Hotellerie und Gastronomie als Wachstumstreiber der Luxusbranche

| Hotellerie Hotellerie

Die weltweiten Luxusausgaben werden sich 2024 voraussichtlich auf nahezu 1,5 Billionen Euro belaufen. Damit bewegt sich der Markt ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres. Hochwertige Erlebnisse, einschließlich Hospitality und Gastronomie, gehören zu den neuen Wachstumstreibern in der Luxusbranche.

Zu diesem Ergebnis kommen die internationale Unternehmensberatung Bain & Company und der italienische Luxusgüterverband Fondazione Altagamma in ihrer aktuellen „Luxury Goods Worldwide Market Study“. 

Luxusbranche verliert Kundschaft 

Rund um den Globus fährt die Luxuskundschaft, die sich mit makroökonomischen Unsicherheiten und anhaltenden Preiserhöhungen der Marken konfrontiert sieht, gerade ihre diskretionären Ausgaben zurück. Nach Einschätzung von Bain dürfte der Markt für persönliche Luxusgüter daher – abgesehen von dem vorübergehenden pandemiebedingten Einbruch – seinen ersten Abschwung seit der Finanzkrise 2008/2009 erleben und rund 363 Milliarden Euro erreichen. Verglichen mit dem Vorjahr würde dies einen Rückgang um rund 2 Prozent (bei aktuellen Wechselkursen) bedeuten. Dieser Trend – besonders ausgeprägt bei der Generation Z, deren Engagement für Luxusmarken weiter abnimmt – hat zu einer Verkleinerung der Luxuskundschaft um etwa 50 Millionen in den letzten zwei Jahren geführt. Unterdessen nimmt der Anteil der Top-Kundschaft am Luxuskonsum weiter zu. 

„Der gesamte Luxusmarkt ist 2024 trotz makroökonomischer Unsicherheiten bemerkenswert stabil geblieben, was größtenteils auf die Nachfrage nach hochwertigen Erlebnissen zurückzuführen ist“, erklärt Marie-Therese Marek, Partnerin bei Bain & Company und Luxusgüterexpertin. Dennoch sei die Kundenbasis zuletzt geschrumpft. „Die Marken sollten diesen Weckruf zum Anlass nehmen, ihr Wertversprechen neu auszurichten“, so Marek. „Um vor allem jüngere Kundinnen und Kunden zurückzugewinnen, müssen sie kreativ vorangehen. Gleichzeitig sollten sie sich auf ihr Top-Kundensegment fokussieren und dieses überraschen, unterhalten und begeistern.“ Insgesamt werde es entscheidend sein, die Personalisierung zu forcieren, die direkte Interaktion zu stärken und Technologien zur Skalierung einzusetzen. 

Hochwertige Erlebnisse, kleinere Anschaffungen und Outlets stehen im Fokus 

Laut der Studie haben vor allem Luxuserlebnisse ihre große Anziehungskraft behalten. Kundinnen und Kunden geben ihr Geld vermehrt für hochwertige Reisen, Events sowie Wellness aus. Ebenso gefragt sind erlebnisorientierte Luxusgüter, insbesondere solche für die besonders Vermögenden. Dazu gehören unter anderem Yachten und Privatflugzeuge. 

Bei den Luxusgütern für den persönlichen Gebrauch haben sich Beauty-Produkte, darunter vorzugsweise Parfum, am positivsten entwickelt. Die Kundschaft wendet sich damit zunehmend kleineren Anschaffungen zu. Auch hochwertige Brillen und Schmuck schlagen sich vergleichsweise gut. Die Kategorien Lederwaren, Schuhe und allen voran Luxusuhren verzeichnen dagegen Rückgänge, da die Kundschaft teilweise zu günstigeren Optionen wechselt und selektiver einkauft. Kleinere Lederaccessoires und Einstiegsartikel finden jedoch weiterhin das Interesse gerade der Generation Z. 

Was die Vertriebskanäle betrifft, leidet der stationären Luxushandel unter rückläufigem Kundenverkehr. Auf Monobrand-Läden entfallen derzeit rund 36 Prozent der weltweiten Ausgaben für persönliche Luxusgüter, womit sie jedoch ihre Spitzenposition verteidigen. Das Outlet-Segment dürfte gegenüber dem Vorjahr leicht auf 14 Prozent wachsen, was vor allem dem Streben der Kundschaft nach günstigen Angeboten zu verdanken ist. Der Onlinehandel wiederum normalisiert sich nach den pandemiebedingten Schwankungen. Auf diesen Kanal entfallen 2024 voraussichtlich rund 20 Prozent der weltweiten Ausgaben für persönliche Luxusgüter, bis 2030 wird eine deutliche Zunahme erwartet. 

Amerika, Japan und Europa setzen positive Zeichen 

Der Luxusmarkt in den USA zeigte zuletzt einen positiven vierteljährlichen Trend und trotzte damit dem schwankenden Verbrauchervertrauen und der sinkenden Kundenfrequenz in wichtigen Städten. Auf dem amerikanischen Kontinent hat Kanada weiterhin mit einem Mangel an chinesischen Touristinnen und Touristen zu kämpfen, während Mexiko und Brasilien positive Tendenzen verzeichnen. 

Japan führte im ersten Halbjahr 2024 weltweit das Luxuswachstum an, angetrieben durch günstige Wechselkurse und gestiegene touristische Ausgaben. Das Momentum hat sich jedoch zuletzt verlangsamt, da sich die Preise zunehmend angleichen. Im Gegensatz dazu erlebte China eine spürbare Abkühlung. Diese Entwicklung hat sich im Jahresverlauf verschärft, da die heimischen Luxusausgaben aufgrund des niedrigen Verbrauchervertrauens sowie der chinesischen Tourismusströme in benachbarte Regionen und nach Europa zurückgingen. 

Europa verzeichnete wieder stärkere, jedoch sich allmählich normalisierende Wachstumsraten über den Jahresverlauf hinweg, unterstützt durch touristische Zuflüsse. Davon profitierten insbesondere südeuropäische Destinationen. Schwellenmärkte wiederum stellen neue potenzielle Wachstumsfelder dar, darunter Lateinamerika, Indien, Südostasien und Afrika – bis 2030 werden diese Regionen voraussichtlich insgesamt mehr als 50 Millionen neue Luxuskonsumentinnen und -konsumenten generieren. 

Langfristig ist wieder mehr Wachstum möglich 

Die Luxusbranche wird voraussichtlich unter leicht verbesserten Vorzeichen ins Jahr 2025 starten, wobei die Entwicklung maßgeblich von der makroökonomischen Situation in den wichtigsten Luxusmärkten abhängt. Mit Blick auf 2030 dürfte die Branche jedoch auf eine langfristig positive Wachstumsphase zusteuern. 

Bain-Partnerin und Branchenkennerin Marek betont, dass die Marken dafür ihre Strategien überdenken und Erfolgsfaktoren neu kombinieren müssen: „Entscheidend ist, die Grundpfeiler der Luxusbranche zu stärken. Im Mittelpunkt steht dabei das Thema Begehrlichkeit, das durch das Zusammenspiel von Handwerkskunst, Kreativität und markentypischen Werten entsteht.“ Hinzu kämen individuell abgestimmte und personalisierte Kundeninteraktionen und -erlebnisse sowie eine makellose, technologiebasierte Umsetzung. Gerade künstliche Intelligenz werde dabei eine wichtige Rolle spielen. 


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Hotelimmobilienmarkt sieht sich im Jahr 2026 einer Neujustierung gegenüber, bei der insbesondere das Segment der Serviced Apartments durch effiziente Betriebsmodelle und hohe Auslastung an Dynamik gewinnt. Institutionelle Investoren setzen verstärkt auf die Bonität und Transparenz von Betreibern in Kombination mit stabilen Mikrolagen.

Das Fünf-Sterne-Hotel Usedom Palace in Zinnowitz auf Usedom hat seinen Betrieb eingestellt. Nach 125 Jahren ging die Geschichte des Traditionshauses mit dem letzten Betriebstag am 30. November zu Ende. Als Grund für die Schließung nannten die Eigentümer die generell schwierige wirtschaftliche Lage der Hotellerie.

Premier Inn hat sein Deutschland-Portfolio auf insgesamt 64 Hotels erweitert. Mit dem neuesten Haus im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen betreibt der britische Hotelbetreiber nun fünf Standorte in der baden-württembergischen Landeshauptstadt und insgesamt sechs in der Region Stuttgart.

Die TT Hospitality übernimmt das Management des ehemaligen IBB Hotel Ingelheim und betreibt es ab dem 1. Dezember 2025 als Hotel Das Karl. Das Haus, das zur Unternehmensgruppe Gemünden/Molitor gehört, legt den Fokus auf Geschäftsreisende und Privataufenthalte in zentraler Lage der Kreisstadt Ingelheim.

Ein Hotel, das den Fokus auf die mentale Gesundheit seiner Mitarbeitenden und Kultur legt, ein von Auszubildenden geführtes Restaurant und eine Systemgastronomie, die auf Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt setzt – an Arbeitgeber-Konzepte wie diese gingen am Mittwochnachmittag insgesamt 16 Hospitality HR Awards.

Hyatt hat einen umfassenden Expansionsplan für die kommenden zwei Jahre in Portugal und Kap Verde bekanntgegeben. Bis 2027 soll sich die Anzahl der Hyatt-Hotels in der Region durch die Eröffnung von vier neuen Standorten verdreifachen.

In Osnabrück hat das erste Hotel der Marke Prize by Radisson mit dem neuen Designkonzept eröffnet. Das Hotel vereint urbanes Design mit digitalen Services. Es ist das erste Haus der Marke, in dem das weiterentwickelte Konzept umgesetzt wurde.

Das Pannonia Tower Hotel im österreichischen Parndorf plant eine Erweiterung. Neben dem bestehenden 4-Sterne-Haus soll ein zweites Hotelgebäude mit rund 300 zusätzlichen Zimmern entstehen.

Nach kurzer Vorbereitungszeit betreibt die DQuadrat Living GmbH seit dem 17. November nun auch ihr zweites Accor Franchisehaus, das ibis Styles Tübingen, und erweitert damit die Marktpräsenz in der Neckar-Alb-Region.

Kurzzeitvermietung verändert Städte, Märkte und Machtverhältnisse. Was als Sharing-Idee begann, ist heute ein milliardenschweres Ökosystem mit massiven Auswirkungen auf andere Wirtschaftszweige und die Gesellschaft. In ihrem Podcast sprechen Marco Nussbaum und Otto Lindner darüber, warum diese Debatte für die Zukunft der Hotellerie so entscheidend ist.