Saarbrücken beschließt Bettensteuer - Scharfe Kritik von DEHOGA und IHK

| Hotellerie Hotellerie

Am Dienstagabend, hat der Stadtrat der Landeshauptstadt Saarbrücken mit einer Mehrheit die Einführung einer Beherbergungssteuer beschlossen. Die Abgabe, die 3,5 Prozent des Übernachtungspreises beträgt, wird ab April 2026 auf Übernachtungen in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen (einschließlich privater Anbieter wie Airbnb) fällig und soll an die Stadtverwaltung fließen.

Dieser Beschluss, der zum dritten Mal nach gescheiterten Anläufen in den Jahren 2010 und 2022 auf der Agenda stand, stößt auf scharfe Ablehnung und deutliche Kritik bei den Wirtschaftsverbänden.

Kritikpunkt: Zusatzbelastung für die Hotellerie

Unmittelbar nach dem Votum des Stadtrats äußerte der Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Saarlandherbe Kritik. DEHOGA-Präsident Michael Buchna wird in einer Pressemitteilung zitiert: „Die Einführung kommt zur Unzeit.“ Er betonte, dass der Entscheid eine Branche treffe, die „ohnehin ums wirtschaftliche Überleben ringt“. Die Maßnahme belaste besonders inhabergeführte Familienbetriebe mit schmalen Gewinnmargen, die bereits mit steigenden Energiekosten, Fachkräftemangel und sinkender Nachfrage, insbesondere bei Geschäftsreisen, zu kämpfen hätten.

Die IHK Saarland hatte bereits im Vorfeld die geplante Einführung entschieden abgelehnt. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé hob hervor: „Es ist nicht Aufgabe der Hotellerie, die Haushaltsprobleme der Landeshauptstadt Saarbrücken zu lösen.“ Die Finanzierung des Tourismus sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und dürfe nicht einseitig zulasten einzelner Branchen gehen.

Folgen für Kunden und Betriebe

Die Verbände warnen davor, dass die Steuer nicht einfach an die Kunden weitergereicht werden könne. Im Geschäftsreisemarkt seien Preise oftmals im Voraus über Kontingente mit festen Verträgen vereinbart, was eine Weitergabe der Kosten kaum möglich mache. Dr. Thomé betonte, die Nachfrage im Geschäftsreisemarkt werde aufgrund veränderter Reisegewohnheiten und des industriellen Wandels strukturell zurückgehen.

Bei Privatreisen drohe eine Abwanderung in umliegende, steuerfreie Nachbarkommunen, was zu messbaren Auslastungs- und Umsatzeinbußen für Saarbrücken führen könne.

Bürokratie und unklare Einnahmenverwendung

Ein weiterer Kritikpunkt ist der zusätzliche bürokratische Aufwand. Dehoga-Chef Buchna bezifferte die zusätzlichen Kosten für den bürokratischen Mehraufwand für die Betriebe auf mehr als 60 000 Euro. Im ersten Jahr sollen zudem noch Papierbögen statt digitaler Verarbeitung eingesetzt werden.

Sowohl Dehoga als auch IHK bezweifeln, ob die Einnahmen der Stadt die damit verbundenen Mehraufwände übersteigen. Der Dehoga warnte, dass „aus einem politischen Beschluss schnell ein wirtschaftlicher Bumerang“ werden könne. Er wies darauf hin, dass der durchschnittliche Umsatz pro verfügbarem Zimmer in Saarbrücken mit 52 Euro bereits weit unter dem Bundesdurchschnitt von 75 Euro liege.

Die IHK wies zudem auf die fehlende Zweckbindung der Steuer hin, da Tourismusförderung eine freiwillige Aufgabe sei. Es bestehe das Risiko, dass die zugesagte Verwendung der Mittel für touristische Projekte aufgrund der angespannten Haushaltslage nicht eingehalten werden könne.

Standortpolitik in der Kritik

Dr. Thomé kritisierte die Stadtpolitik: „Eine neue Steuer ersetzt keine Strategie!“ Er forderte stattdessen ein überzeugendes Gesamtkonzept und warf der Stadt vor, in den vergangenen Jahren neue Hotelkapazitäten ermöglicht zu haben, ohne gleichzeitig zentrale Leitinvestitionen wie die Erweiterung der Congresshalle oder die Entwicklung einer Eventhalle konsequent voranzutreiben. „Standortpolitik muss Perspektiven für die Unternehmen schaffen und nicht zusätzliche Hürden errichten“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Buchna stellte verärgert fest: „Der Stadtrat hat über eine Abgabe entschieden, deren Folgen weder nachvollziehbar noch fair sind.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

IHG Hotels & Resorts erweitert ihr Portfolio an der Adriaküste Montenegros. In Zusammenarbeit mit Uniprom Hoteli d.o.o. wurde die Unterzeichnung für das Crowne Plaza Budva bekanntgegeben. 

Der Tourismus in Deutschland verzeichnete im September 2025 einen leichten Anstieg der Übernachtungszahlen. Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) belief sich die Gesamtzahl der Übernachtungen in- und ausländischer Gäste auf 48,6 Millionen. Dies entspricht einem Zuwachs von 1,0 Prozent im Vergleich zum September 2024.

Airbnb hat einen optimistischen Ausblick für das Weihnachtsgeschäft veröffentlicht, gestützt durch eine starke US-Nachfrage. Parallel dazu treibt CEO Brian Chesky die Erweiterung des Geschäftsmodells voran: Erstmals wird ein echtes Hotelgeschäft mit maßgeschneiderten Funktionen aufgebaut, um Angebotslücken in Schlüsselmärkten zu schließen.

Das unabhängige irische Lifestyle-Hotelunternehmen The Dean, das sich auf die Gestaltung charaktervoller Hotels spezialisiert hat, hat die Eröffnung von drei neuen Häusern in internationalen Kulturzentren für das kommende Jahr bekannt gegeben. Die neuen Standorte, die im Laufe des Jahres 2026 an den Start gehen sollen, befinden sich in Berlin, München und Miami.

Mit der Eröffnung von zwei Private Spa Suiten vollendet das Relais & Châteaux Hotel Seesteg auf Norderney seine Ausrichtung als Hideaway. Der Fokus liegt auf Zurückhaltung, hochwertigen Materialien und einem Konzept, das auf die Zweisamkeit zugeschnitten ist.

Das Seidl Hotel in Puchheim erfährt eine strategische Neuausrichtung. Das Haus wird zum Anfang des neuen Jahres unter das Markendach von Coffee Fellows gestellt. Die Neuausrichtung wird bereits durch äußere Veränderungen sichtbar.

Das Hotel Monopol an der Reeperbahn soll einem Neubau weichen. Andreas Fraatz, dem auch das Hotel Hafen Hamburg und das Design-Hotel Empire Riverside gehören, plant anstelle des Gebäudekomplexes aus den 1950er-Jahren ein neues Luxushotel mit 184 Zimmern. Der Neubau soll einen neuen „Hotspot“ auf dem Kiez schaffen.

Eine neue Studie zeigt: Bewertungen zur Umweltfreundlichkeit von Hotels auf Buchungsplattformen wie Expedia und Booking.com sind kaum aussagekräftig für die tatsächliche Nachhaltigkeitsleistung. Die sogenannte „Eco-Friendliness“-Bewertung spiegelt demnach fast ausschließlich die allgemeine Zufriedenheit der Gäste wider.

Ein in der Schladminger Region bekanntes Familienunternehmen expandiert: Das Hotel NOA Schladming strebt Fünf-Sterne-Standard an.  Das geplante Haus mit dem Namen soll im Mai 2026 in Betrieb genommen werden.

Im Mai 2026 wird die französische Riviera um eine exklusive Luxusadresse reicher: Das Zannier Bendor Resort empfängt auf der privaten Mittelmeerinsel Île de Bendor seine ersten Gäste. Die rund sieben Hektar große Insel vor der Küste von Bandol in der Provence liegt etwa 45 Kilometer östlich von Marseille.