Warum Cafés Laptops verbannen

| Gastronomie Gastronomie

Viele Gastronomen haben ein Problem mit Notebooks. Denn wer seinen Arbeitsplatz in ihr Café verlagere, bestelle oft nicht genug. «Es ist gängige Praxis, dass in den Cafés bei einem Liter stillen Wasser oder einem Espresso drei Stunden gearbeitet wird», berichtet Kathrin Thies, Inhaberin des Café Thies Wohnen und Leben in Magdeburg. «Davon kann ich nicht leben, ich kann meine Leute nicht bezahlen und auch die Miete nicht. Es ist einfach nicht wirtschaftlich für uns.»

Zwar beleben die mobil arbeitenden Menschen die Gaststätten einerseits zu Zeiten, wenn diese sonst nicht so gut besucht sind. Andererseits geschieht das dank zunehmendem Home-Office inzwischen so häufig, dass manche Café-Betreiber die Bremse ziehen. Sie verbieten Laptops am Tisch. 

Wieder mehr Gespräche statt stilles Arbeiten

«Natürlich machen wir Ausnahmen, etwa wenn man nur schnell für fünf Minuten etwas am Notebook machen will. Aber wenn jemand stundenlang hier arbeiten will, das lassen wir nicht mehr zu», sagt Ilia Basilashvili, Inhaber des Café ILOstan in Berlin.

Gastronomin Thies verbannt die Geräte zeitweise: «Wir haben uns dafür das Wochenende rausgesucht, mit der Begründung: Nehmt euch dann Zeit für Gespräche, nehmt euch Zeit für Freunde, für eure Kinder.»

Vielen geht es neben der Sorge um ihre Umsätze nämlich auch um die Atmosphäre in ihren Locations. «Wenn du zu uns kommst, dann spürst du das Leben, die Leute quatschen wieder», berichtet Basilashvili. 

Und Vincenzo Bozzato von der Café-Bar 8tto Grammi in Bayreuth sagt: «Bei uns soll man sich eben die Zeit gönnen, genießen, einen Kaffee oder ein Aperol Spritz trinken. Man soll lockerlassen. Viele Kunden sind damit sehr glücklich.» Andernorts, wo ein Großteil der Köpfe am Bildschirm hänge, vermisst er Unterhaltungen am Tisch. Und auch, dass die Gäste mit Kellnern und dem Barpersonal «mal kurz ins Gespräch kommen».

Auch Thies möchte auf diese arbeitsame Stille lieber verzichten - und hofft darauf, dass Eltern Kinder in ihrem Café nicht vor einem Handy parken. Sie bietet daher Spielsachen und Malzeug an. «Die Kinder lieben das, die kommen zu uns und fragen, ob sie noch eine Vorlage bekommen können, schießen mit irgendwelchen Kinderfahrzeugen durchs Café. Das ist eine Atmosphäre, die ich haben will - nicht dieses vor dem Laptop oder vor dem iPad Sitzen, weil die Mama sich mit Freunden trifft.»

Kritik, Beleidigungen, schlechte Bewertungen

Die Reaktionen auf den Notebook-Bann seien zweigeteilt, berichten die Gastronomen. Einerseits sei da Lob von jenen, die sich etwas mehr digitale Entschleunigung in ihrem Leben wünschen und sich durch solche Regelungen bestärkt sehen. «Viele Gäste feiern das», sagt Thies. «Aber ich habe natürlich auch Kunden verloren.» 

Auch Bozzato berichtet, der Laden sei voll - trotz «ganz, ganz schlechter Bewertungen deswegen». «Wir werden auch ab und zu beleidigt. Aber wenn man sich davon gestört fühlt, muss man sich halt einen anderen Laden suchen. Das kann ja jeder selbst bestimmen.»

An Alternativen mangelt es jedenfalls nicht. Die allermeisten Locations locken heute längst nicht mehr mit allerfeinsten Bohnen, sondern mit kostenlosem Highspeed-WLAN und Stromanschluss in Tischnähe. Viele Gastronomen bieten zudem kostenfrei oder zur Miete einen Co-Working-Space in einem eigenen Bereich der Location an.

Etwa das Caffé Doppio in Konstanz. In einem Teil soll es weder Notebooks oder Tablets geben noch sollen Jura-Studenten aus der Unistadt sich hier mit dicken Gesetzes-Schmökern zum Lernen niederlassen. «Alles, was irgendwie mit Arbeit zu tun hat, wird freundlich in den hinteren Bereich gebeten», erzählt Inhaberin Nicola Furtwängler. 

Ein Tisch für 5 Euro Miete, Wasser inklusive

Dort, im Co-Working-Space, gibt es im günstigsten Paket den Arbeitsplatz für fünf Euro pro Stunde inklusive Internetzugang und Tafelwasser sowie einen kleinen Rabatt auf andere Getränke. Am Tisch wird nicht bedient. Dafür «kannst du auch deine Brezel mitbringen und deinen Tee», sagt Furtwängler. 

«Man muss hier Neuland schaffen», findet ihr Mann Frank Furtwängler. «Die Akzeptanz, Tischmiete zu zahlen, ist nicht von Haus aus gegeben. Genauso wenig das Wertverständnis, dass wir im Winter, wenn es draußen kalt ist, einen Raum beheizen und für alle anderen Kosten aufkommen müssen.»

Nächster Schritt Handyverbot?

Einige Gastronomen berichten, dass sie es vor dem Laptop-Verbot auch anders versucht haben - etwa damit, zu erklären, warum ein Tisch weitergegeben werden muss, wenn ein Gast nichts mehr bestellt. Aber ständig solche Gespräche führen zu müssen, koste auf Dauer einfach zu viel Energie, sagt Thies.

Meist betrifft das Verbot Laptops, teilweise auch Tablets - Handys aber nicht. «Du kannst natürlich einen kompletten Arbeitsalltag nur mit einem Smartphone bestreiten», sagt Frank Furtwängler. Irgendwo müsse man eben eine Grenze ziehen. 

Gerne würden die Gastronomen Bozzato und Thies noch diesen Schritt weitergehen. «Ich würde gerne einen handyfreien Tag einführen bei uns, aber das sehe ich im Moment noch als aussichtslos an», sagt Thies. «Wir merken immer mehr, dass der Mensch ohne Handy ja gar nicht mehr leben kann.» (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine aktuelle Marktstudie vergleicht die Hotelstandorte am Starnberger See und Tegernsee und zeigt, wo Investoren und Betreiber die aktuell besten Perspektiven finden. Der Artikel beleuchtet die strukturellen Unterschiede in Angebot und Nachfrage sowie die jeweiligen Investorendynamiken der südbayerischen Destinationen.

Motel One plant mit 128 Zimmern, einer Skybar und einem Tagescafé den ersten Standort in der Bodenseeregion. Das 26 Millionen Euro teure Projekt in Bregenz soll 2029 eröffnen.

Die größte Hotelkette Skandinaviens, Scandic Hotels, hat ihren Expansionskurs in Deutschland fortgesetzt und am 1. Dezember ihr achtes Haus bundesweit eröffnet. Das Scandic Stuttgart Europaviertel liegt zentral in der Stadt und wurde umfassend renoviert.

Die Handwritten Collection setzt ihren Wachstumskurs fort und eröffnet mit dem Blooma Hotel Liège Centre ein neues Haus in Lüttich in Belgien. Das Hotel verfügt über 149 Zimmer, deren Gestaltung sich an den berühmten botanischen Gärten Lüttichs und der Vergangenheit des Gebäudes als ehemaliges Kloster orientiert.

Hyatt setzt im Luxussegment auf eine neue Führungskraft und ambitionierte Expansionspläne. Ein Fokus liegt auf dem internationalen Debüt der Wellness-Marke Miraval im Roten Meer sowie auf Neueröffnungen der Marken Park Hyatt und The Unbound Collection.

Die Luxushotelgruppe Four Seasons kehrt nach 20 Jahren in die deutsche Hauptstadt zurück. Das Unternehmen übernimmt in Partnerschaft mit dem europäischen Hotelentwickler Gruppo Statuto das Management des Hotel de Rome in Berlin-Mitte und wird es nach einer umfassenden Renovierung Ende 2027 als Four Seasons Hotel Berlin wiedereröffnen.

Das Fünf-Sterne-Resort Alpenhof Murnau am Staffelsee steht vor einem Eigentümerwechsel. Peter Inselkammer, Münchner Hotelier und Unternehmer, wird die Immobilie im neuen Jahr übernehmen. Der Betrieb des Resorts wird unter der bisherigen Leitung fortgeführt.

Die BWH Hotels Central Europe und die ipartment GmbH gehen eine neue Partnerschaft ein. Ziel ist es, neue Zielgruppen, Märkte und Marktanteile im Longstay-Segment in Deutschland und perspektivisch in Europa zu erschließen.

Die in Berlin ansässige Amano Group setzt ihren Expansionskurs fort. Das Unternehmen plant, bis zum Jahr 2028 insgesamt acht weitere Hotels zu eröffnen. Die derzeitige Zimmerkapazität soll durch die neuen Projekte um über 1.500 Zimmer erweitert werden.

Mandarin Oriental hat ihr erstes Haus in Österreich eröffnet und setzt auf die Verbindung von historischer Architektur, zeitgenössischem Design und einem breit gefächerten Kulinarik-Konzept.