Studie untersucht digitale Systeme und Vertrieb in sechs Ländern
Eine aktuelle Untersuchung der HES-SO Valais-Wallis unter 1500 Hotels in sechs europäischen Ländern zeigt: Viele Betriebe verfügen bereits über digitale Systeme zur Verwaltung von Preisen, KPIs und Vertriebskanälen, setzen diese jedoch nur begrenzt strategisch ein. Die Veröffentlichung ist Teil einer groß angelegten Studienreihe, deren erster Teil zum Thema Künstliche Intelligenz bereits am 9. Juli erschien. (Tagesakarte berichtete)
Mehrheit nutzt PMS und Channel Manager, aber Systeme stark fragmentiert
Drei Viertel der befragten Hotels (75 Prozent) setzen ein Property Management System (PMS) ein. Rund 63 Prozent verwalten ihre Raten und Verfügbarkeiten über einen Channel Manager. Trotz dieser Verbreitung bleibt die Systemlandschaft zersplittert: Mehr als 70 PMS-Marken sind im Einsatz. Dies erschwert vor allem kleineren oder unabhängigen Hotels eine standardisierte und interoperable Nutzung.
Revenue Management nur teilweise etabliert
Lediglich vier von zehn Hotels verfügen über eine formelle Ertragsmanagementstrategie. Häufigstes Instrument ist erneut das PMS (76 Prozent). Spezialisierte Revenue Management Systeme (RMS) nutzen jedoch nur 44 Prozent, 33 Prozent arbeiten noch mit Excel. Jedes fünfte Hotel greift auf externe Berater zurück. Damit bleibt die Optimierung vielfach Stückwerk statt systematischer Prozess.
Fokus auf Basis-KPIs
Bei den Kennzahlen (KPIs) dominieren klassische Größen: 82 Prozent der Hotels überwachen die Belegungsrate, 61 Prozent die durchschnittliche Tagesrate (ADR) und 50 Prozent den Umsatz pro verfügbarem Zimmer (RevPAR). Fortgeschrittene Indikatoren wie GOPPAR (11 Prozent), NetADR (23 Prozent) oder die EBITDA-Marge (22 Prozent) spielen eine deutlich kleinere Rolle. Nachhaltigkeits- und Personalindikatoren wie Mitarbeiterbindung (12 Prozent) oder Energieverbrauch pro Zimmer (20 Prozent) bleiben Nischenthemen. Besonders größere Stadthotels der gehobenen Kategorie integrieren diese Kennzahlen häufiger.
Analytische Lücken und fehlendes Benchmarking
Das Forschungsteam verweist auf einen klaren Widerspruch: Zwar nutzen viele Hotels digitale Tools, doch werden diese selten in fortgeschrittene Analysen oder dynamische Entscheidungsprozesse überführt. Auffällig ist zudem, dass zahlreiche Hoteliers angeben, nicht zu wissen, wie sich ihre Leistung mit dem Markt vergleichen lässt. Benchmarking-Praktiken sind entsprechend schwach ausgeprägt.
Fazit: Infrastruktur vorhanden, aber geringe Integration
Die Ergebnisse verdeutlichen ein zentrales Muster: Die digitale Infrastruktur ist weitgehend vorhanden, doch bleibt ihre Nutzung oftmals reaktiv statt strategisch. RMS, fortgeschrittene KPIs und systematische Analysen sind ungleich verteilt und vor allem bei kleineren oder ländlich gelegenen Häusern kaum etabliert.
Um den digitalen Reifegrad der Branche zu steigern, betonen die Autoren die Notwendigkeit von Datenkonsolidierung, Interoperabilität und vertiefter Analysekompetenz. Nur wenn Systeme vernetzt und fundierte Leistungseinblicke möglich sind, lässt sich das volle Potenzial neuer Technologien – einschließlich KI – nutzen.
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