Hotelverband - Warnecke warnt vor ungleicher Regulierung von Google und Booking.com

| Hotellerie Hotellerie

Mit dem Inkrafttreten des Digital Markets Act (DMA) soll der Macht von Digitalkonzernen in Europa Einhalt geboten werden. Der Branchenexperte Tobias Warnecke sieht jedoch die Gefahr, dass die aktuellen Regelungen ein Ungleichgewicht im Markt schaffen – insbesondere zulasten des Hotel-Direktvertriebs. In einem vielbeachteten Blogbeitrag analysiert Warnecke die Auswirkungen der neuen DMA-Regeln auf Google und Booking.com – und fordert eine konsequente, plattformübergreifende Regulierung.

Selbstbevorzugung verboten – doch wer profitiert?

Kernstück der Debatte ist Artikel 6(5) des DMA, der Gatekeepern wie Google die Selbstbevorzugung in ihren eigenen Diensten untersagt. In der Praxis bedeutet dies etwa, dass Google Hotels nicht mehr bevorzugt in der Suche erscheinen darf. Stattdessen wird die Suche zunehmend durch sogenannte „Vertical Search Services“ ersetzt – Boxen, in denen Drittanbieter wie Booking.com prominent gelistet werden.

Was zunächst nach einem fairen Eingriff klingt, entpuppt sich laut Warnecke als einseitig: „Während Google zurückgedrängt wird, kann Booking.com seine Marktmacht weiter ausbauen.“ Der Platz, den Google in der Suche räumt, werde nun von einem anderen Gatekeeper besetzt – mit negativen Folgen für Hotels und ihren Direktvertrieb.

Gatekeeper gegen Gatekeeper – und die Hotellerie verliert

Booking.com sei inzwischen selbst ein Gatekeeper mit erheblichem Einfluss, so Warnecke. Anders als kleinere Marktteilnehmer könne das Unternehmen neue technische Schnittstellen und Ranking-Systeme schnell adaptieren und dominieren. Damit entstehe ein neues Abhängigkeitsverhältnis: Hoteliers, die bislang von kostenlosem Traffic über Google Hotels profitierten, müssten nun noch stärker auf provisionsbasierte Vermittler setzen.

„Die beabsichtigte Wettbewerbsöffnung des DMA führt zu einer paradoxen Marktverzerrung“, schreibt Warnecke. Der eine Gatekeeper werde beschnitten, der andere könne seine Vormachtstellung weiter ausbauen.

Drei Forderungen an die EU-Kommission

Warnecke leitet aus seiner Analyse drei zentrale Forderungen ab:

Plattformübergreifende Betrachtung bei der DMA-Umsetzung
Regulierungsmaßnahmen gegen einen Gatekeeper müssten immer auch die Auswirkungen auf andere große Plattformen berücksichtigen. Es dürfe nicht sein, dass durch die Schwächung von Google unbeabsichtigt Booking.com gestärkt werde.

Gleichzeitige, faire Durchsetzung bei allen Gatekeepern
Wenn Google bei Sichtbarkeit und Rankings eingeschränkt wird, müsse Booking.com ebenfalls streng kontrolliert werden – etwa bei Preisparitäten, Datenzugängen oder Rankings.

Aktive Förderung des Direktvertriebs
Die EU müsse Hotelwebsites aktiv schützen – durch faire Sichtbarkeit in Suchmaschinen, transparente Rankings und garantierten Zugang zu Kundendaten.

Fazit des Hotelverbandes: Faire Märkte brauchen Gleichgewicht

Der Digital Markets Act sei ein wichtiges Instrument, so Warnecke. Doch um seiner Zielsetzung gerecht zu werden, müsse er konsequent auf alle marktmächtigen Plattformen angewandt werden. „Der DMA darf nicht nur das Schwert gegen Google sein, sondern muss zur Mauer gegen jede Form der digitalen Abhängigkeit werden“, schließt Warnecke.

Sein Appell richtet sich direkt an die EU-Kommission: Nur durch eine gleichmäßige Regulierung aller Gatekeeper könne ein offener, fairer digitaler Markt für die Hotellerie in Europa entstehen.

Scharfer Konter von Booking.com

Alexandra Wolframm, Leiterin Regierungsbeziehungen/Public Affairs DACH von Booking.com kontert unter der Überschrift "Daten statt Dramatik: Warum der Hotelverband IHA irrt" auf LinkedIn und schreibt:

"Der jüngste Blogpost des Hotelverbands IHA bedient sich einer dramatischen Game of Thrones-Rhetorik: Gatekeeper, Machtspiele und der Ruf nach einem „Schwert der Gerechtigkeit“. Doch bei genauerem Hinsehen erinnert das Narrativ eher an Schillers "Die Räuber" – konkret an Franz Moor, der den Ruf nach Gerechtigkeit nutzt, um eigennützige Ziele zu verfolgen. Auch hier wird der Anschein eines edlen Kampfes bemüht, um die eigenen Privilegien zu sichern. Der Verband beklagt Googles Umsetzung des Digital Markets Act (DMA) als angebliche Bevorzugung von Booking.com – und warnt vor einem neuen Gatekeeper. Doch die Fakten widersprechen dieser Darstellung: Die Direktbuchungen steigen seit Jahren. Hotels gewinnen Marktanteile und der unabhängige Vertrieb blüht. Die gerade erschienenen Marktdaten von Phocuswright zeigen das deutlich: Das vergangene Jahr – das erste unter Anwendung des DMA auf Google – war ein Rekordjahr für den Direktvertrieb. Und nicht nur das: Der Direktvertrieb wuchs rund 50 Prozent schneller als der Vertrieb über Plattformen. Von einem Bedeutungsverlust des Direktvertriebs kann also keine Rede sein. Statt eines Machtvakuums zugunsten eines neuen Herrschers sehen wir eine Korrektur der übermäßigen Macht Googles zugunsten vielfältigerer Vertriebswege. Die These, der DMA schade den Hotels, ist nicht nur unbelegt, sondern wird durch die Entwicklung im Markt klar widerlegt. Die Erzählung des IHA ist – im Gegensatz zu Game of Thrones – keine Geschichte von freien Akteuren, die in Abhängigkeit geraten, sondern ein Versuch, unter dem Deckmantel der Klage die eigene Vormachtstellung zu bewahren. Der DMA fängt an, Wirkung gegenüber Googles Selbstbevorteilung zu zeigen: Er schafft Raum für fairen Wettbewerb und stärkt die Vielfalt der Buchungswege. Dass dies manchen nicht gefällt, ist keine Schwäche der Regulierung, sondern ein Zeichen ihres Erfolgs. Die Kommission sollte sich nicht von der Rhetorik der Machtspiele täuschen lassen – und den Blick auf die Fakten richten."


 

 

Zurück

Vielleicht auch interessant

IHG Hotels & Resorts hat die Vertragsunterzeichnung für das zukünftige InterContinental Prag bekanntgegeben. Dies markiert die Rückkehr der Marke in die tschechische Hauptstadt. Das geplante Luxushotel mit 137 Zimmern soll voraussichtlich 2029 eröffnet werden.

Das Dachsteinkönig – Familux Resort in Gosau, welches unter anderem vom Gault Millau als „Familienhotel des Jahres 2026“ ausgezeichnet wurde, leitet eine umfassende Weiterentwicklung ein. Im Rahmen dieser Expansion entstehen derzeit elf neue, zweistöckige Luxus-Chalets.

Das Grand Hotel des Bains Kempinski St. Moritz startet mit einer umfassenden Neugestaltung und einer Investition von insgesamt 18,5 Millionen Schweizer Franken in die Wintersaison. Dies betrifft sowohl die Zimmer als auch die Gastronomie des Hauses.

Die Motel One Group hat in der österreichischen Hauptstadt ihr fünftes Haus eröffnet. Der neue Standort in der Donau City zeichnet sich durch ein Konzept aus, das moderne Architektur und Naturverbundenheit vereint, und präsentiert ein exklusives Design des Künstlers Paul Riedmüller.

Die Schweizer Hotelgruppe The Living Circle erweitert ihr Portfolio um das Hotel Bergwelt Grindelwald. Die operative Übergabe an den neuen Eigentümer ist für Herbst 2026 geplant und soll in enger Abstimmung mit der bisherigen Betreiberin erfolgen.

Die Dormero Hotelgruppe setzt ihre Expansion in Rheinland-Pfalz fort. Nach Koblenz, Worms und Bad Kreuznach wird das Best Western Hotel Pirmasens in der Bahnhofstraße 35 das nächste Haus der Gruppe. Die Übernahme des Hotels mit 45 Zimmern ist für das zweite Halbjahr 2026 geplant.

Die Villa Keller in Saarburg, Rheinland-Pfalz, ist nach umfangreicher Sanierung und Neugestaltung als Boutique-Hotel wiedereröffnet worden. Das Haus, dessen Ursprünge auf das Jahr 1801 zurückgehen, empfängt seit dem 1. November 2025 Gäste. Es gehört zur Erasmus Collection der Gastgeberfamilie Boesen.

Eine aktuelle Marktstudie vergleicht die Hotelstandorte am Starnberger See und Tegernsee und zeigt, wo Investoren und Betreiber die aktuell besten Perspektiven finden. Der Artikel beleuchtet die strukturellen Unterschiede in Angebot und Nachfrage sowie die jeweiligen Investorendynamiken der südbayerischen Destinationen.

Motel One plant mit 128 Zimmern, einer Skybar und einem Tagescafé den ersten Standort in der Bodenseeregion. Das 26 Millionen Euro teure Projekt in Bregenz soll 2029 eröffnen.

Die größte Hotelkette Skandinaviens, Scandic Hotels, hat ihren Expansionskurs in Deutschland fortgesetzt und am 1. Dezember ihr achtes Haus bundesweit eröffnet. Das Scandic Stuttgart Europaviertel liegt zentral in der Stadt und wurde umfassend renoviert.