IHA warnt: Bedrohung für Hotel-Zahlungen durch EU-Rückerstattungsrecht

| Politik Politik

Der Hotelverband Deutschland (IHA) und der Handelsverband Deutschland (HDE) haben im Rahmen der laufenden Trilog-Verhandlungen zur europäischen Payment Services Regulation (PSR) vor der geplanten Ausweitung des bedingungslosen Rückerstattungsrechts auf sämtliche von Händlern initiierte Transaktionen (Merchant-Initiated Transactions – MIT) gewarnt. Die Verbände sehen in den aktuellen Vorschlägen von Rat und EU-Kommission ein erhebliches Risiko für zahlreiche Geschäftsmodelle.

Geplante Ausweitung auf MIT

Nach dem Entwurf der Verordnung, insbesondere Artikel 62 (1), sollen Zahlende künftig die Möglichkeit erhalten, innerhalb von acht Wochen nach einer MIT-Transaktion eine Erstattung ohne Angabe von Gründen zu verlangen. Dieses Recht würde analog zu den bereits bestehenden Regelungen für SEPA-Lastschriften eingeführt werden.

Während das bedingungslose Rückerstattungsrecht bei Lastschriften für elementare Grundversorgungsleistungen als sachgerecht betrachtet wird, halten IHA und HDE eine Übertragung dieser Regelung auf MIT für problematisch.

Auswirkungen auf Hotellerie und Handel

MIT werden in verschiedenen Branchen verwendet, darunter Hotellerie, Reisen, Autovermietungen, Abonnementmodelle, E-Commerce und automatische Prepaid-Aufladungen.

In der Hotellerie sind MIT für zwingend notwendige Prozesse im operativen Geschäft etabliert. Sie dienen insbesondere zur Abdeckung von sogenannten „No-Shows“ bei nicht fristgerecht stornierten Reservierungen sowie zur Abrechnung nachträglicher, berechtigter Belastungen, wie etwa Minibar-Konsum, Schäden oder verlängerte Aufenthalte. Ein pauschales, bedingungsloses Rückerstattungsrecht würde diese Prozesse beeinträchtigen.

Otto Lindner, Vorsitzender des Hotelverbandes Deutschland (IHA), äußerte dazu: „Ein achtwöchiges, bedingungsloses Rückerstattungsrecht für rechtmäßige und vertraglich vereinbarte MIT-Transaktionen öffnet Tür und Tor für verharmlosend sogenannten ‚Friendly Fraud‘ und verlagert das Risiko nahezu vollständig auf Hotels und Handel.“ Er betont die möglichen Folgen für die Hotellerie: „Für die Hotellerie wären zusätzliche Rückbelastungen, Liquiditätsrisiken und erheblicher administrativer Mehraufwand die Folge.“

Forderung nach Beschränkung des Rückerstattungsrechts

Der Hotelverband argumentiert, dass ein zusätzliches, bedingungsloses Rückerstattungsrecht weder erforderlich noch verhältnismäßig sei, da Verbraucher bereits heute gemäß der PSD2 das Recht haben, MIT-Transaktionen bei Unstimmigkeiten anzufechten. Die Verbände befürchten eine deutliche Erhöhung der bestehenden Missbrauchsrisiken.

Der IHA unterstützt daher die Position des Europäischen Parlaments, die vorsieht, das bedingungslose Erstattungsrecht auf SEPA-Lastschriften (SDD) zu beschränken und MIT von Artikel 62 (1) auszunehmen.

Lindner appellierte an die Bundesregierung: „Wir appellieren an die Bundesregierung, sich im Rat klar für eine Ausnahme von MIT aus Artikel 62 (1) einzusetzen.“ Er hob die Notwendigkeit rechts- und planungssicherer MIT hervor: „Europa braucht moderne und zuverlässige Zahlungsprozesse. Dazu gehören auch rechts- und planungssichere MIT, ohne die weder eine Vielzahl digitaler Geschäftsmodelle noch die alltägliche Praxis in Hotellerie und Handel funktionieren können.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Europäische Parlament hat den Weg für eine deutliche Entbürokratisierung im Bereich Lieferketten, Nachhaltigkeitsberichterstattung und Taxonomie freigemacht. Der DEHOGA begrüßt die damit verbundene Chance auf durchgreifende Vereinfachungen und einen mittelstandsfreundlicheren Ansatz.

Die Koalition plant die Senkung der Luftverkehrsteuer. Das Vorhaben polarisiert: Während die Reisewirtschaft eine Trendwende und Entlastung sieht, hagelt es Kritik von Umwelt- und Klimaschützern.

Nach 36 Jahren beim DEHOGA Bundesverband und fast 20 Jahren als Hauptgeschäftsführerin ist Ingrid Hartges heute in Berlin offiziell verabschiedet worden. Die feierliche Veranstaltung fand im JW Marriott Hotel Berlin statt und vereinte führende Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Medien der Branche und ihrer Partner.

Das bestehende Minijob-System steht im Zentrum einer politischen Debatte. Eine Gruppe von Unions-Bundestagsabgeordneten sehen in der geringfügigen Beschäftigung einen „Systemfehler“, der reguläre Arbeit verdrängt und unsozial sei. Der DEHOGA Bundesverband hingegen warnt eindringlich vor den Konsequenzen einer Abschaffung.

Studierende in Niedersachsen sollen bald wieder ein warmes Mittagessen für 2,50 Euro bekommen. SPD und Grüne im Landtag wollen das sogenannte «Niedersachsen-Menü» an allen Hochschulen im Land neu auflegen. Fünf Millionen Euro sind dafür eingeplant.

Darf die EU Kriterien für die Festsetzung von angemessenen Mindestlöhnen vorgeben? Das höchste europäische Gericht sagt in einem neuen Urteil Nein. Auf die Höhe des Mindestlohns in Deutschland hat die Entscheidung keine direkte Auswirkung.

Macht ein EU-Urteil Änderungen am deutschen Mindestlohn-System notwendig? Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie die Politik blicken an diesem Dienstag gespannt nach Luxemburg.

Vertreter von Bundesregierung, Bundesländern, Wirtschaft und Gewerkschaften haben für die duale Berufsausbildung in Deutschland geworben und auf akute Probleme auf dem Ausbildungsmarkt hingewiesen. Die Lage sei mehr als herausfordernd, sagte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche.

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) fordert eine rasche und dauerhafte steuerliche Entlastung für das Gastgewerbe. Der Verband sieht darin einen entscheidenden Faktor für die Zukunftsfähigkeit und Attraktivität der Innenstädte.

Die im Europäischen Parlament angestoßenen Pläne für ein Bezeichnungsverbot von Fleisch-Namen für pflanzliche Ersatzprodukte stoßen im Bundestag auf breite Ablehnung. Quer durch fast alle Fraktionen äußerten Abgeordnete Kritik an einem möglichen Verbot von Begriffen wie „Tofu-Wurst“ oder „Veggie-Burger“.