Kempinski-Chefin Barbara Muckermann über Luxus, Innovation und Booking.com

| Hotellerie Hotellerie

Barbara Muckermann, seit 2024 CEO der Luxushotelgruppe Kempinski, betont in einem Interview mit der Bilanz, dass für sie Qualität über Wachstum steht. „Diese Verluste machen mich teilweise sehr traurig. Aber man muss das im Detail anschauen. Teils hat sich Kempinski in der Vergangenheit an Standorten und bei Objekten engagiert, bei denen man es vielleicht besser gar nicht getan hätte. Für mich ist Qualität wichtiger als Quantität“, so die Managerin über ehemalige Häuser wie das Emirates Palace Abu Dhabi oder das Kempinski Genf.

Während Kempinski aktuell 78 Häuser weltweit führt, prüft Muckermann künftige Expansionen sehr selektiv. Für die Schweiz wünscht sie sich neben den bestehenden Häusern in St. Moritz und Engelberg auch Standorte in Zürich und Genf, ebenso Objekte mit „alpinem Luxus“.

Drei Säulen des Luxus

Den heutigen Luxusbegriff definiert die Kempinski-Chefin über drei Elemente: erstens die Menschen und deren Servicekompetenz, zweitens Genuss und Hedonismus – insbesondere über die Gastronomie – und drittens Innovation. Standardisierte und stark reglementierte Abläufe seien laut Muckermann nicht mehr zeitgemäß: „Statt einem steifen Ablauf wünschen sich Gäste heute mehr Menschlichkeit und Simplizität.“

Dabei unterscheidet sich Kempinski bewusst von standardisierten Kettenkonzepten: „Kempinski ist eine Kollektion aus Individuen. Keines unserer 78 Häuser ist gleich wie das andere.“

Preispremium und Zielgruppen

Die Preise in den Hotels liegen oft deutlich über 1000 Euro pro Nacht. Die Präsidenten-Suite im Vier Jahreszeiten Kempinski München etwa kostet rund 30.000 Euro pro Nacht. Diese werde sowohl von Staatsoberhäuptern während der Münchner Sicherheitskonferenz als auch von privaten Gästen gebucht. „Kürzlich hatten wir ein Paar, das eine Kinderwunschklinik in München besuchte und sich gleich für einen ganzen Monat in der Suite einmietete“, so Muckermann.

Eine gezielte Ausrichtung auf Generation Z oder andere Altersgruppen lehnt sie ab. Wichtiger sei es, das Profil der Marke klar zu definieren: „Wir machen Pull statt Push. Wer eine Marke sein will, weiss, dass man für etwas ganz Bestimmtes steht. Und somit nicht alles für alle macht.“

Technik im Hotel: Einfachheit statt Komplexität

Bei Technologien im Hotelzimmer warnt Muckermann vor Überladung: „Ein gut verständliches Schalterprogramm sollte mit maximal vier Tasten auskommen.“ Hier könne die Hotellerie noch viel von der Kreuzfahrtbranche lernen. Aus ihrer Zeit bei Silversea Cruises habe sie etwa eingeführt, neue Kabinendesigns durch mehrtägiges Probewohnen zu testen – ein Ansatz, den sie auch für Hotels sinnvoll hält.

Ernährungstrends, Familienreisen und Overtourism

Die CEO beobachtet mehrere Trends, die auch die Luxushotellerie betreffen. Dazu zählen «Coolcations» – Sommerfrische im Norden, insbesondere für Gäste aus den Golfstaaten –, «Grandymoons» mit mehreren Generationen sowie die Diskussion um Overtourism. Überlaufene Destinationen sieht sie punktuell, verweist aber auf die ökonomische Bedeutung des Tourismus. „Hotels können etwas dafür tun, indem sie die Nebensaison preislich attraktiver machen.“

Hauptsitz möglicherweise vor Verlagerung

Aktuell liegt der Firmensitz von Kempinski in Genf, doch eine Verlegung wird geprüft: „Ich glaube nicht, dass der Hauptsitz in der Schweiz bleibt. Es wäre naheliegender, das Headoffice nach Dubai zu verschieben.“ Gründe seien die Nähe zu den Eigentümern aus dem Mittleren Osten sowie bessere Möglichkeiten, international erfahrene Manager zu rekrutieren.

Zusammenarbeit mit Plattformen

Zu Booking.com äußert sich Muckermann kritisch-distanziert: „Es ist eine Plattform, welche die Hotelwelt wohl irgendwie braucht, aber sie trägt nicht so viel Wert zum ganzen Ökosystem bei, wie sie an Provisionen verlangt.“ Eine Teilnahme an der aktuellen Sammelklage europäischer Hotels lehnt Kempinski ab.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

In Osnabrück hat das erste Hotel der Marke Prize by Radisson mit dem neuen Designkonzept eröffnet. Das Hotel vereint urbanes Design mit digitalen Services. Es ist das erste Haus der Marke, in dem das weiterentwickelte Konzept umgesetzt wurde.

Das Pannonia Tower Hotel im österreichischen Parndorf plant eine Erweiterung. Neben dem bestehenden 4-Sterne-Haus soll ein zweites Hotelgebäude mit rund 300 zusätzlichen Zimmern entstehen.

Nach kurzer Vorbereitungszeit betreibt die DQuadrat Living GmbH seit dem 17. November nun auch ihr zweites Accor Franchisehaus, das ibis Styles Tübingen, und erweitert damit die Marktpräsenz in der Neckar-Alb-Region.

Kurzzeitvermietung verändert Städte, Märkte und Machtverhältnisse. Was als Sharing-Idee begann, ist heute ein milliardenschweres Ökosystem mit massiven Auswirkungen auf andere Wirtschaftszweige und die Gesellschaft. In ihrem Podcast sprechen Marco Nussbaum und Otto Lindner darüber, warum diese Debatte für die Zukunft der Hotellerie so entscheidend ist.

Die IFA by Lopesan Hotels haben ihre vier deutschen Standorte umfassend modernisiert und starten damit in die neue Saison. Die Überarbeitungen betrafen nach Angaben der Hotelgruppe unter anderem die Ausstattung und das Design in Lobbys, Restaurants, Bars, Zimmern, Spas und Tagungsräumen.

Die auf Seniorenresidenzen spezialisierte „Schönes Leben Gruppe“ erweitert ihr Geschäftsfeld und wird künftig auch im Hotelgewerbe tätig. Am Niederrhein hat das Unternehmen den traditionsreichen Hotel Krefelder Hof übernommen. Ein neues Gebäude soll Hotel und Seniorenresidenz vereinen.

Die Dertour Group Hotel Division erweitert ihr Markenportfolio und nimmt zur Sommersaison 2026 insgesamt sieben neue Häuser in ihr Angebot auf. Die Expansion stärkt die Präsenz der Marken ananea, Sentido und Calimera, insbesondere in wichtigen Destinationen rund um das Mittelmeer.

Der Hotelverband Deutschland (IHA) hat einen neuen Podcast ins Leben gerufen, der sich an die deutsche und europäische Hotellerie richtet. Als Gastgeber fungieren die beiden IHA-Vorstandsmitglieder Otto Lindner und Marco Nussbaum.

Gäste in Essen können ab dem ersten Quartal 2026 im neuen Spark by Hilton Essen übernachten: Signo Hospitality Essen hat das bisherige Intercity Hotel in der Hachestraße übernommen. Das Haus wird in den kommenden Monaten renoviert und in die Budget-Marke von Hilton umgewandelt.

Steigenberger hat in diesem Jahr das 95-jährige Bestehen mit einer Reihe von Veranstaltungen gefeiert. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete die Wiedereröffnung des Steigenberger Icon Europäischer Hof Baden-Baden.