Gastronomie - Finanzminster Klingbeil erwartet Weitergabe der Mehrwertsteuersenkung an Gäste

| Politik Politik

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat klargestellt, dass der Bund keine finanziellen Spielräume sieht, um die Länder für mögliche Steuerausfälle im Zusammenhang mit der geplanten Erhöhung der Pendlerpauschale und der Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie zu entlasten. Dies erklärte Klingbeil bei der Präsentation der Haushaltspläne in Berlin. Gleichzeitig formulierte er eine klare Erwartung an die Gastronomiebranche bezüglich der Weitergabe der Mehrwertsteuersenkung an die Verbraucher.

Keine Kompensation für Länder seitens des Bundes

Laut Klingbeil wurden die beiden Maßnahmen – die Erhöhung der Pendlerpauschale und die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants von 19 auf 7 Prozent – maßgeblich von Ländervertretern während der Koalitionsverhandlungen mit vorangetrieben. "Dazu gebe es keine Spielräume, das wolle er sehr deutlich sagen", betonte der SPD-Politiker. Er sehe daher keine Kompensationsmöglichkeit seitens des Bundes.

Klarer Appell zur Weitergabe der Mehrwertsteuersenkung an die Gäste

Des Weiteren äußerte Klingbeil eine deutliche Erwartung an die Gastronomiebranche hinsichtlich der Mehrwertsteuersenkung. Er werde sehr genau darauf achten, "dass die Preissenkungen, die durch die Mehrwertsteuersenkung entstehen, auch wirklich bei den Kundinnen und Kunden ankommen und dann die Preise bezahlbarer werden". Dies sei keine Drohung, so Klingbeil, aber "eine klare Erwartung, die wir haben." Damit unterstreicht der Minister die Absicht, dass die finanzielle Entlastung der Branche direkt den Verbrauchern zugutekommen soll.

Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), sagte gegenüber der „Welt“ und dem „Business Insider“, dass mögliche Preissenkungen und deren Umfang maßgeblich von der individuellen Kostenentwicklung der Betriebe, insbesondere im Bereich Wareneinsatz und Personal, abhängen würden. Sie betonte, dass jeder Gastronom selbst über die Weitergabe entscheide. Zudem wies sie darauf hin, dass viele Betriebe bereits die Steuererhöhung zum 1. Januar 2024 nicht in vollem Umfang an ihre Gäste weitergegeben hätten.

Hartges verwies zudem auf die steigenden Belastungen für die Betriebe, insbesondere die zum 1. Januar 2026 wirksam werdende Mindestlohnerhöhung, die einen Anstieg von gut acht Prozent darstelle. Restaurants und Wirtshäuser stünden in einem intensiven Wettbewerb mit anderen Essensangeboten, für die bereits seit Langem ein Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gelte, wie beispielsweise für Speisen zur Mitnahme oder Lieferung.

Hintergrund: „Wachstumsbooster“ und Haushaltslücke

Bundestag und Bundesrat hatten zuvor einen sogenannten "Wachstumsbooster" beschlossen, der steuerliche Entlastungen für Firmen vorsieht. Diese Entlastungen führen zu Steuerausfällen, die auch Kommunen und Länder betreffen. Hierfür hat der Bund milliardenschwere Kompensationen zugesagt. Diese Zusagen tragen laut Klingbeil maßgeblich dazu bei, dass die Finanzplanung des Bundes für die Jahre 2027 bis 2029 eine deutlich gestiegene Lücke aufweist.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Steigende Kosten und internationale Konkurrenz setzen dem Weinbau zu. Im Kloster Eberbach bei Eltville wollen Minister aus acht Bundesländern der Branche helfen. Worum soll es in ihren Gesprächen gehen?

Verbesserter Datenaustausch und digitale Prüfungen sollen den Kampf gegen illegale Beschäftigung effektiver machen. In der letzten Woche hat der Bundestag das Gesetz zur Modernisierung und Digitalisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung verabschiedet. Der DEHOGA begrüßt die angestrebte Bürokratieentlastung, mahnt aber Ursachenbekämpfung an.

Das Europäische Parlament hat den Weg für eine deutliche Entbürokratisierung im Bereich Lieferketten, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Taxonomie freigemacht. Der DEHOGA begrüßt die damit verbundene Chance auf durchgreifende Vereinfachungen und einen mittelstandsfreundlicheren Ansatz.

Die Koalition plant die Senkung der Luftverkehrsteuer. Das Vorhaben polarisiert: Während die Reisewirtschaft eine Trendwende und Entlastung sieht, hagelt es Kritik von Umwelt- und Klimaschützern.

Nach 36 Jahren beim DEHOGA Bundesverband und fast 20 Jahren als Hauptgeschäftsführerin ist Ingrid Hartges heute in Berlin offiziell verabschiedet worden. Die feierliche Veranstaltung fand im JW Marriott Hotel Berlin statt und vereinte führende Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien der Branche und ihrer Partner.

Das bestehende Minijob-System steht im Zentrum einer politischen Debatte. Eine Gruppe von Unions-Bundestagsabgeordneten sehen in der geringfügigen Beschäftigung einen „Systemfehler“, der reguläre Arbeit verdrängt und unsozial sei. Der DEHOGA Bundesverband hingegen warnt eindringlich vor den Konsequenzen einer Abschaffung.

Studierende in Niedersachsen sollen bald wieder ein warmes Mittagessen für 2,50 Euro bekommen. SPD und Grüne im Landtag wollen das sogenannte «Niedersachsen-Menü» an allen Hochschulen im Land neu auflegen. Fünf Millionen Euro sind dafür eingeplant.

Darf die EU Kriterien für die Festsetzung von angemessenen Mindestlöhnen vorgeben? Das höchste europäische Gericht sagt in einem neuen Urteil Nein. Auf die Höhe des Mindestlohns in Deutschland hat die Entscheidung keine direkte Auswirkung.

Macht ein EU-Urteil Änderungen am deutschen Mindestlohn-System notwendig? Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie die Politik blicken an diesem Dienstag gespannt nach Luxemburg.

Vertreter von Bundesregierung, Bundesländern, Wirtschaft und Gewerkschaften haben für die duale Berufsausbildung in Deutschland geworben und auf akute Probleme auf dem Ausbildungsmarkt hingewiesen. Die Lage sei mehr als herausfordernd, sagte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche.