Corona-Regeln: So lockern andere europäische Länder

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Nach dem Willen der Bundesregierung sollen an diesem Samstag die meisten Corona-Regeln auslaufen. Mit einem neuen Rechtsrahmen sollen ab Sonntag nur noch wenige allgemeine Vorgaben zu Masken und Tests in Einrichtungen für gefährdete Gruppen bestehen bleiben. Im europäischen Ausland ist ein Großteil der Beschränkungen bereits gefallen. Ein Überblick:

ÖSTERREICH hat seine europaweit einzigartige Corona-Politik angesichts der Omikron-Welle völlig über den Haufen geworfen und plant trotz Rekord-Infektionszahlen weitere Lockerungen. Der Lockdown für Ungeimpfte ist Geschichte, die geplante allgemeine Impfpflicht wurde jüngst ausgesetzt. Bereits Anfang März wurden fast alle Beschränkungen aufgehoben. Seitdem darf wieder in Lokalen gefeiert werden. Doch Epidemiologen sind besorgt. Gesundheitsminister Johannes Rauch kündigte zuletzt dennoch an, dass schon bald Gratis-Massentests eingeschränkt und Quarantäneregeln gelockert werden.

«Fast wie früher» fühlt es sich für die Menschen in der SCHWEIZ an, seit die meisten Corona-Maßnahmen Mitte Februar gefallen sind. Die Mund-Nasen-Bedeckung muss nur noch im öffentlichen Verkehr getragen werden. Auch das Gebot soll Ende März fallen. Wegen steigender Fallzahlen könnte die Regierung das noch hinauszögern. Öffentliches Leben und persönliche Freiheiten waren hier durch die ganze Pandemie deutlich weniger eingeschränkt als anderswo. Mit Erfolg, findet die Universität St. Gallen. Außer Norwegen sei kein anderes Land so gut durch die Pandemie gekommen. Nach einer Bewertung von Fallzahlen, Übersterblichkeit, Einschränkungen, Inflation und Wirtschaftswachstum lag Deutschland auf Platz 25, Österreich auf Platz 34.

Erst Dänemark, danach auch Schweden, Norwegen, Island und Finnland - ganz SKANDINAVIEN hat nach und nach seine jeweiligen Beschränkungen aufgehoben. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: die hohen Impfzahlen und die milderen Krankheitsverläufe nach Omikron-Infektionen. Das Leben nördlich der deutsch-dänischen Grenze ist aus Corona-Sicht praktisch beschränkungsfrei, im Zentrum von Kopenhagen etwa deutet kaum noch etwas auf die andauernde Pandemie hin. In Krankenhäusern und Pflegeheimen weisen aber noch vereinzelte Empfehlungen auf Umsicht hin. Nach Höchstständen im Februar ist die Inzidenz in weiten Teilen des Nordens stark gesunken. Allerdings wird vielerorts nun auch weniger getestet als zuvor.

Auch das Credo in GROSSBRITANNIEN lautet «Leben mit Covid»: Das öffentliche Leben läuft ohne Einschränkungen. Auf den ersten Blick könnte man vergessen, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Sogar die Royals sitzen wieder mit 1500 Menschen ohne Masken und Abstand in der Westminster Abbey. Im Parlament drängeln sich die Abgeordneten auf den Bänken, genauso wie in den Pubs. Nicht einmal nachweislich Infizierte müssen sich noch isolieren. Die Regierung rühmt sich für ihren riskanten Kurs in der Omikron-Welle. Die Infektionskurve geht aber wieder nach oben, die Zahl der Covid-Patienten in Krankenhäusern wächst. Gleichzeitig begibt sich das Land in den Blindflug: Die bisher frei verfügbaren Schnelltests werden ab April kostenpflichtig.

In TSCHECHIEN sind ebenfalls fast alle Corona-Maßnahmen nach und nach weggefallen, auch die 2G-Regel in der Gastronomie. In Bus und Bahn sowie in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen muss weiter eine FFP2-Maske getragen werden, nicht aber im Einzelhandel. Viele hatten die Regeln zuletzt ohnehin nur noch halbherzig eingehalten. Die Sieben-Tage-Inzidenz je 100 000 Einwohner hat sich bei rund 500 eingependelt. Der Ukraine-Krieg hat die Pandemie fast völlig aus den Schlagzeilen verdrängt. Zahlreiche Impfzentren sind wegen mangelnden Zulaufs geschlossen worden. EU-Bürger müssen sich vor der Einreise anmelden und einen Impf- oder Testnachweis erbringen. Ausgenommen sind Kurzaufenthalte unter 24 Stunden.

In FRANKREICH hört man seit Montag oft: «Endlich können wir unsere Gesichter wieder sehen!» Mit einem Großteil der Corona-Beschränkungen fiel zu Wochenbeginn für viele Beschäftigte die Maskenpflicht am Arbeitsplatz. Wer erst während der Pandemie eingestellt wurde, wusste oft gar nicht, wie die Kolleginnen und Kollegen ohne Maske aussehen. Das öffentliche Leben normalisiert sich weitgehend, auch wenn manche beim Einkaufen die Maske lieber noch auflassen - auch ohne Pflicht. Nach einer starken Entspannung ziehen die Fallzahlen nämlich wieder an. Vorbei ist auch der Griff zum Handy am Eingang zu Café, Kino oder Restaurant oder vor einer Zugfahrt mit dem TGV. Der in einer App gespeicherte Impfnachweis muss nicht mehr ständig vorgezeigt werden.

Das Urlaubsland KROATIEN hofft auf eine Sommersaison ohne allzu viele Corona-Einschränkungen. Schon jetzt sind die Maßnahmen an der Adria milde. Für eine Einreise jenseits des Transitverkehrs braucht es einen Nachweis, dass man geimpft, genesen oder getestet ist. Für Zusammenkünfte in Hotels und Gaststätten sowie Veranstaltungen mit weniger als 50 Teilnehmern gelten keine Einschränkungen. Im öffentlichen Verkehr, in Geschäften und Krankenhäusern muss noch ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. In Oper, Theater oder Kino wird ein 3G-Nachweis verlangt. Die Zahl der Plätze ist nicht beschränkt - «ausverkauft» heißt wirklich, jeder Sitzplatz ist vergeben.

Reisen nach GRIECHENLAND sind seit Dienstag leichter geworden. Besucher müssen vor ihrer Einreise kein Anmeldeformular mehr zur Corona-Nachverfolgung ausfüllen. Die Maskenpflicht im Freien ist gefallen. In der Gastronomie und bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen müssen aber weiterhin Impf- oder Genesungsnachweise gezeigt werden. Ungeimpfte benötigen bei der Einreise weiter einen negativen PCR- oder Antigen-Test. Auch ZYPERN hat es Reisenden leichter gemacht: Geimpfte müssen nach ihrer Ankunft keinen PCR-Test mehr machen. Es reicht die Impfbescheinigung. Ungeimpfte müssen sich vor Reiseantritt testen lassen. Reisende müssen sich weiterhin anmelden.

ITALIEN beendet am 31. März den Corona-Ausnahmezustand und schafft die meisten Restriktionen ab. Von April an werden etwa in Hotels, im öffentlichen Personennahverkehr und in Geschäften keine Nachweise von Impfung, Genesung oder Tests mehr verlangt. Zum 1. Mai wird das in Italien «Greenpass» genannte Zertifikat komplett abgeschafft. Die Quarantäne-Vorschriften werden fast vollständig aufgehoben: Künftig müssen sich nur noch Infizierte isolieren, Kontaktpersonen dürfen ihre Wohnung jederzeit verlassen. Mit Auslaufen des Notstandes wird auch das Expertengremium der Regierung aufgelöst, das in den Monaten der Pandemie an den wichtigsten Maßnahmen gearbeitet hatte. (dpa)


 

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