Spargelsaison 2022 - Bauern von Nachfrage enttäuscht

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Spargelbauern in Deutschland spüren in dieser Saison eine deutlich gesunkene Nachfrage nach dem Edelgemüse. Die Kunden kauften im Lebensmitteleinzelhandel vor allem Grundnahrungsmittel und No-Name-Produkte, sagte Fred Eickhorst, Vorstandssprecher der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer in Niedersachsen, in Sandhatten (Landkreis Oldenburg). «Davon sind wir mit Spargel und Erdbeeren auch stark betroffen.»

In dieser Saison sei eine deutlich geringere Einkaufsmenge registriert worden, bestätigte Claudio Gläßer von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn. Das belegten Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) aus dem April. Spargel sei ein «verzichtbares Gemüse», das viele Menschen mit höheren Preisen in Verbindung brächten: «Es schauen doch viele Leute darauf, für was sie das Geld ausgeben und was nach dem Tanken noch übrig ist, was man zurücklegen muss für kommende höhere Rechnungen.» Und die Menschen, die nicht so stark auf den Preis achten müssten, würden ihr Geld derzeit lieber für Reisen ausgeben - hier gebe es offenbar einen großen Nachholbedarf nach zwei Jahren coronabedingter Enthaltsamkeit.

Dabei sind die Spargelpreise derzeit so niedrig wie lange nicht mehr. In der vergangenen Woche habe der Durchschnittspreis für weißen Spargel aus deutschem Anbau bei 7,06 Euro pro Kilo gelegen, sagte Gläßer - 12 Prozent unter dem Durchschnittspreis der entsprechenden Vorjahreswoche. «Der Spargel und auch die Erdbeeren waren noch nie so billig zu diesem Zeitpunkt, auch nicht vor Corona», sagte Eickhorst.

Besonders schmerzhaft für die heimischen Produzenten ist die Konkurrenz ausländischen grünen Spargels. Eine Discountmarktkette habe das Kilo grünen Spargels jüngst für 2,96 Euro pro Kilo verkauft, sagte Gläßer. «Das tut dann dem deutschen regionalen Erzeuger schon weh, das im Markt sehen zu müssen.» Mit solchen Preisen könne kein deutscher Betrieb konkurrieren.

Die Kaufzurückhaltung werde Auswirkungen haben, sagte Eickhorst. Schon jetzt seien viele Flächen aus der Produktion genommen worden, und das mitten in der Saison. Die Anbaufläche werde weiter sinken, einige kleinere Spargelbetriebe seien schon aus dem Geschäft ausgeschieden - vor allem diejenigen, die ausschließlich den Großhandel beliefert hatten. Diese hätten schon während der beiden vergangenen Corona-Jahre praktisch kein Geschäft mehr gehabt, sagte Eickhorst.

Mit der Einführung des Mindestlohnes von 12 Euro zum 1. Oktober werde sich die Wettbewerbssituation der deutschen Landwirte im Vergleich mit der Konkurrenz aus Italien oder Spanien noch weiter verschlechtern, sagte Eickhorst. Es sei absehbar, dass weitere Landwirte aufgeben werden. Die Selbstversorgungsquote in Deutschland bei Obst mit 19 Prozent und bei Gemüse mit 35 Prozent sei schon jetzt nicht hoch und werde damit noch weiter zurückgehen: «Der Verbraucher hat es mit seinem Einkaufsverhalten an der Verkaufstheke in der Hand, ob es weiter regionale Produkte aus Deutschland gibt, auch wenn diese teurer sind als aus dem Ausland.»

Bayerische Spargelbauern von Nachfrage enttäuscht

Die Nachfrage nach bayerischem Spargel ist in diesem Jahr bislang deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Vor allem im Einzelhandel lief es nach Verbandsangaben für die heimischen Spargelbauern im April und Mai nicht so gut. Der Verkauf dürfte insgesamt 10 bis 15 Prozent hinter einem durchschnittlichen Jahr zurückbleiben, sagte Claudia Westner, Vorsitzende des Spargelerzeugerverbands Schrobenhausen.

Das Wetter sei nicht ungünstig gewesen. Aber mangels Nachfrage könnten die Bauern auch nicht die Preise durchsetzen, die sie eigentlich bräuchten. «Momentan geht es ganz gut», das Wetter spiele mit, in der Gastronomie laufe es, sagte Westner. Aber in einer Woche beginnen in Bayern die Pfingstferien, viele Kunden fahren in Urlaub.

In Franken dürften die Betriebe zwischen 10 und 20 Prozent weniger Spargel verkauft haben, sagte Miriam Adel, Vorsitzende des Spargel-Erzeugerverbands Franken. Vor allem der Absatz im Einzelhandel sei zurückgegangen. Wegen der gestiegenen Lebenshaltungskosten seien die Leute offenbar sparsamer - Spargel sei immerhin das teuerste einheimische Gemüse.

Zum Saisonstart im März lagen die Preise über Vorjahresniveau, aber dann gaben sie nach und sanken zum Teil sogar darunter. Gut für die Verbraucher, schlecht für die Spargelbauern nach zwei Jahren mit Corona-Beschränkungen für die Erntehelfer und die Gastronomie und angesichts des starken Anstiegs der Betriebskosten, Energiepreise und Mindestlöhne.

Zum ungewöhnlich frühen Saisonstart im März waren sie noch optimistisch gewesen: «Wir waren super vorbereitet, das Wetter günstig, die Helfer da», sagte Adel. Schon Ende März wurden die ersten Stangen geerntet. Im April wurde es dann plötzlich kühler, in Schrobenhausen lag Schnee, und das bremste nicht nur den Spargel, sondern auch den Appetit der Verbraucher. Aber seit Ende April ist perfektes Spargelwetter.

In Franken gibt es dem Verband zufolge viel mehr kleine Betriebe als im niederbayerischen Abensberg oder im oberbayerischen Schrobenhausen. «Der Verkauf ab Hof ist nach wie vor gut», viele Betriebe hätten langjährige Stammkunden, sagte Adel. In Unterfranken fänden jetzt viele Weinfeste statt, «da ist die Gastronomie besser gelaufen». Je nach Betrieb und Region gebe es einige Unterschiede in der Branche.

Auf den Feldern mit den frühen Spargelsorten ist die Ernte schon abgeschlossen, auf anderen läuft sie noch vier Wochen. Am 24. Juni ist die Saison in Bayern für dieses Jahr vorbei. (dpa)

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