Scandic-Direktor für Barrierefreiheit: "Bewusstsein für Details schaffen"

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Scandic Hotels ist die einzige Hotelkette mit einem verantwortlichen Direktor für Barrierefreiheit in der Geschäftsführung. Pünktlich zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember hat Tageskarte mit Magnus Berglund gesprochen. 

Herr Berglund, Sie sind Accessibility Director bei Scandic Hotels und Teil der Geschäftsführung. Was sind Ihre Aufgaben, wie sieht ein normaler Tag bei Ihnen aus und wie sind Sie in diese Position gekommen? 

Ich war insgesamt zwölf Jahre Koch, unter anderem auch bei Scandic, bis 1999 eine rheumatische Erkrankung bei mir diagnostiziert wurde, weswegen ich meinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben konnte. Ein paar Jahre später, 2002, plante ich eine Reise, doch ich konnte keine Hotels finden, die Informationen für Gäste mit besonderen Bedürfnissen bereitstellen. So entstand die Idee, dass Scandic mehr Gäste ansprechen könnte, indem wir unsere Hotels für jedermann zugänglich machen. Die Idee traf auf fruchtbaren Boden, ich wurde Accessibility Director und Scandic war das erste Hotelunternehmen weltweit, das auf seiner Webseite ausführliche Informationen zur Barrierefreiheit in allen seinen Hotels bereitstellt.

Generell bin ich für alles zuständig, was im weitesten Sinne mit Barrierefreiheit zu tun hat. Deswegen gibt es auch keinen typischen Tag für mich. Ich schule unsere Mitarbeiter, bin bei neuen Hotel-Projekten involviert, checke unsere bestehenden Hotels, halte Vorträge und vieles mehr. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Job.

Wie gehen Sie auf die speziellen Bedürfnisse ein?

Selbstverständlich variieren die Anforderungen an einen sorglosen Aufenthalt je nachdem, ob ein Gast in einem Rollstuhl sitzt, Allergien hat oder aber seh- oder hörgeschädigt ist. Deshalb halten wir unsere Gäste immer auf dem Laufenden darüber, welche Serviceleistungen sie bei uns erwarten dürfen. Verschiedene smarte Lösungen tragen dazu bei, dass sich in unseren Hotels einfach alle Gäste rundum wohlfühlen können. In unseren neu gebauten und renovierten Hotels ist Barrierefreiheit ein wichtiger Gesichtspunkt. Wir sind stets darum bemüht, unsere Standards zu verbessern. So legen wir großen Wert auf technische Lösungen, praktische Ideen und Aufmerksamkeit. In vielen Fällen sind Interesse und Engagement ebenso wichtig, um zu garantieren, dass jeder Gast seinen Aufenthalt genießen kann.

Im Allgemeinen sind es zumeist Kleinigkeiten, die einen großen Unterschied ausmachen. Beispielsweise, dass wir die Duschköpfe nach der Reinigung auf die niedrigste Stufe stellen, damit sie für Rollstuhlfahrer gut erreichbar sind. Das mag vielleicht logisch klingen aber manchmal muss man auf solche Dinge hingewiesen werden, man muss ein Bewusstsein für Details schaffen. Wir achten auch darauf, dass das Frühstücksbuffet nicht zu hoch ist und dass Rollstuhlfahrer mit den Beinen unter das Buffet fahren können und nicht gegen das Buffet stoßen. So kommen sie besser an die Speisen heran. Aber auch dass man Gehstöcke oder Krücken an der Rezeption in eine Halterung hängen kann, damit sie nicht umfallen. Dazu kommen dann spezielle Schulungen für unsere Mitarbeiter, damit diese noch besser auf die Bedürfnisse unserer Gäste eingehen können.

Wir bieten auch interaktive Online-Schulungen zu Barrierefreiheit an – auch hier sind wir weltweit Vorreiter. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Hinweisen, Tipps, Tests und Videoanleitungen, die zum Ziel haben, unseren Gästen mit Behinderungen einen wirklich guten Service zu bieten. Ein wichtiges Ziel bei Scandic ist, wirklich allen Gästen das gleiche hohe Serviceniveau zu bieten.

Scandic hat dem Thema der Barrierefreiheit seit über 15 Jahren einen sehr hohen Stellenwert eingeräumt – was hat sich seit dem verändert? 

Bei Scandic haben wir viele Entwicklungen anstoßen können. In Absprache mit Organisationen, die Menschen mit besonderen Anforderungen an Barrierefreiheit unterstützen, unseren Hotelgästen und Teammitgliedern, haben wir eine Checkliste mit 159 Punkten aufgestellt, die wir als „Scandic Standards für die Barrierefreiheit“ bezeichnen. Diese Standards beziehen sich auf unser gesamtes Angebot und werden als integraler Bestandteil bei der Gestaltung all unserer Angebote und Serviceleistungen im Hotel berücksichtigt.

Prinzipiell ist das Thema in den vergangenen Jahren mehr und mehr in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Nicht nur Behinderungen, sondern auch das Alter spielt hier eine Rolle. In einer immer älter werdenden Gesellschaft nimmt die Bedeutung der Barrierefreiheit stetig zu. Dass der 3. Dezember, der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung, alljährlich hilft, noch mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema zu generieren, ist sicherlich gut.  

Ihr Begleithündin Dixi ist immer an Ihrer Seite, welche Aufgaben nimmt sie Ihnen ab und wie viele Jahre ist so ein Hund im Dienst?

Dixi ist eine Riesenhilfe für mich - nicht nur bei der Arbeit. Sie hilft mir, indem sie mir beispielsweise am Morgen meine Kleidung bringt, meinen Laptop trägt und meinen Gehstock aufhebt, wenn er mir hinfällt. Dixi hat ihre Spezialausbildung zum Behindertenassistenzhund übrigens mit Bravour bestanden und ist nun seit sechs Jahren bei mir. Für die Teammitglieder von Scandic ist sie gewissermaßen ein Star. Wenn die Pflicht gerade nicht ruft, stiehlt sie sich liebend gerne davon, um Leckerlis von meinen Kollegen einzuheimsen. Doch auch auf ihrem Instagramprofil (@dogatwork) kommen immer mehr Dixi-Fans dazu. Leider hat sie Probleme mit den Gelenken und wird Anfang des kommenden Jahres in die wohlverdiente Rente gehen.
 

Und dann?

Dann wird Dixi ihren Lebensabend als Familienhund mit anderen Labradoren auf einer Schäferei auf Gotland verbringen. Da die Schäferei Carina Hammander, General Managerin bei Scandic Visby, gehört, wird Dixi also auch weiterhin in der Scandic-Familie bleiben. Zuvor wird sie allerdings noch Dahlia, meinen neue schwarze Labradorhündin, eingewöhnen. Natürlich hat auch sie eine spezielle Ausbildung genossen, aber gerade in der Anfangszeit, in der Eingewöhnungsphase, ist es sehr gut, wenn sie sich an Dixi orientieren kann.

Gibt es neben Ihnen noch weitere Mitarbeiter mit Behinderungen?

Aber ja! Bei uns ist wirklich jeder willkommen – ob als Gast oder als Mitarbeiter. Wir haben beispielsweise sowohl in Dänemark als auch in Deutschland Mitarbeiterinnen, die taub sind. In Norwegen haben wir einen Conference Concierge, der im Rollstuhl sitzt und viele mehr.

Sie haben bereits viel erreicht und sowohl vor der UN als auch der EU und der UNWTO (der Weltorganisation für Tourismus) gesprochen: Was haben Sie sich für das kommende Jahr vorgenommen?

Meine Hoffnung ist, dass alle unsere Gäste Scandic als smartes Hotel wahrnehmen – egal ob Sie unter einer Behinderung leiden oder nicht. Im kommenden Jahr werden wir einige neue Hotels eröffnen, da gilt es, unseren Standards gerecht zu werden und unseren Service weiter zu verbessern.


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