Künstliche Intelligenz in Europas Hotellerie: Zwischen Potenzial und Praxis

| Hotellerie Hotellerie

Wie weit ist die europäische Hotellerie in Sachen Künstliche Intelligenz (KI)? Eine aktuelle Studie der Hochschule für Wirtschaft HES-SO Valais-Wallis unter der Leitung des Tourismusexperten Roland Schegg hat in Kooperation mit verschiedenen Hotelverbänden über 1.500 Hotels in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien und Griechenland befragt. Das Ergebnis: Die Branche befindet sich an einem digitalen Wendepunkt – mit großem Interesse, aber auch erheblichen Hürden bei der Umsetzung.

Großes Interesse – aber geringe Umsetzung

Zwar sehen 68 Prozent der Hoteliers den größten Nutzen von KI in der Reservierungsabwicklung, gefolgt von Marketing (62 Prozent), Kundenmanagement (51 Prozent) und Datenanalyse (49 Prozent), doch in der Praxis nutzen nur 41 Prozent der Hotels bereits KI-Technologien. 43 Prozent verzichten bisher vollständig darauf, 16 Prozent planen einen Einstieg. Besonders beliebt ist die Nutzung von KI-Tools zur Content-Erstellung (z. B. ChatGPT), die 74 Prozent der KI-nutzenden Hotels einsetzen. Weitere Einsatzfelder sind Bewertungsanalysen (44 Prozent), dynamisches Pricing (42 Prozent), Personalisierungsdienste (38 Prozent) und vorausschauende Analysen (37 Prozent).

Komplexere Technologien wie Chatbots (31 Prozent), Gesichtserkennung (2 Prozent) oder Robotik (3 Prozent) spielen hingegen kaum eine Rolle. Die Branche befindet sich also noch in einer frühen Experimentierphase.

Die größten Hindernisse: Wissen, Kosten, Komplexität

Was bremst die Digitalisierung? Vor allem mangelnde Kenntnisse über verfügbare Lösungen (39 Prozent), hohe Einführungs- und Betriebskosten (35 Prozent) sowie technische Komplexität (34 Prozent). Auch fehlende IT-Kompetenz (32 Prozent) hemmt die Integration. Besonders kleinere und mittlere Hotels stehen vor strukturellen Herausforderungen, etwa durch fehlende interne Ressourcen oder fragmentierte Systemlandschaften.

Erste Nutzer berichten von positiven Effekten

Dort, wo KI bereits eingesetzt wird, zeigen sich positive Erfahrungen: 76 Prozent der Anwender berichten von Zeitersparnis, 54 Prozent von besserer Kommunikation mit Gästen und 51 Prozent von effizienteren Betriebsabläufen. Allerdings bleiben strategische oder transformative Effekte – etwa im Bereich Nachhaltigkeit oder automatisierter Gästereisen – bislang die Ausnahme. Der Nutzen wird aktuell vor allem als operativ und unterstützend wahrgenommen, nicht als disruptiv.

Ausblick: KI als Teil einer größeren digitalen Strategie

Die Autoren der Studie fordern ein Umdenken: KI dürfe nicht als Insellösung betrachtet werden, sondern müsse in eine umfassende digitale Strategie eingebettet sein – abgestimmt auf Unternehmensziele, Gästebedürfnisse und operative Realitäten. Insbesondere kleine und mittlere Hotels benötigten praxisnahe Lösungen, Schulungen und Umsetzungsbegleitung.

„Die Zukunft der Hotellerie ist nicht Mensch gegen Maschine – sondern wie Technologie Menschen besser unterstützen kann", so Schegg in einem Linkedin-Post. Dafür brauche es jedoch nicht nur Technologie, sondern auch Führung, Veränderungsbereitschaft und Lernkultur.

Die Studie wurde im Rahmen des europäischen Projekts Resilient Tourism durchgeführt. Sie zeigt: KI ist für die Hotellerie keine Zukunftsmusik mehr, sondern ein strategisches Werkzeug – sofern Branche, Anbieter und Politik gemeinsam an praktikablen Lösungen arbeiten.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Wohnungsnot in Zermatt spitzt sich zu. Der lokale Hotelier Heinz Julen präsentiert mit dem 260 Meter hohen Wohnturm Lina Peak eine radikale Lösung, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und die Besucherströme des Tourismus-Hotspots neu zu lenken.

Der Bayerische Verfassungsgerichtshof hat das von der Staatsregierung erlassene Verbot der Bettensteuer in Bayern bestätigt. Die Klage dreier Städte gegen das Verbot, das seit 2023 in Kraft ist, wurde abgewiesen. Die Entscheidung verwehrt den Klägerkommunen die erhofften Millioneneinnahmen, während Hotellerie und Gastgewerbe das Urteil begrüßen.

Das geplante Vier-Sterne-Plus-Hotel „Le Tresor“ in der ehemaligen Staatsbank in der Schweriner Friedrichstraße steht nach der Insolvenz des österreichischen Investors vor einer ungewissen Zukunft. Das Projekt sollte dem historischen Haus, in dessen Tresorräumen einst die Goldreserven von Mecklenburg-Strelitz lagerten, eine hochwertige Nutzung ermöglichen.

DEHOGA Hessen nimmt Abschied von Reinhard Schreek. Der ehemalige Präsident des Verbands und spätere Ehrenpräsident ist kürzlich verstorben. Schreek prägte den Hotel- und Gaststättenverband in Hessen über Jahrzehnte.

Der Fürstenhof in Bad Kissingen steht zum Verkauf. Die Historie des Fürstenhofs reicht über 160 Jahre zurück. Das ursprüngliche Gebäude wurde bereits 1856 als Kurhotel errichtet und beherbergte Gäste des europäischen Hochadels.

Die Liquidation von Sonder Holdings hat Marriott in die Schlagzeilen gebracht . Seit dem abrupten Zusammenbruch der Lizenzvereinbarung sieht sich das Unternehmen nun mit erheblichem Gegenwind seitens der Gäste konfrontiert. 

In Leipzig wurden die SO!APART Awards 2025 verliehen. Die ausgezeichneten Häuser präsentieren Konzepte, die laut Jury-Einschätzung trotz des aktuell schwierigen Marktumfelds und der Zurückhaltung bei Neueröffnungen „extrem stark und zukunftsgewandt“ sind.

Der aktuelle „Changing Traveller Report 2026“von SiteMinder zeigt eine deutliche Verschiebung im Suchverhalten von Reisenden bei der Hotelsuche. Demnach haben Online-Reisebüros die Suchmaschinen als primären Startpunkt für die Hotelrecherche abgelöst.

Die britische Aufsichtsbehörde Advertising Standards Authority (ASA) hat Beschwerden gegen große Akteure der Reisebranche, darunter die Hotelgruppen Hilton, Travelodge und Accor sowie das Buchungsportal Booking.com, stattgegeben. Der Vorwurf: Irreführende Werbung mit sogenannten „Ab-Preisen“ für Hotelzimmer.

Der auf Hotelimmobilien spezialisierte Berater Christie & Co ist mit der Vermarktung des etablierten Romantik Hotel Bösehof in Bad Bederkesa beauftragt worden. Das Midscale-Hotel, gelegen im Elbe-Weser-Dreieck zwischen den Städten Bremen, Hamburg und Cuxhaven, wird zum Verkauf angeboten.