Laut einem Bericht des Handelsblatts greifen Luxushotels in China zu ungewöhnlichen Maßnahmen, um einer Branchenflaute entgegenzuwirken. Als Reaktion auf eine schwächere Nachfrage verkaufen einige Häuser ihre Gerichte nun auch an Straßenständen.
Die chinesische Hotelbranche leidet unter mehreren Faktoren. Neben einer generell zurückhaltenden Konsumnachfrage sorgen auch Budgetkürzungen bei Unternehmen und staatlichen Behörden für einen Rückgang der Einnahmen. Ein wesentlicher Grund seien laut Handelsblatt verschärfte Sparvorgaben für Angestellte des öffentlichen Dienstes und Parteimitglieder, die unter anderem große Gruppenessen und den Alkoholkonsum einschränken.
Anwen Xu, die Vertriebsdirektorin des Beiyuan Grand Hotel in Peking, beschreibt die Situation so: "Heutzutage kommen die Leute nicht einfach, weil man die Preise senkt oder Rabatte anbietet – sie kommen einfach gar nicht."
Warnsignal für Deflation
Experten sehen in den Problemen des Gastgewerbes ein Anzeichen für einen zunehmenden Deflationsdruck in der chinesischen Wirtschaft. Der Wirtschaftsprofessor He-Ling Shi von der Monash University erklärt: "Diese gehobenen Gastronomiebetriebe, insbesondere Fünf-Sterne-Hotels, müssen strategische Anpassungen vornehmen, um zu überleben. Dieses Phänomen spiegelt wider, dass die gesamtwirtschaftliche Lage in China nun mit einem ziemlich erheblichen Deflationsrisiko konfrontiert ist."
Diese Entwicklung zeigt sich auch in anderen Bereichen: Die Inflationsrate lag im Juli bei null Prozent. Die Gewinne im Beherbergungsgewerbe der Hauptstadt Peking brachen im ersten Halbjahr 2025 um 92,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein.
Überleben wichtiger als Image
Um die Einnahmeausfälle zu kompensieren, sind Straßenverkäufe für viele Hotels zu einer wichtigen alternativen Einnahmequelle geworden. So verkauft das Grand Metropark Hotel in Peking beispielsweise geschmorte Ente und Flusskrebse an Ständen, während das Beiyuan Grand Hotel seine knusprig gebratene Taube anbietet. Trotz des Verkaufs auf der Straße liegen die Margen hier bei lediglich zehn bis 15 Prozent und können den Rückgang im regulären Restaurantgeschäft nicht vollständig ausgleichen.
Den Vorwurf, dass der Straßenverkauf dem Markenwert schaden könnte, weist Shen Qiuya, Marketing- und Verkaufsleiterin des Fünf-Sterne-Hotels River & Holiday in Chongqing, entschieden zurück: "Jede Branche hat in diesem Jahr Schwierigkeiten. Überleben ist das Wichtigste. Das Gesicht zu wahren ist nichts wert."













