Anhörung im Bundestag zu Künstlicher Intelligenz und Robotik in Tourismus und Gastronomie

| Politik Politik

Der Tourismusausschuss hat sich am Mittwoch, 15. März 2023, in einer öffentlichen Anhörung mit dem Thema „Künstliche Intelligenz und Robotik  Chancen für den Tourismus“ befasst. Fünf Sachverständige beantworteten Fragen der Abgeordneten zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Reisebranche und von Robotern, beispielsweise in der Gastronomie.

KI-Einsatz in Tourismusbranche

Prof. Dr. Wolfram Höpken von der Hochschule Ravensburg-Weingarten sagte, dass sich KI im Tourismus gut dazu eigne, Projektionen von Menschenansammlungen zu bestimmten Zeitpunkten anzufertigen. „Damit lassen sich Touristenströme besser lenken, beispielsweise in sensiblen Umweltbereichen, in denen sich nicht zu viele Menschen gleichzeitig aufhalten sollten“, sagte Höpken.

Doch um dies gut umsetzen zu können, brauche es sehr große Datenmengen. Diese zu sammeln bedürfe jedoch noch eines recht großen Aufwandes. Ebenso wie die Entwicklung wirklich leistungsfähiger Roboter für den Tourismus- und Gastronomiebereich. „Die Roboter, die wir jetzt sehen, sind noch etwas eingeschränkt in ihren Möglichkeiten.“

Roboter zur Entlastung der Belegschaft

Lieselotte Wegner, Park Manager bei Landal GreenParks Leiwen & Kell am See, berichtete vom Einsatz eines eben solchen Roboters in ihrem Betrieb. „Für die Gäste ist der Roboter ein Highlight, er hat fast schon einen Marketingeffekt“, so Wegner. Er sei aber auch durchaus in der Lage, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Service zu entlasten.

So könne der Roboter an die Tische gerufen werden, um dreckiges Geschirr aufzunehmen und es direkt in die Spülküche zu bringen. „Das sorgt bereits dafür, einen Stressfaktor bei der Belegschaft wegzunehmen“, sagte Wegner. Insgesamt habe der Roboter eine sehr gute Resonanz unter der Belegschaft und den Gästen.

KI zur Verbesserung des Destinationsmanagements

Alexander Mirschel von der Realizing Progress GmbH & Co KG sagte, dass die KI kein Allheilmittel sei, aber sehr viel Potenzial habe, das Destinationsmanagement im Tourismus zu verbessern.

Doch es sei auch wichtig, gleichzeitig zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz auch vertrauensbildende Maßnahmen bei den Menschen zu ergreifen. Die Skepsis in Deutschland gerade bei Projekten, die mit Datenverarbeitung zu tun haben, sei sehr groß: „Gefühlt neigen wir in Deutschland dazu, eher die Nachteile der Datenverarbeitung zu sehen“, so Mirschel.

Keine Gefahr für klassische Reisebüros

Alexandra WolframmLeiterin Public Affairs beim Reiseunternehmen Booking.com, berichtete, dass ihr Unternehmen KI bereits sehr stark nutze. „Ohne eine Vorsortierung durch das System wären die Reisenden von der schieren Fülle des Angebots überfordert“, sagte Wolframm. Auch die Mitarbeitenden bekämen durch die KI Unterstützung bei der Sichtung der Angebote.

Eine Gefahr, dass klassische Reisebüros durch einen Ausbau der künstlichen Intelligenz verschwinden werden, sah Wolframm nicht. „Der Tourismus ist immer noch ein Bereich, in dem es auf die zwischenmenschliche Beziehungen und persönliche Beratung ankommt.“ Wenn sich die Reisebüros ihre Beratungsqualität bewahrten, sehe sie keine Gefahr für deren Angebot.

Automatisiert Anfragen beantworten

Nicolas Götz, CEO der Adigi GmbH, sagte, dass durch die Corona-Pandemie mehr als deutlich geworden sei, wie hilfreich KI ist. Kein Mensch im wortwörtlichen Sinn habe all die tausenden Anfragen, die irgendwo liegen geblieben sind, beantworten können. Es habe teils Monate gedauert, den Informationsbedarf decken können, der in dieser Zeit angefallen sei, wie etwa Fragen nach Rückerstattungsmöglichkeiten bei Reisen oder Einreisemöglichkeiten.

„Hätten wir damals schon Systeme gehabt, die automatisiert Anfragen erkennen und beantworten können, wäre das ein Segen für alle gewesen, für die Branche, für die Kundinnen und Kunden, aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Ganze ausbaden mussten.“ 

Sachverständigenliste
Stellungnahmen

 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mit Kurzarbeit können Unternehmen Flauten überbrücken, ohne Beschäftigte entlassen zu müssen. Derzeit läuft die Wirtschaft nicht wie erhofft. Die Regierung zieht Konsequenzen.

Die Institutionen der Europäischen Union haben sich im Trilog-Verfahren auf eine vorläufige Einigung zur neuen Zahlungsdiensteverordnung verständigt. Die Verordnung definiert die Rahmenbedingungen für Zahlungsdienste und Kartenzahlungen innerhalb der EU neu.

Der europäische Dachverband der Hotels, Restaurants und Cafés, Hotrec, hat, mit einer breiten Allianz europäischer Wirtschaftsvertreter an das Europäische Parlament appelliert, auf neue Vorgaben für Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz zu verzichten. Statt neuer Gesetze wird ein zukunftsorientierter Ansatz gefordert.

Die geplante Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie steht vor der finalen Abstimmung im Bundesrat. Das Land Niedersachsen knüpft seine Zustimmung an die Bedingung, dass eine Pflicht zur digitalen Bezahlung eingeführt wird.

Die Gewerkschaft NGG und der DEHOGA Rheinland-Pfalz stecken in festgefahrenen Tarifverhandlungen. Der DEHOGA wirft der NGG vor, Lohnsteigerungen für 100.000 Beschäftigte mit realitätsfernen Forderungen zu blockieren und die schwierige Wirtschaftslage der Betriebe zu missachten. Der Branchenverband fordert eine rasche Rückkehr an den Verhandlungstisch.

Der Nationale Normenkontrollrat hat sein Maßnahmenpaket zum Bürokratieabbau aktualisiert. Mehrere der 77 konkreten Vorschläge entsprechen langjährigen Forderungen des Gastgewerbeverbands DEHOGA und zielen auf eine deutliche Entlastung bei Arbeitsrecht und Arbeitsschutz ab.

Die Tarifverhandlungen für das Hotel- und Gaststättengewerbe in Rheinland-Pfalz befinden sich in einer kritischen Phase. Während der Arbeitgeberverband DEHOGA Rheinland-Pfalz ein mehrstufiges Angebot für Gehaltswachstum vorlegt, kritisiert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Landesbezirk Südwest dieses als „Mogelpackung“.

Nahtloser Einstieg statt Hängepartie: Das sächsische Innenministerium hat einen Erlass verabschiedet, der den Berufseinstieg von ausländischen Azubis und Studierenden vereinfacht. Vom Verband gibt es dafür Lob.

Der Bayerische Landtag hat einen Gesetzesentwurf beschlossen, der Städten und Gemeinden in Bayern ab Januar 2026 die Einführung eigener Einweg-Verpackungssteuern untersagt. Das Verbot schränkt die kommunalen Handlungsmöglichkeiten in diesem Bereich ein.

In der EU bleibt die Zukunft von Namen wie «Tofu-Wurst», «Soja-Schnitzel» oder «Veggie-Burger» für vegetarische Produkte zunächst offen. Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments konnten sich nach intensiven Verhandlungen in Brüssel zunächst nicht auf neue Vorgaben einigen. Die Entscheidung wurde auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.