Frank Rosin zur Mehrwertsteuer: "Es ist wirklich zum Weinen"

| Politik Politik

Fernsehkoch und Unternehmer Frank Rosin verspürt große Existenzängste in der Gastronomie angesichts der wieder steigenden Mehrwertsteuer auf Speisen. «Es ist wirklich zum Weinen», sagte Rosin am Wochenende der Deutschen Presse-Agentur. Bei vielen seiner Kollegen und Gastronomie-Freunde gehe das Stimmungsbarometer trotz aller Leidenschaft für den Beruf gerade gegen null.

Die vergangenen Jahre seien für die Gastronomie mit umfangreichen Einschränkungen in der Corona-Pandemie wie den Lockdowns die härtesten überhaupt gewesen. Die Branche befinde sich gerade in einer Erholungsphase, «wo man wieder Mut fasst und vielleicht wieder gewisse Ziele vor Augen hat», in der viele Gastronomen versuchten, ihren Betrieb zu restrukturieren oder neu aufzubauen.

«Und dann kriegt man gleichzeitig einen Knüppel in die Beine gekloppt und sagt nein, nein, das ist nicht möglich, denn mit dem Geld müssen wir hier und da letztendlich andere Dinge finanzieren, die uns vielleicht wichtiger sind», kritisierte er. Die Anfang 2024 von 7 auf 19 Prozent steigende Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie sei eine «absolute Katastrophe» und ein «Vertrauensbruch».

Rosin befürchtet ein Gastronomiesterben, das es zu verhindern gelte. Er verweist darauf, dass die Betriebe bei den großen Kostenblöcken Personal und Wareneinkauf ohnehin schon mit kräftigen Steigerungen konfrontiert seien. Wenn nun auch noch die Mehrwertsteuer kräftig steige, sei das für etliche Gastronomen nicht mehr darstellbar, denn der Bürger müsse sich die Speisen auch noch leisten können.

«Und ich komme mir langsam vor, vor wie bei "Rosins Restaurants", wo auch der Kfz-Mechaniker manchmal Gastronom werden möchte. Und so komme ich mir bei den Politiken vor, dass sie wirklich völlig berufs- und realitätsfremd die Möglichkeit haben, irgendwelche Entscheidungen zu treffen, die sie gar nicht treffen können», kritisierte er. In seiner Fernsehshow «Rosins Restaurants» hilft der Promikoch Gastronomen in Not.

Die steigende Mehrwertsteuer sei eine «Milchmädchenrechnung», sagte Rosin: Bei einem Gastronomiesterben fielen Steuereinnahmen auf der anderen Seite aus.

Die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie war während der Pandemie von 19 auf 7 Prozent reduziert worden - ursprünglich befristet bis Ende 2022. Angesichts einer drohenden Energiekrise war die Regelung im Oktober 2022 bis Ende 2023 verlängert worden. Ausgenommen davon wurden erneut Getränke. Die Ampel-Koalition im Bund hat sich darauf verständigt, dass die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie zu Jahresbeginn 2024 wieder auf 19 Prozent ansteigt. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Steigende Kosten und internationale Konkurrenz setzen dem Weinbau zu. Im Kloster Eberbach bei Eltville wollen Minister aus acht Bundesländern der Branche helfen. Worum soll es in ihren Gesprächen gehen?

Verbesserter Datenaustausch und digitale Prüfungen sollen den Kampf gegen illegale Beschäftigung effektiver machen. In der letzten Woche hat der Bundestag das Gesetz zur Modernisierung und Digitalisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung verabschiedet. Der DEHOGA begrüßt die angestrebte Bürokratieentlastung, mahnt aber Ursachenbekämpfung an.

Das Europäische Parlament hat den Weg für eine deutliche Entbürokratisierung im Bereich Lieferketten, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Taxonomie freigemacht. Der DEHOGA begrüßt die damit verbundene Chance auf durchgreifende Vereinfachungen und einen mittelstandsfreundlicheren Ansatz.

Die Koalition plant die Senkung der Luftverkehrsteuer. Das Vorhaben polarisiert: Während die Reisewirtschaft eine Trendwende und Entlastung sieht, hagelt es Kritik von Umwelt- und Klimaschützern.

Nach 36 Jahren beim DEHOGA Bundesverband und fast 20 Jahren als Hauptgeschäftsführerin ist Ingrid Hartges heute in Berlin offiziell verabschiedet worden. Die feierliche Veranstaltung fand im JW Marriott Hotel Berlin statt und vereinte führende Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien der Branche und ihrer Partner.

Das bestehende Minijob-System steht im Zentrum einer politischen Debatte. Eine Gruppe von Unions-Bundestagsabgeordneten sehen in der geringfügigen Beschäftigung einen „Systemfehler“, der reguläre Arbeit verdrängt und unsozial sei. Der DEHOGA Bundesverband hingegen warnt eindringlich vor den Konsequenzen einer Abschaffung.

Studierende in Niedersachsen sollen bald wieder ein warmes Mittagessen für 2,50 Euro bekommen. SPD und Grüne im Landtag wollen das sogenannte «Niedersachsen-Menü» an allen Hochschulen im Land neu auflegen. Fünf Millionen Euro sind dafür eingeplant.

Darf die EU Kriterien für die Festsetzung von angemessenen Mindestlöhnen vorgeben? Das höchste europäische Gericht sagt in einem neuen Urteil Nein. Auf die Höhe des Mindestlohns in Deutschland hat die Entscheidung keine direkte Auswirkung.

Macht ein EU-Urteil Änderungen am deutschen Mindestlohn-System notwendig? Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie die Politik blicken an diesem Dienstag gespannt nach Luxemburg.

Vertreter von Bundesregierung, Bundesländern, Wirtschaft und Gewerkschaften haben für die duale Berufsausbildung in Deutschland geworben und auf akute Probleme auf dem Ausbildungsmarkt hingewiesen. Die Lage sei mehr als herausfordernd, sagte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche.