Treugast gibt Branchenausblick und führt Hospitality-Index ein

| Hotellerie Hotellerie

Der deutsche Hotelmarkt setzt den Erholungskurs fort und strebt Rekordumsatzwerte an. Dabei sehen sich die Hotelgesellschaften weiterhin großen Herausforderungen ausgesetzt. Die Kostenseite wächst schneller als die Umsatzseite und Themen wie Personalmangel, Digitalisierung und Nachhaltigkeit machen erhebliche Veränderungsprozesse notwendig. Der auf der diesjährigen Expo Real erstmals vorgestellte Treugast Hospitality-Index zeigt eine weitestgehend stabile Stimmung in der Branche und untermauert die positive Zukunftserwartungen der Hotelbetreiber, vor allem innerhalb der Budgethotellerie.

Somit wird in 2024 das Erreichen des Vorkrisen-Übernachtungsvolumens erwartet, welches in Kombination mit den steigenden Raten zu Rekordumsatzwerten führen wird. Die Hotelgesellschaften rechnen im Jahr 2024 mit weiteren Revpar-Steigerungen gegenüber Vorjahr: Budget- und Stadthotellerie wie auch die Ferienhotelanbieter gehen von einer Revpar-Erhöhung von jeweils ca. 5 bis 6 Prozent gegenüber 2023 aus, die Allrounder liegen sogar bei einem Prognosewert von rund 13 Prozent. Die Entwicklung der realen Werte zeigt jedoch ein eher ernüchterndes Bild: Der inflationsbereinigte Revpar verfehlt aktuell den Wert 2019 um ca. 11 Prozent, u. a. bedingt durch die noch ca. fünf Prozentpunkte geringere Auslastung gegenüber dem Wert im Vergleichszeitraum 2019.

Mit Blick auf die operative Wirtschaftlichkeit planen die Budgethotellerie und die Allrounder, das GOP-Niveau von 2019 in diesem Jahr wieder zu erreichen. Die Ferienhotellerie, die als Krisengewinner dieses bereits 2023 übertreffen konnte, plant ebenfalls mit leichten Steigerungen. Lediglich die Stadthotellerie, die von den Auswirkungen der Corona-Krise besonders stark betroffen war, rechnet in diesem Jahr noch nicht mit einer Rückkehr zum Vorkrisen-GOP-Niveau, plant jedoch mit einer Steigerung von rund 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Erholung nach den pandemiebedingten Einbrüchen deutet weiterhin auf eine neue Wachstumsphase hin, in der die steigende Nachfrage bei nur geringem Angebotszuwachs mittel- bis langfristig zu einer stabilen Performancesteigerung über Vorkrisenniveau führen wird.

Erhebliche Herausforderungen für die Hotelgesellschaften in Deutschland

Im Rahmen des jährlichen Treugast Ratings werden über 40 führende Hotelgesellschaften in Deutschland zu aktuellen Herausforderungen und ihren Zukunftserwartungen befragt.

Dabei sehen sich die Hotelgesellschaften weiterhin herausfordernden Rahmenbedingungen ausgesetzt. Die Ergebnisse der Sonderauswertung zeigen, dass der anhaltende Personalmangel eine zunehmende Belastung darstellt und dieses Jahr von knapp 60 Prozent der Hotelgesellschaften als gewinnmindernd eingeschätzt wird, während es letztes Jahr ca. 40 % waren. Die Anwerbung und Bindung qualifizierter Arbeitskräfte bleibt somit ein Erfolgsschlüsselfaktor für die langfristige Leistungsfähigkeit der Hotelgesellschaften.

Auch die Entwicklung der Baukosten für die Neubau- oder Konversionsprojekte gewann für einige Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr an Bedeutung: Während 2023 noch rund 56 Prozent der Befragten hohe Baukosten als lösbar oder irrelevant ansahen, werden diese nun fast vom gleich hohen Anteil der Gesellschaften als gewinnmindernd bewertet. Die (Betreiber-)Gewinnmargen werden neben Personalkostensteigerungen auch durch steigende Lebensmittelpreise, die zunehmend kritischer von den Hotelgesellschaften angesehen werden (72 Prozent in 2024, +5 Prozentpunkte gegenüber 2023), wie auch (Pacht-) Zinssteigerungen geschmälert.

Für einige brennende Themen des Vorjahres konnten aber schrittweise Lösungen gefunden werden. So werden die Energiekosten von mehr als der Hälfte der Befragten inzwischen für kompensierbar gehalten, während letztes Jahr nur rund ein Viertel der Gesellschaften das Thema als lösbar ansah. Auch mit Blick auf die Verfügbarkeit der Finanzierungsmöglichkeiten zeichnet sich eine positive Tendenz ab: Für etwa drei Viertel der Hotelgesellschaften ist der Zugang zu Finanzierungen kompensierbar oder sogar irrelevant, was auf eine gewisse Resilienz im Bereich der Kapitalbeschaffung hinweist. Trotz des höheren Zinsniveaus scheint der Kapitalmarkt ausreichende Stabilität zu bieten, um geplante Investitionen umzusetzen. Fehlende Hotelprojektentwicklungen werden weiterhin von der Mehrheit der Gesellschaften als lösbar oder sogar irrelevant wahrgenommen, sodass Expansion durch Übernahmen und Rebrandings vermehrt in den Vordergrund rückt. 
 

Maria Grishina, Associate Director von Treugast, hält fest: „Insgesamt zeigt die Umfrage ein gemischtes Bild, sodass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die kommenden Jahre strategische Anpassungen und kreative Lösungen erfordern, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und das Wachstumspotential trotz der Herausforderungen auszuschöpfen.“

Zukunftserwartungen der führenden Hotelgesellschaften in Deutschland

Hinsichtlich der Zukunftserwartungen für das kommende Jahr 2025 zeichnet sich ein ähnliches Bild wie im letzten Jahr ab, wenngleich die Euphorie mit Blick auf die Entwicklungen der einzelnen Kennzahlen doch etwas gedämpfter ist. Weiterhin rechnen rund 80 Prozent der Gesellschaften mit (leicht) steigenden OCC- und ARR-Werten. Lediglich mit Blick auf die Nebenumsätze bleiben die Erwartungen, bedingt durch die steigenden Preise und die daher zurückhaltende Zahlungsbereitschaft, deutlich hinter dem Vorjahr zurück.

Trotz mehrerer gewinnmindernden Faktoren hoffen die Hotelgesellschaften, die Gewinnmargen durch höhere Raten und eine optimierte Auslastung zu kompensieren: Knapp 85 Prozent der Gesellschaften, ein um knapp 2 Prozentpunkte höherer Anteil als im Vorjahr, erwarten eine leichte bis deutliche Steigerung des GOP-Wertes. Die Erwartungen für eine zunehmend positive Entwicklung des Net Income sind doch zurückhaltender: ca. 13 Prozent erwarten eine Stagnation, während letztes Jahr jeweils ca. 4 Prozent der Gesellschaften mit einer leicht rückläufigen oder stagnierenden Entwicklung gerechnet haben. Auch mit Blick auf das Unternehmenswachstum erwarten rund 12 Prozent der Betreiber keine Veränderungen, obwohl letztes Jahr alle, ohne Ausnahmen, positive Impulse prognostizierten.   

Treugast Hospitality-Index

Als Stimmungsbarometer für das Gesamtklima am deutschen Hotelmarkt fungiert der Treugast Hospitality-Index, der auf der diesjährigen Expo Real erstmalig vorgestellt wurde. Bei der im Zeitraum Juni bis August 2024 durchgeführten Befragung beurteilen rund 65 Prozent der führenden Hotelgesellschaften in Deutschland (n = 26) ihre aktuelle Geschäftslage als „gut“. Besonders positiv ist die Stimmung unter den Budget-Hotelgesellschaften, die ohne Ausnahmen mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden sind, was durch positive Performance-Entwicklungen und Prognosen untermauert wird.

Effizient gestaltete Konzepte mit erhöhtem Digitalisierungsgrad und schlanken Personalstrukturen erlauben es den Gesellschaften, die aktuellen Herausforderungen besser zu meistern, was mit einer Steigerung der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit einhergeht. Trotz herausfordernden Zeiten und zum Teil negativen Ergebnissen ist besonders erstaunlich, dass keine der Hotelgesellschaften ihre aktuelle Lage als „schlecht“ beurteilte, während es letztes Jahr zumindest noch 2 Prozent waren.

Nicht zuletzt lassen die erwarteten Steigerungen von Logisumsätzen und GOPs die Gesellschaften optimistisch in die Zukunft blicken, sodass 92 Prozent der Hotelgesellschaften die zukünftige Entwicklung der eigenen Geschäftslage als steigend bewerten. Die Ausnahme stellen die Ferienhotelbetreiber dar: Die Hälfte geht von einer stagnierenden Entwicklung aus, was darauf hinweist, dass die Euphorie der letzten drei Jahre langsam abflaut.

Insgesamt liegt der Hospitality-Index bei 100,1 Punkten (Basisjahr 2023) und spiegelt damit eine weitestgehend stabile Grundstimmung in der Branche wider und zeigt auf, dass der Markt trotz herausfordernder Rahmenbedingungen zuversichtlich in die Zukunft blickt.

„Die positiven Ergebnisse des Treugast Hospitality-Index spiegeln den ungebrochenen Optimismus der Branche wider. Der positive Blick in die Zukunft ist ein wichtiges Signal inmitten schwieriger Zeiten“ sagt Michael Lidl, Geschäftsführender Partner der Treugast Solutions Group.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die HSMA Deutschland hat sich in Bonn selbst gefeiert. Anlass war der Jahrestag der Gründung des Verbandes im Jahr 1970. Mehr als 300 Gäste ließen es sich nicht nehmen, das Jubiläum im Bonner Kameha Hotels bis tief in die Nacht zu feiern.

Das Baden-Badener Hotel am Sophienpark wird modernisiert. Das historische Hauptgebäude ist derzeit geschlossen. Bereits im letzten Jahr war angekündigt worden, dass das gesamte historische Ensemble in der Sophienstraße im Vier-Sterne-S-Segment positioniert werden soll.

 

Bis zum 3. Februar 2025 muss das Ringhotel Birke in Kiel wegen eines Wasserschadens fast komplett pausieren. Die Kieler Nachrichten sprechen von einem Millionenschaden.

Mit einer Einschätzung zur außen- und sicherheitspolitischen Lage wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in diesem Jahr die Münchner Sicherheitskonferenz im Bayerischen Hof eröffnen.

In der RIMC Hotels & Resorts Group hat es in den vergangenen Monaten einige Umstrukturierungen gegeben. Grund dafür war und ist – neben der aktuellen Marktlage am Hotelmarkt – ein Gesellschafterstreit. RIMC spricht von gravierender Manipulationen im Unternehmen.

Bob W, ein Betreiber mit über 4.000 Apartments in ganz Europa, hat Pachtverträge für drei Immobilien in München unterzeichnet. Mit der Umwandlung von zwei Hotels und einem Aparthotel, setzt das Unternehmen seine Wachstumsstrategie in der DACH-Region konsequent fort.

2025 feiert die Vereinigung Schlosshotels & Herrenhäuser ihr 60-jähriges Bestehen. Auf Expansionskurs befindet sie sich bereits jetzt und hat mit dem Ansitz Heufler, der Schlossmühle Glottertal und der Villa Soleil drei neue Mitglieder gewonnen.

Im Jahr 2024 wurden in Deutschland insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro in Hotelimmobilien investiert. Das entspricht einer Steigerung von knapp sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rund 900 Millionen Euro entfielen dabei auf die zweite Jahreshälfte.

Obwohl viele Unternehmen der Hotellerie steigende Kosten beklagen und ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld beklagen, wurde bei der Anzahl der Übernachtungen im vergangenen Jahr ein Höchstwert erreicht und Werte vor der Corona-Krise übertroffen.

Im sechsten Bezirk der Stadt Wien entsteht derzeit der fünfte Standort der Schani-Hotels. Das Hotel Schani Naschmarkt. Die Fertigstellung des Hotel Schani Naschmarkt ist für das zweite Quartal 2026 angedacht. Geplant ist ein neunstöckiges Boutique-Hotel, das etwa 90 Zimmer umfassen wird.