Gärtner und Obstbauer lassen wegen Ernteeinbußen weniger Saft pressen

| Industrie Industrie

Süß und saftig, rund und knackig - so lautet die Formel für den perfekten Apfel. Viele Kleingärtner bringen derzeit wieder ihre grünen, gelben und roten Früchte zur Mosterei. Die Ernte auf Niedersachsens Streuobstwiesen ist in diesem Jahr aber unterdurchschnittlich ausgefallen, wie Michael Ruhnau vom Pomologen-Verein sagt. «Die Nächte im Mai während der Apfelblüte waren sehr kalt.»

Der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie sieht bundesweit einen kräftigen Ernteeinbruch. Rund 350 000 Tonnen Streuobstäpfel seien gepflückt worden - der gute Vorjahresertrag war mit 1,1 Millionen Tonnen fast dreimal so hoch gewesen. Im Jahr 2017 waren es aber noch weniger: Damals erreichte die Ernte mit 250 000 Tonnen den Tiefpunkt der vergangenen 20 Jahre.

Den Ernteausfall spürt auch Johannes Scholz von der Mosterei «Fabelsaft»: «Die Kunden bringen fast nur kleine Mengen zu uns.» Der Safthersteller aus Worpswede (Landkreis Osterholz) verarbeitet neben Äpfeln auch Birnen, Quitten und Trauben. «Wir sortieren per Hand, waschen das Obst, schreddern es, pressen es, erhitzen es.» Vor allem Kleingartenbesitzer seien seine Kunden.

Auch zur Mosterei des Obsthofes Gestorf bei Hannover kommen in diesem Jahr weniger Kunden. Schuld sei neben dem Frost im Frühling die Hitze im Sommer: «Wir hatten ein unglaubliches starkes Insektenjahr», sagt Inhaber Carsten Sustrate. Apfelschädlinge hätten sich bei den heißen Temperaturen stark vermehrt. «Es gibt deshalb viel angebohrtes Obst.» 70 Kilogramm Äpfel müssen die Kunden mindestens mitbringen - daraus können dann 45 bis 50 Liter Saft gepresst werden.

«Wir nehmen die Frucht so, wie die Natur sie hinterlässt, auch optisch unansehnliche Äpfel», betont Sustrate. Der Schorfpilz, gegen den auf Streuobstwiesen ohne Spritzen nichts zu machen sei, sei kein Ausschlusskriterium. «Was gar nicht geht, sind faule Äpfel», betont der Obstbauer. Er empfiehlt seinen Kunden, Apfelsorten zu mischen. «Die verschiedenen Fruchtsäuren geben einen guten Saft.»

Die Apfelsorten auf Streuobstwiesen unterscheiden sich von Region zu Region, sagt Pomologe Ruhnau. In Niedersachsen gebe es etwa Boskoop, Jakob Lebel, Altländer Pfannkuchenapfel, Ontario, Horneburger Pfannkuchenapfel und den Finkenwerder Herbstprinz.

In Deutschland stellen nach Angaben des Verbandes der deutschen Fruchtsaft-Industrie insgesamt 344 Mostereien Saft her, viele seien mittelständische Betriebe. «In keinem anderen Land der Welt gibt es mehr Fruchtsafthersteller als in Deutschland», schreibt der Verband auf seiner Webseite. Jeder zweite Fruchtsaftbetrieb in der EU habe seinen Firmensitz hier. 38 Hersteller von Frucht- und Gemüsesäften zählte das Landesamt für Statistik im Jahr 2017 in Niedersachsen.

Im Jahr 2018 tranken die Bundesbürger nach Angaben des Fruchtsaftverbands sieben Liter süßen gold-gelben Apfelsaft. Nur Orangensaft war noch beliebter: 7,4 Liter verzehrten die Deutschen davon. Insgesamt tranken die Menschen in Deutschland vier Milliarden Liter Saft - 31,5 Liter pro Person. «Seit vielen Jahren sind die Verbraucher in Deutschland unangefochtene Fruchtsaft-Weltmeister», heißt es vom Fruchtsaftverband. Zum Vergleich: Die zweitplatzierten Norweger tranken 2018 im Durchschnitt 23,1 Liter. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Um kaum ein Getränk gibt es derzeit einen solch globalen Hype wie um Matcha. Der leuchtend grüne japanische Tee ist in aller Munde - und wird knapper. Eine deutsche Pionierin hat jedoch einen Plan.

Mineralisch, salzig, rauchig – so werden Weine oft beschrieben. Wer genau schmeckt, erkennt, was für Winzer klar ist: Wein ist mehr als nur Traube und bei jedem Schluck spricht der Weinberg mit. Klingt phänomenal, oder? Doch die Beschreibungen werfen auch Fragen auf: Kann man Geografie wirklich schmecken?

Circus SE, ein Unternehmen für KI-Software und Robotik, hat die industrielle Serienfertigung seiner autonomen KI-Roboter gestartet. Sechs Monate nach dem Aufbau der Produktionsstätte wurde der erste CA-1-Roboter der vierten Generation fertiggestellt. Weitere Roboter befinden sich bereits parallel in Produktion.

Steigende Produktionskosten, weniger Weintrinker, verunsicherte Verbraucher sowie US-Zölle: Die deutschen Winzer und Winzerinnen sind nach Einschätzung von Fachleuten in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.

Pressemitteilung

Der dritte GreenSign Community Circle des Jahres hat gezeigt, wie lebendiger Austausch in der nachhaltigen Hotellerie aussehen kann. Im Hyatt Regency Mainz kamen Ende August Hoteliers und GreenSign Partner zusammen, um sich über aktuelle Trends, praxisnahe Lösungen und konkrete Maßnahmen auszutauschen.

Pressemitteilung

Der zweite GreenSign Community Circle des Jahres fand am 5. Mai 2025 im inspirierenden Umfeld des Düsseldorfer Medienhafens statt und brachte rund 50 Hoteliers, Gastronomen und Partner der nachhaltigen Zulieferindustrie zusammen.

Die Weinlese in Deutschland hat begonnen - deutlich früher als üblich. Im Rheingau seien die Winzerinnen und Winzer rund drei Wochen früher dran als im langjährigen Mittel, in Rheinhessen ungefähr ein bis zwei Wochen, sagte der Sprecher des Deutschen Weininstituts.

Sie prickeln und schmecken nach Himbeere, Zitrone oder Grapefruit. Gerade im Sommer sind weinhaltige Mixgetränke mit vergleichsweise niedrigem Alkoholgehalt beim Aperitif beliebt. Die Weinbranche bietet fertige Getränke an, die dann den Weg in die Gastronomie und in Supermärkte finden. In der Branche ist der Druck hoch.

Droht dem Riesling-Wein aus dem Rheingau das Aus in US-Restaurants? Hessens Weinbauminister Jung ist alarmiert. Im Herbst will er sich in einem Kloster erstmals mit allen Kollegen treffen.

Pressemitteilung

GreenLine – sustainable experience präsentiert sich nach einem umfassenden Relaunch in frischem Design und mit erweiterten Funktionen. Gegründet vor fast 25 Jahren als Hotelkooperation, ist GreenLine heute die Adresse für nachhaltige Hotelerlebnisse in Europa.