Musik in Hotellerie und Gastronomie - Der richtige Sound für glückliche Gäste und höhere Umsätze

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Daniel Stoiber ist Chief Creative Officer bei Radiopark, einem der erfolgreichsten Musikunternehmen weltweit. Er sorgt dafür, dass in Hotellerie und Gastronomie der richtige Sound zur richtigen Zeit läuft – für glückliche Gäste und höhere Umsätze.

Herr Stoiber, Ihr Leben wird von Musik bestimmt. Wie ist das, irgendwo reinzugehen und den Ort über die Musik zu erfassen?

Daniel Stoiber: Du betrittst einen Raum, scannst unbewusst mit deinen Sinnen, was sich Dir da so anbietet: Sessel – sehen bequem aus, Angestellte – sympatisches Lächeln, Tische - sauber, Wandfarbe – cool, so könnt ich mein Wohnzimmer streichen, kein Essensgeruch… Jeder kennt das. Der erste Eindruck. Natürlich kommt dann noch die Musik dazu. Es gibt erstaunlicherweise immer wieder echte „WOW Momente“. Meistens aber bin ich eher enttäuscht von dem, was einem oftmals geboten wird. Für mich sind meine Ohren fast wichtiger als meine Augen. Ein Ort – sei es ein 5-Sterne Hotel, ein Club, ein Spa, ein Restaurant – ist für mich nur dann stimmig, wenn der passende Sound läuft. „Passend“ heißt, dass die Musik mit dem Interieur und dem Ambiente abgestimmt ist, somit dem Ort einen Vibe gibt und es schafft, dass ich bleiben möchte. 

Mein Leben lang beschäftige ich mich damit, über Musik Emotionen zu transportieren – als DJ, als Producer und nun bei Radiopark. Der richtige Sound kann magisch sein und Menschen entspannter, kommunikativer, aufmerksamer sein lassen. Die meisten Menschen haben wahrscheinlich bereits am eigenen Leib erfahren, wie Musik sie beeinflusst, beispielsweise beim Joggen. Musik kann Menschen glücklich machen. Aber umgekehrt kann unpassende Musik einen Ort … (überleg) ungemütlich machen.

Sie sagten, Musik ist Teil des Interieurs, also auch Teil der Marke. Ist es überhaupt möglich, das in Musik zu übersetzen?

Daniel Stoiber:Auf jeden Fall und das macht das Ganze auch so spannend und abwechslungsreich! Genauso wie das Corporate Design die Markenidentität in Gestaltung übersetzt, können wir im Sound Design Klangidentitäten schaffen. Wenn wir Musikkonzepte entwickeln, machen wir das, wenn möglich, gerne Hand in Hand mit dem CMO, den Interior Designern und den Architekten. Dabei geht es um Musik-Kuration, aber auch um den Sound, also die richtige Beschallung mit guten Boxen und Soundsystemen. Zudem ist auch ein genauerer Blick auf die Gästestruktur wichtig. Wen möchte der Betreiber in seiner Location als Gast bewirten. Das alles zusammen ergibt ein musikalisches Anforderungsprofil. 

Für die Lobby eines Schweizer Luxushotels zum Beispiel haben wir eine moderne, jazzige, laid-back Playlists entwickelt, die den gediegenen Luxus des Ortes spiegeln und die Gäste international willkommen heißt. Für die Aida kreieren wir bis zu 25 unabhängige Musikkanäle, die parallel im ganzen Schiff in den unterschiedlichsten Bars, Restaurants oder öffentlichen Räumen ausgespielt werden und somit ganz unterschiedliche Anforderungen haben: Im Fitnessstudio braucht man Energie, auf dem Sonnendeck klingen chillige Ibiza-Sounds, im italienischen Restaurant gibt es gute italienische Musik, die viel mehr zu bieten hat als nur Eros Ramazotti, und ein Gefühl von Urlaub und Lebensfreude vermittelt.

Sie haben jüngst Rahmenverträge mit der Accor Group und der Wyndham Group geschlossen. Klingen die Swisshôtels dieser Welt alle gleich?

Daniel Stoiber: Der Claim der Swisshôtels ist: „Wir verbinden traditionelle Schweizer Gastfreundschaft mit intelligentem Design und lokalem Flair.“ Das muss natürlich die Musik ebenfalls abbilden. Angenehme Atmosphäre, Teil des Interieurs mit lokalen Flavors zu sein. Die Basis ist also für alle Häuser die gleiche, jedoch hat das Haus in der Schweiz andere musikalische Akzente als in Südamerika. So wie jedes Hotel auch beim Interieur oder lokaler Küche auf die Stadt Bezug nimmt, gestalten wir auch die Musik mit regionalen Referenzen.

Wir haben bei Radiopark ein Archiv von über 1,5 Millionen Songs. Daraus kuratieren wir unsere Playlists. Die variieren nach Tageszeit, Jahreszeit, und Location – und werden automatisch über unsere inhouse entwickelten Player ausgespielt. Mit anderen Worten: Sie hören denselben Song in derselben Kombination nie zweimal.

Kann durch kuratierten Sound messbar Umsatzwachstum generiert werden?

Daniel Stoiber: Unbedingt, dazu gibt es inzwischen diverse Studien. Untersuchungen im Weinhandel haben getestet, wie verschiedene Musikstile das Kaufverhalten beeinflussen. Das Ergebnis: Wenn Klassik gespielt wurde, gaben die Kunden mehr Geld pro Einkauf aus als bei Pop. Auch Bars wurden untersucht: Schafft es die Musik eine “Wohlfühl-Atmosphäre” zu kreieren, gehen die Umsätze nach oben – und sei es nur, weil die Gäste länger sitzen bleiben. Wir haben gemeinsam mit der Leuphana Universität Lüneburg weitere Studien durchgeführt, die ganz ähnliche Ergebnisse zeigen: Prof. Dr. Monika Imschloß hat hier untersucht, von der Leuphana über Apotheken wie Musik das Kaufverhalten in Apotheken beeinflusst: Auch hier haben Kunden mehr Vertrauen in Beratungsgespräche, wenn sogenannte "high-trust Musik" abgespielt wird. Diese speziell komponierten Klangwelten entstanden aus Befragungen darüber, wie Vertrauen akustisch dargestellt werden kann. Außerdem beweist die Studie, dass Musik im Einzelhandel verwendet werden kann, um die Aufmerksamkeit der Kunden auf bestimmte Produkte zu lenken. Wenn beispielsweise im Supermarkt italienische oder französische Musik gespielt wird, neigen Kunden dazu, ihren Blick vermehrt auf Produkte aus diesen Ländern zu richten. Die Wirkung von Musik auf Stimmungen und Gefühle kann also auch ganz klar vom Einzelhandel genutzt werden.

Radiopark ist inzwischen einer der Weltmarktführer für Sound Designs geworden. Welche Branchen beliefern Sie?

Daniel Stoiber: Wir sind breit aufgestellt und beliefern die Hotellerie, Gastronomie, Kreuzfahrt und Retail-Brands. Sie hören unsere Playlists also vom Amano in Berlin bis zur Mall of Emirates, ebenso auf den Malediven, in Bangkok oder am Tegernsee.

Wie funktioniert Ihr Geschäftsmodell?

Daniel Stoiber: Wir haben das klassische Abo-Modell auf B2B-Musikkanäle übertragen: Der Kunde kauft oder mietet einen Player und schließt ein Abo für unsere bespoke-music ab, die wir ihm dann digital und individuell kuratiert in sein Geschäft, Restaurant, Hotel oder Schiff liefern. Die Preise richten sich nach Anzahl der unterschiedlichen Musikkanäle, der zu bespielenden Räumlichkeiten und dem Grad der Individualisierung. Ausgewählt wird die Musik in enger Absprache mit dem Kunden von unseren Musikredakteuren, das sind Musiker, DJs oder ich nenne sie auch gerne liebevoll “Musik Nerds”. Das ist handmade.

Wir sind in der Musik-Kuration das Gegenmodell zu Spotify und der Erfolg gibt uns recht. Mal ganz abgesehen von den rechtlichen Situation, dass das Abspielen von Spotify & Co Playlists verbietet: Unsere Playlists berücksichtigen so viele zeitliche, örtliche und psychologische Komponenten, das schafft noch nicht mal eine KI, geschweige denn ein normaler Algorithmus.


 

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