Hotels setzen auf Direktvertrieb: Weniger OTA-Buchungen

| Hotellerie Hotellerie

Hotels setzen auf Direktvertrieb: Weniger OTA-Buchungen

Der Kampf um Hotelbuchungen spitzt sich zu. Eine aktuelle Analyse von PhocusWire zeigt, dass Hotels ihren Anteil an Direktbuchungen massiv ausbauen, während die Buchungen über Online-Reiseagenturen (OTAs) merklich zurückgehen. Besonders Booking.com scheint in Europa an Boden zu verlieren, während alternative Unterkünfte auf der Plattform weiter stark wachsen.

Direktbuchungen im Aufwind

Die OTAs verzeichnen einen deutlichen Rückgang ihres Anteils am Buchungsaufkommen. Laut einer Untersuchung, die von RateGain, der New York University und der Hotel Electronic Distribution Network Association (HEDNA) durchgeführt wurde, und auf die sich PhocusWire beruft, generieren OTAs nur noch 22 % der Hotelbuchungen, gegenüber 30 % im Vorjahr.

Dieser Trend geht einher mit einer strategischen Neuausrichtung vieler Hotels. 63 % der befragten Hoteliers gaben an, ihre Kapazitäten von den Vertriebs- hin zu den Marketing-Teams verlagert zu haben. „Ein Grund für den Rückgang bei großen Kanälen wie OTAs lässt sich auf die Anstrengungen zurückführen, die Hoteliers unternehmen, um ihre Marketingteams zu stärken“, zitiert PhocusWireFritz Müller, den Europa-Chef von RateGain.

Thibault Catala, Gründer und CEO von Catala Consulting, bestätigt diesen Trend aus der Praxis: „Nach dem, was wir bei unseren Hotels in Europa sehen, sind die Direktbuchungen im Jahresvergleich um etwa 8 bis 15 % gestiegen, während Booking.com fünf bis 12 Prozentpunkte verloren hat.“ Eine von Catala auf LinkedIn durchgeführte Umfrage unter Branchenkollegen ergab, dass 45 % einen spürbaren Rückgang und 26 % einen leichten Rückgang bei den Buchungen über Booking.com verzeichneten.

Gleichzeitig gibt es auch Ausnahmen: In einigen Märkten konnten Hotels ihren Umsatz über Expedia um bis zu 300 % steigern, so die Analyse von PhocusWire.

Rechtliche Hürden und Wettbewerbsdruck

Booking.com steht in Europa unter besonderem Druck. Der OTA sieht sich mit einer Sammelklage von über 10.000 Hotels konfrontiert, die Entschädigungen für die ehemaligen Paritätsklauseln fordern. Diese Klauseln wurden als Verstoß gegen das EU-Wettbewerbsrecht eingestuft.

Hinzu kommt die Regulierung durch den Digital Markets Act (DMA) der EU, unter dem Booking.com als sogenannter „Gatekeeper“ eingestuft wurde. Laut Jordi Serra, CEO von 123Compare.me, hat sich das Preisverhalten von Booking.com in der EU seit der Einführung des DMA verändert. Der Anteil der Fälle, in denen Booking.com einen niedrigeren Preis als der direkte Hotelkanal anzeigt, ist von 19,3 % (Oktober 2023) auf 12,6 % (Juli 2025) gesunken, wie der „World Parity Monitor“ von 123Compare.me feststellte. Außerhalb der EU bleibt der Preisdruck hingegen stabil hoch.

Dennoch sieht Dave Overeem van Elferen, ein Revenue Director aus Amsterdam, die Ursache für den Rückgang nicht primär in der DMA-Regulierung, sondern in einer allgemeinen Marktkontraktion. Er zitiert in PhocusWire: „Der Rückgang scheint grundlegender durch eine erhöhte Vorsicht und Preissensibilität der Reisenden getrieben zu sein.“

Alternative Unterkünfte treiben das Wachstum der OTAs

Trotz des Rückgangs bei Hotelbuchungen verzeichnen OTAs wie Booking.com und Expedia insgesamt ein starkes Wachstum. Der Grund dafür liegt im boomenden Markt für alternative Unterkünfte wie Ferienwohnungen.

Ein Sprecher von Booking.com äußerte sich gegenüber PhocusWire: „Die Nachfrage nach Reisen ist weiterhin hoch, mit steigenden Buchungen in einer Reihe von Segmenten auf unserer Plattform.“ Laut PhocusWire gab Booking.com bekannt, dass seine weltweite Anzahl an alternativen Unterkünften wie Ferienwohnungen und Apartments auf über 8,4 Millionen angestiegen ist – ein Zuwachs von 8 % im Vergleich zu 2024. Im zweiten Quartal 2025 übertraf das Wachstum bei den Übernachtungen in alternativen Unterkünften das der traditionellen Hotels.

„Das Wachstum von alternativen Unterkünften auf Booking.com ist nicht nur Diversifizierung, sondern eine strategische Antwort auf die Bemühungen der Hotels, ihre Direktkanäle zu stärken“, kommentierte Klaus Kohlmayr von IDeaS in PhocusWire.

Hoteliers diversifizieren ihre Vertriebsstrategien

Um der abnehmenden Bedeutung von Booking.com entgegenzuwirken, setzen Hotels auf neue Taktiken. „Für einige Hotels bedeutet das, sich stärker auf Metasuche und bezahlte Suche zu konzentrieren; für andere, stärkere Treueangebote aufzubauen, die Direktbuchungs-Trichter zu verfeinern oder die OTA-Verfügbarkeit in Spitzenzeiten anzupassen“, zitiert PhocusWire Thibault Catala.

Nick Pilbeam, CCO der Cheval Collection, sieht OTAs vor allem als Werkzeug zur Kundenakquise: „OTAs machen nur einen geringen Anteil an den Buchungen aus. Wir nutzen sie als Instrument zur Kundengewinnung, mit dem Ziel, diese Gäste in Stammkunden umzuwandeln.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Villa Keller in Saarburg, Rheinland-Pfalz, ist nach umfangreicher Sanierung und Neugestaltung als Boutique-Hotel wiedereröffnet worden. Das Haus, dessen Ursprünge auf das Jahr 1801 zurückgehen, empfängt seit dem 1. November 2025 Gäste. Es gehört zur Erasmus Collection der Gastgeberfamilie Boesen.

Eine aktuelle Marktstudie vergleicht die Hotelstandorte am Starnberger See und Tegernsee und zeigt, wo Investoren und Betreiber die aktuell besten Perspektiven finden. Der Artikel beleuchtet die strukturellen Unterschiede in Angebot und Nachfrage sowie die jeweiligen Investorendynamiken der südbayerischen Destinationen.

Motel One plant mit 128 Zimmern, einer Skybar und einem Tagescafé den ersten Standort in der Bodenseeregion. Das 26 Millionen Euro teure Projekt in Bregenz soll 2029 eröffnen.

Die größte Hotelkette Skandinaviens, Scandic Hotels, hat ihren Expansionskurs in Deutschland fortgesetzt und am 1. Dezember ihr achtes Haus bundesweit eröffnet. Das Scandic Stuttgart Europaviertel liegt zentral in der Stadt und wurde umfassend renoviert.

Die Handwritten Collection setzt ihren Wachstumskurs fort und eröffnet mit dem Blooma Hotel Liège Centre ein neues Haus in Lüttich in Belgien. Das Hotel verfügt über 149 Zimmer, deren Gestaltung sich an den berühmten botanischen Gärten Lüttichs und der Vergangenheit des Gebäudes als ehemaliges Kloster orientiert.

Hyatt setzt im Luxussegment auf eine neue Führungskraft und ambitionierte Expansionspläne. Ein Fokus liegt auf dem internationalen Debüt der Wellness-Marke Miraval im Roten Meer sowie auf Neueröffnungen der Marken Park Hyatt und The Unbound Collection.

Die Luxushotelgruppe Four Seasons kehrt nach 20 Jahren in die deutsche Hauptstadt zurück. Das Unternehmen übernimmt in Partnerschaft mit dem europäischen Hotelentwickler Gruppo Statuto das Management des Hotel de Rome in Berlin-Mitte und wird es nach einer umfassenden Renovierung Ende 2027 als Four Seasons Hotel Berlin wiedereröffnen.

Das Fünf-Sterne-Resort Alpenhof Murnau am Staffelsee steht vor einem Eigentümerwechsel. Peter Inselkammer, Münchner Hotelier und Unternehmer, wird die Immobilie im neuen Jahr übernehmen. Der Betrieb des Resorts wird unter der bisherigen Leitung fortgeführt.

Die BWH Hotels Central Europe und die ipartment GmbH gehen eine neue Partnerschaft ein. Ziel ist es, neue Zielgruppen, Märkte und Marktanteile im Longstay-Segment in Deutschland und perspektivisch in Europa zu erschließen.

Die in Berlin ansässige Amano Group setzt ihren Expansionskurs fort. Das Unternehmen plant, bis zum Jahr 2028 insgesamt acht weitere Hotels zu eröffnen. Die derzeitige Zimmerkapazität soll durch die neuen Projekte um über 1.500 Zimmer erweitert werden.