Nach Diskussion um Aufenthalt von AfD-Abgeordneter: Amano-Group erhält Droh-E-Mails

| Hotellerie Hotellerie

Die Amano-Gruppe hat der AfD-Bundestagsabgeordneten Christina Baum kürzlich nahegelegt, zukünftig nicht mehr in Hotels seiner Marken zu übernachten und wies dabei auf die Unternehmenswerte hin. Baum machte den Schriftverkehr in sozialen Netzwerken öffentlich. Daraufhin erhielten Mitarbeiter von Amano Droh-E-Mails. Baum soll der rechtsextremistischen Identitären Bewegung nahe stehen. Der Vorfall liegt bereits einige Wochen zurück, wurde aber jetzt noch einmal online diskutiert.

Die Abgeordnete Baum wollte im Oktober im HotelAmano Grand Central in Berlin übernachten. Ein Hotelmitarbeiter schrieb daraufhin eine E-Mail an die Politikerin und drückte sein Bedauern darüber aus, dass die AfD-Vertreterin gegen Diversität in Religion und sexuelle Orientierung stehe. Da sich diese „Weltanschauung und menschlichen Werte sehr von der Amano Group unterscheiden“, die für eine weltoffene Gesellschaft und gelebte Diversität stehe, wurde die Abgeordnete gebeten, nach dem bereits gebuchten Aufenthalt, von zukünftigen Reservierungen in Häusern der Gruppe abzusehen.

Die Politikerin wertete dieses Vorgehen des Hotels als „Diskriminierung und Herabwürdigung“ und machte nicht nur ihre Antwort an die Herberge, sondern auch die E-Mail-Adresse eines Hotelmitarbeiters und von Zeèv Rosenberg, im Management des Unternehmens, öffentlich - ein aus datenschutzrechtlicher Sicht sehr zweifelhaftes Vorgehen.

Baum schrieb an das Hotel: „Sie stellen sich moralisch überhöhend, mich dabei diskriminierend und herabwürdigend, über einen Menschen, den sie überhaupt nicht kennen, postulieren für sich und Ihr Hotel gleichzeitig aber Weltoffenheit, Vielfalt und Toleranz. Sie sind der typische Vertreter unserer selbsternannten Demokraten, die […] bis hin zur Ausgrenzung versuchen, Menschen einzuschüchtern und mundtot zu machen.“

Nach den Posts der Abgeordneten hagelte es negative Kommentare von Baums-Followern und ihrer Einstellung nahestehenden Nutzern. Darüber hinaus erhielten das Hotel und die genannten Mitarbeiter fortan Droh-E-Mails

Rosenberg schrieb dazu in Socal Media: „Es ist schon traurig und erbärmlich wie die #afd und Frau Dr. Baum agieren. Zuerst haben sie die E-Mail nicht richtig gelesen, jetzt bekommen wir permanent eine Art vom Droh-Mails. […] Das sie (Baum, Anm. d. Red) keine Ahnung vom Datenschutz hat, ist das eine, aber dass sie ihr Gesindel gegen meinen Kollegen und mich anstiftet, ist das Allerniedrigste…[…] Manchmal sollte eben eine ehrliche Haltung gegen Rassismus, Antisemitismus und Diversität wichtig sein, auch wenn es kurzfristig weh tut."

Aus der Hotellerie erhielten Amano und Rosenberg durchweg positive Reaktionen, die vor allem die Courage des Unternehmens lobten. 

So schrieb Miranda Meier, Sprecherin des Estrel-Hotels „Mit der AfD ist es wie mit Corona: Vernünftige Menschen halten Abstand. Moralisch wunderbar gehandelt, liebe Amano Group und Zeev Rosenberg.

Martin Semrau, Senior Consultant  bei LHC International, kommentierte: „Richtige Haltung, korrekte Argumentation und folgerichtige Konsequenz: haltet Stand, lieber Zeev!“

Die E-Mail des Hotels an die Afd-Abgeordnete im Wortlaut

„Sehr geehrte Frau Dr. Baum,

vielen Dank Ihre Email und die Buchung im AMANO Grand Central.

Wie Sie bestimmt wissen, steht die AMANO Group für eine weltoffene Gesellschaft und gelebte Diversität. Als Gruppe mit jüdischen Wurzeln gehört dies zu unseren Grundpfeilern des Unternehmens. In unseren Hotels, Restaurants und Bars beschäftigen und beherbergen wir Menschen mit verschiedensten kulturellen Hintergründen, egal ob Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität.

Wie Sie sicher verstehen, werden immer nach einer Bundestagswahl die Bundestagsabgeordnete von unserer Seite recherchiert, damit uns keine Fehler, in Bezug auf die Voraussetzung zur Buchung der Bundrate, unterläuft, da alle Abgeordneten des Deutschen Bundestags berechtigt sind die Sonderkonditionen des Bundes zu buchen.

Nachdem wir auch Ihren Namen recherchiert haben, sahen wir, dass Sie gegen Diversität in Religion und sexuelle Orientierung stehen, zudem die AMANO Group steht, was wir außerordentlich bedauern! Da Ihre Weltanschauung und menschlichen Werte sehr von der AMANO Group unterscheiden, bitte wir Sie, nach dem bereits gebuchten Aufenthalt, von zukünftigen Reservierungen in unseren Häusern abzusehen.

Wir hoffen sehr, dass Sie Verständnis für unsere Entscheidung haben."

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Hyatt Hotels Corporation präsentierte auf der Messe ILTM in Cannes jetzt ihre Pläne im Luxus- und Lifestyle-Segment. Demnach will die Gesellschaft über 50 Hotels bis 2026 weltweit in diesen Kategorien eröffnen.

Die historische Villa Baltic an der Strandpromenade von Kühlungsborn trotzt seit 35 Jahren im Leerstand dem Verfall. Die Eigentümer wollen das Nachbargrundstück erwerben und dort ein Hotel errichten. Wann ist die Hängepartie zu Ende?

Meliá Hotels International hat die weitere Expansion ihres Luxusportfolios im Jahr 2025 mit der Eröffnung von 15 Hotels angekündigt - und das von Südostasien über die Karibik bis Europa.

Die Gekko Group gibt zum Jahreswechsel neue Entwicklungen zum Standort Berlin bekannt: Das Hotel am Steinplatz wird das neue Roomers Berlin und die Sircle Collection übernimmt ab Januar 2025 das Management des Boutique Hotels Provocateur Berlin.

Hilton wird erstmals in der  Republik Moldau vertreten sein. Mit der Eröffnung eines Hilton Garden Inn in der Hauptstadt Chişinău betritt das Unternehmen einen neuen Markt. Das geplante Hotel entsteht durch die Sanierung des historischen Dacia-Hotel.

Am 4. Dezember 2024 wurden in Stuttgart acht Unternehmen aus Baden-Württemberg mit dem „Umweltpreis für Unternehmen 2024“ ausgezeichnet. Zu den Preisträgern zählt das Seehotel Wiesler aus Titisee-Neustadt in der Kategorie „Handel und Dienstleistung“.

Die Türkei setzt ihren Wachstumskurs im Tourismussektor fort: Bis zum Jahr 2026 sollen landesweit 149 neue Hotels entstehen, vorwiegend in den gehobenen Kategorien von vier und fünf Sternen.

Small Luxury Hotels of the World (SLH) blickt auf ein Rekordjahr zurück. Mit über 80 neuen Mitgliedern stärkt die Marke ihre globale Präsenz und erschließt neue Destinationen wie Anguilla, Ecuador, Guatemala, Indien, Litauen, Pakistan, Polen, Sri Lanka und Tansania.

Marriott International hat seine besten Nachwuchs-Hoteliers aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in München zusammengebracht. Die „Talentschmiede 2024“ bot eine Gelegenheit zur beruflichen und persönlichen Entwicklung.

Die alpine Ferienhotellerie startet in die Wintersaison. Doch wie entwickeln sich Buchungslage sowie Preisdurchsetzung und inwiefern unterscheiden sich die Prognosen in den Destinationen Südtirol, Tirol und Bayern?