Hohe Zinsen, steigende Betriebskosten und Personalmangel setzen die Margen vieler Hotels unter Druck. Investoren und Eigentümer hinterfragen daher zunehmend klassische Franchisemodelle und erwarten von ihren Markenpartnern neue Lösungen, die an die aktuelle Marktlage angepasst sind, wie das berichtet das Portal Hotel Management berichtet.
Marken reagieren mit flexibleren und effizienteren Konzepten
Mehrere große Hotelunternehmen überarbeiten derzeit ihre Franchiseangebote. Sie streichen Vorgaben, die für Betreiber keinen Mehrwert mehr bieten, und passen Renovierungszyklen sowie Standards an. Zudem werden technische Services bereitgestellt, die die operativen Kosten nachhaltig senken sollen.
Brian Quinn, Chief Development Officer von Sonesta, fasst die Lage so zusammen: „Es gibt großen Druck auf das Geschäftsmodell. Man muss im Gleichklang mit Gast und Eigentümer bleiben und ständig fragen: Wo können wir helfen? Das beschleunigt sich derzeit enorm, weil der Druck auf das Modell groß ist.“
Mark Shalala, Senior Vice President Development bei Choice Hotels, berichtet: „Wir haben unsere Area Directors losgeschickt, um operative Einsparungen zu identifizieren und etwa 30 Millionen Dollar an Effizienzsteigerungen gefunden. Das bedeutet Kosteneinsparungen von rund 35.000 bis 40.000 Dollar pro Hotel.“
Zu den Maßnahmen gehört etwa das hausinterne Property Management System von Choice: Für rund 15.000 Dollar pro Installation werden erhebliche Kosten gegenüber anderen Systemen eingespart.
Auch eine Reduzierung von OTA-Kommissionen zählt zu den Ansätzen.
Nachhaltigkeit rückt in den Fokus
Accor setzt auf die Reduzierung von Einwegplastik, Food-Waste-Audits und regelmäßige Überprüfung des Energieverbrauchs, wie Ben Kerry, Vice President Development, betont: „Wir sparen nicht nur bei den Betriebskosten, sondern auch im Bereich Entwicklung.“
Hyatt verfolgt einen dynamischen Ansatz bei Markenstandards. Paul Daly, globaler Leiter Franchise- und Eigentümerbeziehungen bei Hyatt, erklärt: „Aus Sicht von Hyatt sind Markenstandards nicht in Stein gemeißelt, sondern sollen sich mit dem Umfeld weiterentwickeln.“
Ein Team prüft deshalb jede neue Vorgabe auf Gästerelevanz und Wirtschaftlichkeit.
Vertragsbedingungen passen sich an – von Key Money bis flexible PIPs
Die Vertragsgestaltung gewinnt an Bedeutung. Eigentümer setzen auf flexiblere Vertragslaufzeiten, reduzierte Gebühren oder gezielte Kapitalspritzen. Viele Marken experimentieren mit Fee Relief und Soft Brand Conversions. Besonders das Thema “Key Money” gilt als wichtiger Aspekt, erläutert Shalala: „Key Money ist der wirkungsvollste und am wenigsten belastende Weg, wie wir in die Kapitalstruktur eines Deals einsteigen können.“
Bei Choice wird ein Teil bereits bei Abschluss des Baukredits ausgezahlt.
Kerry weist auf mögliche Stolpersteine hin: „Key Money kommt immer mit Bedingungen“, so dass manchmal Alternativen wie flexible Verträge oder Gebührennachlässe attraktiver sind.
Auch bei Renovierungsmaßnahmen werden Modelle flexibler. Shalala erläutert: „Wir prüfen gemeinsam mit den Eigentümern, wie viel Geld tatsächlich pro Zimmer investiert werden kann, und setzen Mittel gezielt für die gästeorientiertesten Bereiche ein.“
Daneben überdenken Anbieter wie Hyatt ihre festen Renovierungszyklen.
Zusammenarbeit und Individualisierung werden wichtiger
Die Beziehung zwischen Marke und Eigentümer ist von mehr Kooperation und Transparenz geprägt. Brian Quinn (Sonesta) erklärt: „Wir haben die Zahl unserer Marken reduziert, damit jede Marke für etwas steht. Wenn Marge, Nachfrage und Gästebedürfnisse zusammenpassen, profitieren alle Beteiligten.“
Bei Neuentwicklungen setzt Hyatt auf die Erfahrung ehemaliger Franchise-Nehmer. Soft Brands wie die Handwritten Collection von Accor bieten flexible Bedingungen bei geringen Umstellungskosten.
Ben Kerry nennt als Beispiel: „Bei einer Handwritten Conversion in San Francisco musste der Eigentümer nur 60.000 Dollar investieren, um das Property Management System zu integrieren.“
Die Zukunft des Franchisings ist flexibel und partnerschaftlich
Die aktuellen Marktbedingungen führen dazu, dass Marken und Betreiber verstärkt an einem Strang ziehen. Es geht nicht mehr nur um Standards, sondern um wirtschaftlich sinnvolle Strukturen und nachhaltige Partnerschaften – mit dem gemeinsamen Ziel, die Rentabilität zu sichern und den Wandel in der Hotellerie gemeinsam zu gestalten.













