Hotelmarkt Deutschland weiter auf Wachstumskurs

| Politik Politik

Die Hotellerie in Deutschland verzeichnete 2017 das achte Wachstumsjahr in Folge: Die Zahl der Gästeübernachtungen in Hotels, Hotels garnis und Pensionen stieg auf einen neuen Bestwert von 288,8 Millionen, was einem Plus von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. 68,7 Millionen Übernachtungen ausländischer Touristen und Geschäftsreisender (Anteil 23,8 Prozent) trugen mit einem Plus von 4,2 Prozent überproportional zum positiven Ergebnis bei. „Deutschland als Reise-land sowie Tagungs- und Kongressstandort liegt nachhaltig im Trend. Die heimische Hotellerie ist bestens aufgestellt und gehört bei Produktqualität, Serviceangebot und Preis-Leistungs-Verhältnis zur Weltspitze“, erklärte Otto Lindner, Vorsitzender des Hotelverbandes Deutschland (IHA), dazu am Mittwoch in Berlin. „Die erfreulichen Ergebnisse dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die Risiken und Herausforderungen zunehmen und die Ertragslage angespannt bleibt. Zudem sorgen immer mehr Bürokratie und unfaire Wettbewerbsbedingungen sowie der vielerorts zu spürende Mitarbeitermangel für Wolken am Horizont.“

Die Hotels, Hotels garnis, Gasthöfe und Pensionen in Deutschland erwirtschafteten 2017 einen Nettoumsatz von 26,98 Milliarden Euro. Damit stieg der Umsatz nominal um 3,1 Prozent, preisbereinigt um 1,1 Prozent. Angesichts der anhaltenden Reise- und Konsumlust der Gäste erwartet der Hotelverband unter der Prämisse, dass sich die geopolitische Lage auf der Welt und in der Nachbarschaft Europas nicht weiter verschlechtert, für 2018 ein Plus von an-derthalb bis zwei Prozent bei Übernachtungszahlen und nominalen Umsätzen.

Laut aktuellem Branchenreport des Hotelverbandes haben sich im Jahr 2017 alle Kennzahlen1 des Hotelmarktes positiv entwickelt. Die durchschnittliche Zimmerauslastung stieg im Vorjahresvergleich um 0,8 Prozent auf 71,5 Pro-zent. Die Netto-Zimmerpreise (ohne Frühstück, ohne Mehrwertsteuer) legten um 1,3 Prozent auf 95 Euro zu. In Europa stiegen im selben Zeitraum die durchschnittlichen Zimmerpreise um 2,5 Prozent auf 97 Euro. Die deutschen Hotelzimmerpreise liegen somit weiterhin leicht unter dem europäischen Durchschnitt. Der durchschnittliche Zimmerertrag (RevPAR) der deutschen Hotels erreichte 68 Euro, was einem Anstieg von 2,1 Prozent entspricht.

Hotels investieren, neue Konzepte entstehen

Angesichts der guten Entwicklung wird die Hotellerie ihre Angebote auch in den kommenden Jahren ausweiten. Trotz Anzeichen von Überkapazitäten an einigen Standorten sind bundesweit für die nächsten drei Jahre 695 Neu-, Um- und Ausbauten geplant (Vorjahr: 571).

Werden alle angekündigten Hotelbauprojekte realisiert, drängen weitere 99.843 zusätzliche Hotelzimmer (Vorjahr: 74.726) auf den deutschen Hotelmarkt. „Wir erleben derzeit eine beispiellose Expansions- aber Konsolidierungswelle“, berichtete Lindner. „Die Unternehmens- und Markenkonzentration in der Hotellerie nimmt weiter zu.“ Immer mehr internationale Investoren

kommen auf den Markt. „Neue Wettbewerber, die Digitalisierung und die sich rasant wandelnden Ansprüche der Gäste zwingen die Hotellerie dazu, sich permanent neu aufzustellen“, führte der IHA-Vorsitzende aus. Gefragt seien spezialisierte Hotelkonzepte und das Fokussieren auf klar definierte Gäste- und Stilgruppen. Das wirtschaftliche Wachstum schlägt sich auch in den Beschäftigtenzahlen nieder. Zum Stichtag 30. Juni 2017 meldete das Beherbergungsgewerbe 306.962 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, was einem Zuwachs von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Seit 2010 hat die Branche knapp 50.000 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. Und der Bedarf wachse weiter, so Lindner. „Zugleich wird es aufgrund des demografischen Wandels immer schwerer, geeignete Arbeits- und

Fachkräfte zu finden.“ Lindner machte deutlich: „Hotellerie geht nur mit Menschen. Wir Hoteliers sind aufgerufen, weiter für unsere Branche zu werben, mit ganzer Kraft in die Qualität der Ausbildung zu investieren und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unsere Wertschätzung und Anerkennung noch deutlicher zu zeigen.“ Auf der Agenda des Hotelverbandes 2018 ganz oben stehen darüber hinaus die Stärkung der Direktvermarktung und der Kampf für faire Rahmenbedingungen im Online-Vertrieb, die für Hoteliers und Gäste gleichermaßen wichtig sind. Mehr als 50 Prozent der Hotelbuchungen erfolgen heute bereits über digitale Kanäle und auf diesen diktieren Plattformen die Bedingungen im Online-Vertrieb.

Politischen Handlungsbedarf sieht der Hotelverband auch im Bereich der sogenannten „Sharing“ Economy. Das derzeitige Rechtsvakuum und die damit einhergehenden Wettbewerbsverzerrungen bei der Kurzzeitvermietung von Privatzimmern und -wohnungen geht nicht nur zu Lasten der stark reglementierten Hotellerie, sondern auch auf Kosten der Verbraucher, Anwohner und Steuerzahler. Zu den Forderungen des Verbandes zählen daher die Notwendigkeit einer Registrierung dieser wirtschaftlichen Aktivitäten, die Einhaltung von Sicherheitsstandards, die Gefahrenabwehr sowie die selbstverständliche Erfüllung von Steuerpflichten. Angesichts der großen aktuellen Herausforderungen für die Hotellerie betonte Lindner abschließend die Bedeutung vernünftiger Rahmenbedingungen für die Branche. „Damit die Hotellerie auch in Zukunft erfolgreich sein kann, brauchen wir eine Politik, die die Handlungsfähigkeit der Hoteliers in Deutschland stärkt, ihre Wettbewerbsfähigkeit sichert und die den Tourismusstandort Deutschland fördert.“ So sei der Gesetzgeber aufgerufen, einen Ordnungsrahmen für die Plattformökonomie zu gestalten, der monopolistische Strukturen verhindert, Steuergerechtigkeit sichert und zugleich Zukunftschancen eröffnet. Dazu gehöre auch, „die duale Ausbildung, um die uns die ganze Welt beneidet, zu stärken, bestehende Hürden auf dem Arbeitsmarkt abzubauen und neue Belastungen für die Hotels, die hier in Deutschland Arbeits- und Ausbildungsplätze sichern, zu verhindern.“

Zurück

Vielleicht auch interessant

In den Tarifverhandlungen der Brandenburger Hotels und Gaststätten haben sich die Parteien schnell auf einen Lohnzuwachs für die Beschäftigten geeinigt. Doch der Dehoga rechnet im kommenden Jahr mit zahlreichen Pleiten.

Auf den 184 Seiten des schwarz-roten Koalitionsvertrages bekennt sich die neue Landesregierung in Hessen zur Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Tourismus. Dies gebe den hessischen Betrieben wieder etwas mehr Zuversicht, kommentiert der Dehoga.

Sie liefern Essen und Lebensmittel, Pakete oder fahren Menschen durch die Stadt: Aber wann sind Mitarbeiter von Onlineplattformen noch selbstständig und wann Angestellte? Darüber gibt es oft Streit. Ein neues EU-Gesetz könnte Millionen betreffen und mehr Klarheit bringen.

Nach tagelangen Verhandlungen haben die Spitzen der Ampel-Koalition eine Einigung über den Bundeshaushalt für 2024 erzielt. Vieles wird teurer werden, mancher Zuschuss des Staates gekürzt oder gestrichen. Die reduzierte Gastro-Mehrwertsteuer fand keine Erwähnung und dürfte damit Ende des Jahres Geschichte sein.

Die Spitzen der Ampel-Koalition streben offenbar eine Kerosinsteuer für innerdeutsche Flüge an. Die Luftverkehrswirtschaft zeigte sich wenig begeistert davon: Die staatlichen Standortkosten seien bereits jetzt die höchsten im europäischen Vergleich.

Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU sollen die Ursprungsländer eines Honigs nach dem Willen des Europaparlaments künftig auf dem Etikett nachlesen können. Für ein Verbot von irreführenden Aufschriften auf Fruchtsäften gab es hingegen keine Mehrheit.

Im Tarifstreit bei der Deutschen Bahn hält die Lokführergewerkschaft GDL ihre Streikdrohung aufrecht. «Ab dem 8. Januar sollte man mit längeren Arbeitskämpfen rechnen», sagte der Vorsitzende Claus Weselsky der «Augsburger Allgemeinen».

Die Spitzen der Ampel-Koalition haben nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur eine Einigung über den Bundeshaushalt für 2024 erzielt. Details sollen im Laufe des Tages bekanntgegeben werden, wie die dpa am Mittwochmorgen erfuhr

Die Mehrwertsteuererhöhung von sieben auf 19 Prozent auf Speisen wird gravierende Folgen für die Gastgeber haben. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes: 62,7 Prozent der befragten Unternehmer geben an, dass sie die Steueranhebung auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 wirtschaftlich hart treffen wird. Neun von zehn Unternehmen planen Preissteigerungen.

Mobilität und Digitalisierung standen inhaltlich im Mittelpunkt des Parlamentarischen Abends der Tourismuswirtschaft: Die notwendigen Investitionen in die digitale und Verkehrsinfrastruktur müssten genauso wie in die Erforschung und Produktion von E-Fuels sichergestellt werden.