Arbeitgeber gegen Bundesagentur für Weiterbildung

| Politik Politik

Trotz der erwarteten Umbrüche auf dem Arbeitsmarkt lehnen Deutschlands Arbeitgeber einen Ausbau der Bundesagentur für Arbeit zu einer umfassenden Weiterbildungsbehörde ab. «Wir sollten die Weiterbildung in den Betrieben stärker fördern, statt den Größenwahn einer Bundesagentur für Fort- und Weiterbildung voranzutreiben», sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Rainer Dulger, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Dulger stellte sich damit in Kernpunkten der Arbeitsmarktpolitik gegen Versprechen der SPD im Wahlkampf.

Entsprechende Pläne bezeichnete Dulger als «Unsinn». Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte bei einer Präsentation des Rats der Arbeitswelt das Ziel einer «Weiterbildungsrepublik» genannt. In ihrem Wahlprogramm kündigt die SPD den Umbau der Bundesagentur für Arbeit in eine «Bundesagentur für Arbeit und Qualifizierung» und einen Anspruch auf Qualifizierung an. Dulger mahnte: «Der Staat kann nie so gut und so genau die Weiterbildungsmöglichkeiten und Bedarfe erkennen, wie es Unternehmen und Betriebe können.» Investiert werden müsse in betriebliche Weiterbildung.

Gleichzeitig stimmen sowohl die Arbeitgeber als auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Menschen auf weitere Umbrüche auf dem Arbeitsmarkt ein. «Deshalb müssen wir den technologischen Wandel mit einem Kulturwandel verbinden», sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann der dpa. «In den kommenden Jahren sollten Bildung und Weiterbildung auch im Erwachsenenalter viel stärker verankert sein.»

An diesem Dienstag stellen sich die Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU), Olaf Scholz (SPD) und die Kandidatin Annalena Baerbock (Grüne) sowie FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner und Linken-Spitzenkandidatin Janine Wissler Fragen zu den Umbrüchen der Wirtschaft. Die Runde mit den Politikerinnen und Politikern ist der Höhepunkt einer zweitägigen «Transformationskonferenz» des DGB. Die Gewerkschaften wollen ausloten, wie die Veränderungen durch Energiewende und Digitalisierung sozial gestaltet werden können.

Hoffmann sagte, insgesamt könne es Akzeptanz für den Wandel nur bei richtigen Weichenstellungen geben. Die Politik müsse die Tarifbindung stärken, die Plattformarbeit wirksam regulieren und Weiterbildung und Qualifizierung noch besser fördern. «Das absehbare Ende der Corona-Krise und die Bundestagswahl bieten eine Chance für eine positive Aufbruchstimmung in Deutschland», sagte Hoffmann. «Wir brauchen jetzt und nicht erst in zwei oder drei Jahren klare Konzepte, wie Klimawandel und Digitalisierung im Interesse der Menschen gestaltet werden können.» Die Parteien dürften nicht nur «kleinkrämerisch auf jeden Euro» gucken.  

Dulger sagte: «Beim Strukturwandel müssen wir über die Sorgen und Bedenken von Beschäftigten sprechen.» Politiker dürften diese Sorgen nicht schüren, sondern müssten zu deren Bewältigung beitragen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Auch am Donnerstag haben Landwirte ihre Proteste gegen die Sparmaßnahmen der Bundesregierung in vielen Regionen fortgesetzt. Unterstützung kommt auch vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. 

Pandemie, Kundenzurückhaltung, Personalmangel und Mehrwertsteuererhöhung: Die Gastrobranche steht nach Krisen in der Vergangenheit vor neuen Herausforderungen. Eine saarländische Kampagne soll für positive Stimmung sorgen.

Nach dem sogenannten Weihnachtsfrieden nimmt der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn Fahrt auf: Von Mittwoch bis Freitag will die Lokführergewerkschaft GDL im Personenverkehr streiken.

Am 15. Januar findet als Abschlussaktion der Aktionswoche „Ohne uns kein Essen“ der Landwirte in Berlin eine Großdemo statt. Hier ist auch der DEHOGA als Partner und Unterstützer mit dabei. Auch in den Bundesländern gibt es Aktionen. Teilnahmen an Straßenblockaden sind nicht geplant.

Beim Blick in die Kühltheken sollen Verbraucherinnen und Verbraucher bald zusätzliche Informationen auf Lebensmitteln finden - zur Herkunft von Fleischwaren schon in wenigen Wochen. Ein anderes Logo kommt auch auf den Weg.

Per Gesetz sollen Plastik-Einwegverpackungen bei Essen zum Mitnehmen eingedämmt werden. Der Dehoga findet die Idee grundsätzlich gut. Es hakt aber bei der Rückgabe des als Ersatz genutzten Mehrweggeschirrs.

Auch im Ausland ist das allgemeine Preisniveau zuletzt deutlich gestiegen - in unterschiedlicher Weise. Die Finanzverwaltung reagiert darauf mit neu berechneten Pauschalen für Dienstreisende.

Thüringen stellt Gastronomen und Hoteliers Finanzhilfen in den kommenden Jahren in Aussicht. Es solle ein «Gastrobonus» für Investitionen aufgelegt werden, teilte die Linke-Landtagsfraktion in Erfurt mit.

Fast zwei Jahre nach Einführung der Verpackungssteuer rechnet die Stadt Tübingen mit einem Geldregen. Es sei mit einem Steueraufkommen von mindestens rund 692 000 Euro für das Jahr 2022 auszugehen. Eine Franchise-Nehmerin von McDonald's hat gegen die Steuer Verfassungsbeschwerde erhoben.

Bundesminister Cem Özdemir traf sich mit Repräsentanten der Gemeinschaftsgastronomie im Dehoga, um den Austausch zu den praxisrelevanten Herausforderungen bei der Realisierung der Ziele der Ernährungsstrategie der Bundesregierung zu intensivieren.