Hotelier Christoph Unckell sagt Boom von Events voraus

| Hotellerie Hotellerie

Wird es wieder gefüllte Tagungsräume, Messehallen und große Familienfeste geben? Definitiv, sagt Christoph Unckell, Inhaber des Hotels Rebstock in Würzburg. Er ist sich sicher, dass der persönliche Kontakt, Events, Messen & Co. wieder zur Normalität werden. Im Interview spricht der Hotelier über seine Einschätzung für die Zukunft von Events und erklärt, warum er fest mit einem rasanten Anstieg von Veranstaltungen vor Ort rechnet.

Der neue Tagungsbereich des Hotels Rebstock steht nun seit fast einem Jahr weitgehend leer und wartet darauf, wieder mit Leben gefüllt zu werden. Neben Tagungen finden auch Familien- und Hochzeitsfeiern während der Pandemie gezwungenermaßen nur sehr eingeschränkt oder zumeist überhaupt nicht statt. Doch genau wie Schulkinder brauchen auch Erwachsene nicht nur den direkten sozialen Kontakt zu Freunden und Kollegen, sondern auch einen Zugang zu persönlicher Weiterbildung. Das ist nur einer der Gründe, warum Kommunikation laut dem Würzburger Unternehmer Christoph Unckell auf Dauer nicht nur digital stattfinden kann. 

Wie empfinden Sie digitale Events?

Ich empfinde digitale Events als sehr anstrengend. Gerade bei längerer Dauer sinkt die Aufmerksamkeit stark. Mich erinnert das manchmal an den Frontalunterricht von vor 50 Jahren. Oft findet kaum richtige Kommunikation statt, besonders, wenn viele Menschen an einer Konferenz teilnehmen. Rückmeldungen kommen auch auf Nachfrage sehr verhalten, dadurch wird es schwierig, eine beidseitige Kommunikation herzustellen.

Was empfinden Sie als Schwierigkeiten bei Videokonferenzen & Co.?

Ich finde sie oft unpersönlich. Besonders, wenn man nur die Initialen der Teilnehmer sieht, aber kein Gesicht dahinter. Dadurch weiß man nicht einmal, ob überhaupt jemand zuhört. Auch die Smalltalks und Gespräche, die man zum Beispiel auf einer Konferenz mit den anderen Anwesenden führt, gehen komplett verloren. Unter solchen Bedingungen eine kreative Atmosphäre zu schaffen, in der gemeinsam Lösungen und Ideen erarbeitet werden, ist sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Nicht umsonst wollen auch die Schulen so schnell wie möglich zum Präsenzunterricht zurück.

Was werden Ihrer Meinung nach die langfristigen Folgen der rein virtuellen Veranstaltungen sein?    

Bildung beschränkt sich nicht auf das erste Lebensviertel, jeder Mensch lernt ein Leben lang dazu. Die gezielte Weiterbildung findet zu einem großen Teil in unserer Branche statt, bei Tagungen, für die wir den Rahmen bieten, Kongressen, Messen und Events. Aber auch Kulturstätten, Theater, Konzerte und Museen gehören für mich unbedingt dazu. Wer meint, das könne ja auch alles virtuell passieren, bedenkt nicht, dass Bildung auch auf emotionaler Ebene stattfindet. Und die ist in Zoom-Meetings quasi nicht zu erreichen. Wenn über die Folgen des ausfallenden Unterrichts für unsere Kinder gesprochen wird, müssen auch die Folgen der nahezu komplett ruhenden Erwachsenenbildung diskutiert werden. Irgendwann, wenn Innovationen ausbleiben, sich soziale Kompetenz zurückentwickelt, Erfolge nachlassen und der Fortschritt fehlt, dann wird klar sein, dass wir immer systemrelevant waren.

Was macht den Kontakt vor Ort für Sie so wichtig?

Bei der Kommunikation wirken Inhalt, Stimme und Körpersprache zusammen. Übersetzt heißt das für mich, dass online ein Großteil, wenn nicht sogar mehr als die Hälfte an Kommunikation gar nicht wahrgenommen werden kann. Das macht solche Meetings für mich so anstrengend und ineffektiv. Im Zweifel entstehen Missverständnisse und Fehlinterpretationen, weil so viele Kommunikationsinformationen verloren gehen. In Meetings geht es nicht um reine Informationsweitergabe, sondern um persönlichen Kontakt, Austausch und direkte Kommunikation. Dadurch sind Präsenzveranstaltungen effektiver, sie führen schneller zu einem besseren Ergebnis.

Wie schätzen Sie die Zukunft von Tagungen und Events ein?   

Unsere Tagungsräume sind die Klassenzimmer der Erwachsenenbildung. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass es einen großen Nachholbedarf geben wird, wenn diese Pandemie einmal vorbei ist. Viele Unternehmen werden schnell merken, wie wichtig Weiterbildungen, Mitarbeiterschulungen und Diskussionsrunden sind, und dass sie nur erfolgreich bleiben, wenn sie ihre Mitarbeiter stetig auf dem Laufenden halten. In einer sich immer schneller weiterentwickelnden Wissensgesellschaft ist lebenslanges Lernen unabdingbar. Insofern bin ich zuversichtlich, dass wir nach all den Onlinemeetings einen Boom an Präsenzveranstaltungen erleben werden. Ich kann mir vorstellen, dass reine Vortragsveranstaltungen von ein bis zwei Stunden Länge abnehmen, denn das geht zur Not auch gut online. Aber die immer wichtiger werdenden Team- und Persönlichkeitsentwicklungsformate, in denen neben reinem Wissen auch soziale Kompetenz geschult wird, werden dafür zunehmen. Meiner Einschätzung nach werden sich allerdings nachhaltig Gruppengrößen verkleinern und der Platz pro Person wird sich vergrößern.

Ihre Räumlichkeiten werden auch für Hochzeits- oder Familienfeiern gebucht. Wie sehen Sie die Zukunft dafür?         

Bei Familienfeiern sehe ich einen enormen Nachholbedarf. Wir haben mehrere runde Geburtstage, die bei uns bereits mehrmals verschoben wurden. Auch Hochzeiten, die zunächst nur in kleinem Rahmen gefeiert wurden, sollen mit einem großen Fest nachgeholt werden. Das ist wie eine Bugwelle, die vor uns herschwimmt, auch weil das Bedürfnis der Menschen und Familien, nach über einem Jahr der Pandemie wieder einmal zu feiern, so groß ist. Gerade Häuser mit einem guten Hygienekonzept, modernen Lüftungsanlagen und großzügigem Platzangebot werden davon besonders profitieren. 


Zurück

Vielleicht auch interessant

Das künftige Waldorf Astoria London Admiralty Arch hat die Eröffnung seiner beiden Signature-Restaurants für das Jahr 2026 bekannt gegeben. Mit Coreus von Clare Smyth MBE und Café Boulud von Daniel Boulud positioniert sich das Hotel als neue Destination für Gourmets.

Marriott International hat die Marke von 100 Hotels in Saudi-Arabien erreicht, die sich entweder in Betrieb befinden oder in der Entwicklungspipeline stehen. Dies wurde anlässlich der Unterzeichnung für ein neues Courtyard by Marriott in Mekka bekanntgegeben.

Die europäische Hotelbranche verzeichnet einen historischen Höchststand in der Bau-Pipeline. Der aktuelle Bericht von Lodging Econometrics beleuchtet die Entwicklungen in den wichtigsten Segmenten und Regionen sowie die Prognosen für Neueröffnungen in den kommenden Jahren.

Die DekaBank beabsichtigt offenbar den Erwerb des Luxushotels Andaz Vienna Am Belvedere in Wien. Die Immobilie gehört zum Portfolio der insolventen Signa Development Selection, des früheren Immobilienimperiums von René Benko.

Das Gstaad Palace, ein Fünf-Sterne-Traditionshotel im Berner Oberland, gewährt erstmals einen umfassenden Blick hinter seine Kulissen. Eine neue SRF-Dokumentation beleuchtet den täglichen Betrieb, die Herausforderungen und die Mitarbeitenden des Hauses, das seit über einem Jahrhundert Gäste aus aller Welt empfängt.

Das Ostsee Baumhaushotel in Ostholstein hat die Bauarbeiten zur Erweiterung abgeschlossen und verdoppelt damit sein Angebot. Ab Mitte Dezember stehen den Gästen insgesamt 14 Baumhäuser zur Verfügung.

In einem Hotel in Saalbach-Hinterglemm ist am Samstagnachmittag ein Großbrand im Wellness-Bereich ausgebrochen. Rund 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren und des Roten Kreuzes waren vor Ort, um die Flammen zu bekämpfen und rund 60 Gäste und Mitarbeiter in Sicherheit zu bringen. Erste Ermittlungen deuten auf eine technische Ursache hin.

Die Dormero Hotelgruppe setzt ihren Wachstumskurs fort und übernimmt das Caravelle Hotel in Bad Kreuznach. Durch die Akquisition des Hauses erweitert die Kette ihr Portfolio auf nunmehr 65 Hotels. Das Unternehmen plant eine umfassende Neuausrichtung und Sanierung des Objekts.

Die Wohnungsnot in Zermatt spitzt sich zu. Der lokale Hotelier Heinz Julen präsentiert mit dem 260 Meter hohen Wohnturm Lina Peak eine radikale Lösung, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und die Besucherströme des Tourismus-Hotspots neu zu lenken.

Der Bayerische Verfassungsgerichtshof hat das von der Staatsregierung erlassene Verbot der Bettensteuer in Bayern bestätigt. Die Klage dreier Städte gegen das Verbot, das seit 2023 in Kraft ist, wurde abgewiesen. Die Entscheidung verwehrt den Klägerkommunen die erhofften Millioneneinnahmen, während Hotellerie und Gastgewerbe das Urteil begrüßen.