Reisende benötigte umfangreiche Informationen aus erster Hand. Gebucht wurde über die hoteleigene Webseite. Eine Win-win-Situation für Hotelier wie Gast  trotz Krise.

Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet und die Online Travel Agencies (OTAs), allen voran Booking.com, haben wieder Boden gutgemacht. Genau das halte ich für eine dramatisch vertane Chance. Warum? Wir haben die Entwicklung hinterfragt und die Online-Vertriebskanäle sowie die angebotenen Preise im ersten Halbjahr 2022 analysiert.

Booking „macht’s“ ein Drittel günstiger

Das ernüchternde Ergebnis: Allein die auf Booking.com angebotenen Raten liegen teilweise bis zu 30 Prozent unter denen, die auf den hoteleigenen Homepages angeboten werden. Konkret: Allein in der Region Hamburg waren die angebotenen Durchschnittsraten (Average Daily Rate, ADR) bei den OTAs um 30 Prozent, in Stuttgart um 28 Prozent und in Bremen um 15 Prozent niedriger als auf den hoteleigenen Webseiten. Das, werte Hoteliers, ist für den potenziellen Gast eine Einladung bei den OTAs zu buchen  und ganz weit weg von der lange diskutierten Ratenparität.

Zeitgleich haben Sie in Online-Marketing-Tools investiert, um im Internet gefunden zu werden und dort auch Zimmerpreise zu vergleichen. Das betrifft natürlich auch die Raten, die nach den Ergebnissen der Recherche von Quality Reservations weit unter denen liegen, die Sie auf Ihrer hoteleigenen Webseite angeboten haben. Im Netz herrscht nun mal Transparenz. Doch wo bucht letztlich der Gast: Er bucht natürlich dort, wo er das beste Angebot findet.

Belegung allein nicht ausreichend

Dieser Entwicklung gilt es Einhalt zu gebieten – und zwar von Ihnen selbst. Denn angesichts der extrem steigenden Kosten, unter anderem im Energie- und Lohnsektor, wird es mehr denn je auf den Ertrag einer Buchung ankommen – und nicht allein auf die Belegung beziehungsweise den Umsatz. Mehr denn je wird eine kluge Preis-, Marketing- und Vertriebsstrategie über das Überleben eines Hotels entscheiden.

Warum machen Sie sich also nicht die Prioritäten zunutze, die Reisende heute haben? An erster Stelle stehen hier Sicherheit, Erlebnis, Kommunikation und Nachhaltigkeit. Wer seine Gäste zu diesen Themen informiert und darüber hinaus auch noch einen überzeugenden Mehrwert bei Buchung über die eigene Homepage bietet, der dürfte klar im Vorteil sein. Ich wünsche mir, die Hotellerie würde diese Chance, diesen „Spirit of the Moment“, nutzen.


Carolin Brauer

Die Geschäftsführerin der Quality Reservations Deutschland GmbH mit Sitz in Hannover/Langenhagen kennt die Hotellerie und den Online-Vertrieb wie keine Zweite. 1990 war sie für die Einführung des zentralen Reservierungssystems, mit Anbindung an die globalen Distributionssysteme, bei Penta International verantwortlich. Danach leitete sie eine Reservierungszentrale in Cork, Irland, zu deren Kunden unter anderem Ramada/Renaissance, Park Plaza und Kempinski gehörten. Vor der Gründung ihrer Firma Quality Reservations (QR) im Jahr 1996 war Carolin Brauer für die Reservierungszentrale der Queens Gruppe Deutschland verantwortlich. Seit 2016 ist QR Global Premium Partner des Technologiekonzerns Sabre Hospitality Solutions (SHS).

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Motel One Group hat in der österreichischen Hauptstadt ihr fünftes Haus eröffnet. Der neue Standort in der Donau City zeichnet sich durch ein Konzept aus, das moderne Architektur und Naturverbundenheit vereint, und präsentiert ein exklusives Design des Künstlers Paul Riedmüller.

Die Schweizer Hotelgruppe The Living Circle erweitert ihr Portfolio um das Hotel Bergwelt Grindelwald. Die operative Übergabe an den neuen Eigentümer ist für Herbst 2026 geplant und soll in enger Abstimmung mit der bisherigen Betreiberin erfolgen.

Die Dormero Hotelgruppe setzt ihre Expansion in Rheinland-Pfalz fort. Nach Koblenz, Worms und Bad Kreuznach wird das Best Western Hotel Pirmasens in der Bahnhofstraße 35 das nächste Haus der Gruppe. Die Übernahme des Hotels mit 45 Zimmern ist für das zweite Halbjahr 2026 geplant.

Die Villa Keller in Saarburg, Rheinland-Pfalz, ist nach umfangreicher Sanierung und Neugestaltung als Boutique-Hotel wiedereröffnet worden. Das Haus, dessen Ursprünge auf das Jahr 1801 zurückgehen, empfängt seit dem 1. November 2025 Gäste. Es gehört zur Erasmus Collection der Gastgeberfamilie Boesen.

Eine aktuelle Marktstudie vergleicht die Hotelstandorte am Starnberger See und Tegernsee und zeigt, wo Investoren und Betreiber die aktuell besten Perspektiven finden. Der Artikel beleuchtet die strukturellen Unterschiede in Angebot und Nachfrage sowie die jeweiligen Investorendynamiken der südbayerischen Destinationen.

Motel One plant mit 128 Zimmern, einer Skybar und einem Tagescafé den ersten Standort in der Bodenseeregion. Das 26 Millionen Euro teure Projekt in Bregenz soll 2029 eröffnen.

Die größte Hotelkette Skandinaviens, Scandic Hotels, hat ihren Expansionskurs in Deutschland fortgesetzt und am 1. Dezember ihr achtes Haus bundesweit eröffnet. Das Scandic Stuttgart Europaviertel liegt zentral in der Stadt und wurde umfassend renoviert.

Die Handwritten Collection setzt ihren Wachstumskurs fort und eröffnet mit dem Blooma Hotel Liège Centre ein neues Haus in Lüttich in Belgien. Das Hotel verfügt über 149 Zimmer, deren Gestaltung sich an den berühmten botanischen Gärten Lüttichs und der Vergangenheit des Gebäudes als ehemaliges Kloster orientiert.

Hyatt setzt im Luxussegment auf eine neue Führungskraft und ambitionierte Expansionspläne. Ein Fokus liegt auf dem internationalen Debüt der Wellness-Marke Miraval im Roten Meer sowie auf Neueröffnungen der Marken Park Hyatt und The Unbound Collection.

Die Luxushotelgruppe Four Seasons kehrt nach 20 Jahren in die deutsche Hauptstadt zurück. Das Unternehmen übernimmt in Partnerschaft mit dem europäischen Hotelentwickler Gruppo Statuto das Management des Hotel de Rome in Berlin-Mitte und wird es nach einer umfassenden Renovierung Ende 2027 als Four Seasons Hotel Berlin wiedereröffnen.