„Organisierte Nötigung“: AfD-Vorstand beklagt Absagen von Gastronomen

| Politik Politik

Das AfD-Bundesvorstandsmitglied Stephan Protschka beklagt, dass Gastronomen geplante AfD-Veranstaltungen oftmals wieder absagen würden. Dahinter vermutet der AfD-Mann „unfassbare Machenschaften“ sowie „niederträchtige und feige Aktionen“. Gastronomen würden „massiv genötigt“.

Protschka schreibt in einem Pressetext, dass zum wiederholten Mal ein Gaststättenbetreiber gedrängt worden sei, einen fest eingeplanten Informationsabend der AfD abzusagen. Ihm sei bekannt, dass Drohungsszenarien auch von Organisationen geplant und durchgeführt würden, die im sogenannten 'Kampf gegen rechts' durch Steuermittel gefördert werden. Politische Gegner würden mittlerweile verstärkt auf solche Mittel zurückgreifen, die man schon aus „den dunkelsten Zeiten unserer Geschichte“ kenne. Abschließend fordert der AfD-Mann die Strafverfolgungsbehörden aller Ebenen auf, dieses Treiben mit mehr Aufmerksamkeit zu verfolgen.

Wenn Hoteliers oder Gastromomen AfD keine Räume für Parteiveranstaltungen zur Verfügung stellen wollen, ist dagegen nichts zu einzuwenden. Die Unternehmer wenden hier ihr Hausrecht an. Anders verhält es sich natürlich, wenn ein Wirt zur Vermietung bereit ist, jedoch von außen bedroht wird und dann wieder absagt. Die Aggressoren, die die AfD in der linksradikalen Szene vermutet, könnten damit auch dem Partei in die Hände spielen, die sich in der Rolle der Geächteten sieht und darstellt.

Will die AfD-Kundgebungen durchführen, kommt es dagegen oft zu gewaltfreien Bürgerprotesten. Prominentestes Beispiel war jüngst der Betrieb der Präsidentin des DEHOGA Bayern, Angela Inselkammer, die nach Bürgerprotesten eine AfD-Veranstaltung in ihrem Brauereigasthof in Aying wieder absagte. Die AfD hatte dort eine Großveranstaltung mit Rechtspopulisten aus ganz Europa geplant. Der Rückzug der Wirtefamilie erfolgte nach massiver öffentlicher Kritik. Den Rausschmiss begründen die Inselkammers mit einem Werbevideo der AfD, das Markeninhalte des Unternehmens vereinnahmt habe. (Tageskarte berichtete)

Aber auch ohne Proteste machen Gastronomen zuweilen von ihrem Hausrecht gebraucht und lassen die AfD nicht rein. Das Restaurant Bocca di Bacco in Berlin Mitte hat sich geweigert, die Parteispitze der AfD zu bewirten. „Politiker [...], die Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion, politischer Einstellung oder Hautfarbe diskreditieren, möchten wir nicht bedienen“, schrieb das Restaurant an die Partei. Die Ansage an die AfD entfachte nicht nur ein großes mediales Echo, vor allen Dingen im Internet erfolgte schnell die digitale Mobilmachung der AfD-Anhänger, die das Restaurant mit schlechten Google-Bewertungen überzogen. Viele echte Gäste des Bocca di Bacco konterten mit ihren Kommentaren.

Damit erweist sich die Friedrichstraße in Berlin immer mehr als ein Pflaster auf dem die AfD-Politker nicht besonders willkommen sind. 2016 machte das Sternerestaurant „Nobelhart & Schmutzig“ mit Aufklebern an der Tür deutlich, dass in dem Betrieb nicht nur Handys, Kameras und Waffen verboten sind, sondern auch die AfD hat keinen Zutritt hat. Restaurantbetreiber Billy Wagner sagte damals, auf die Frage der Zeit, warum er die AfD nicht reinlasse: „Ich möchte ganz ehrlich sein: „Weil mir die AfD nicht geheuer ist. Deren Politiker poltern ständig drauflos, manchmal auf übelste Art und Weise, sie sprechen die niedersten Instinkte der Menschen an. Mir wird es da einfach angst und bange.“

 


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Bundesminister Cem Özdemir traf sich mit Repräsentanten der Gemeinschaftsgastronomie im Dehoga, um den Austausch zu den praxisrelevanten Herausforderungen bei der Realisierung der Ziele der Ernährungsstrategie der Bundesregierung zu intensivieren.

Nach ihrer Einigung im Haushaltsstreit gaben sich die Ampel-Spitzen zunächst ziemlich zugeknöpft. Jetzt gibt es erstmals eine Liste ihrer Beschlüsse. Doch Änderungen sind nicht ausgeschlossen.

Bei der Deutschen Bahn drohen im kommenden Jahr mehrtägige Streiks mit Tausenden Zugausfällen. Die Mitglieder der Lokführergewerkschaft GDL haben per Urabstimmung den Weg für unbefristete Arbeitskämpfe freigemacht, wie GDL-Chef Claus Weselsky am Dienstag mitteilte.

In den Tarifverhandlungen der Brandenburger Hotels und Gaststätten haben sich die Parteien schnell auf einen Lohnzuwachs für die Beschäftigten geeinigt. Doch der Dehoga rechnet im kommenden Jahr mit zahlreichen Pleiten.

Auf den 184 Seiten des schwarz-roten Koalitionsvertrages bekennt sich die neue Landesregierung in Hessen zur Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Tourismus. Dies gebe den hessischen Betrieben wieder etwas mehr Zuversicht, kommentiert der Dehoga.

Sie liefern Essen und Lebensmittel, Pakete oder fahren Menschen durch die Stadt: Aber wann sind Mitarbeiter von Onlineplattformen noch selbstständig und wann Angestellte? Darüber gibt es oft Streit. Ein neues EU-Gesetz könnte Millionen betreffen und mehr Klarheit bringen.

Nach tagelangen Verhandlungen haben die Spitzen der Ampel-Koalition eine Einigung über den Bundeshaushalt für 2024 erzielt. Vieles wird teurer werden, mancher Zuschuss des Staates gekürzt oder gestrichen. Die reduzierte Gastro-Mehrwertsteuer fand keine Erwähnung und dürfte damit Ende des Jahres Geschichte sein.

Die Spitzen der Ampel-Koalition streben offenbar eine Kerosinsteuer für innerdeutsche Flüge an. Die Luftverkehrswirtschaft zeigte sich wenig begeistert davon: Die staatlichen Standortkosten seien bereits jetzt die höchsten im europäischen Vergleich.

Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU sollen die Ursprungsländer eines Honigs nach dem Willen des Europaparlaments künftig auf dem Etikett nachlesen können. Für ein Verbot von irreführenden Aufschriften auf Fruchtsäften gab es hingegen keine Mehrheit.

Im Tarifstreit bei der Deutschen Bahn hält die Lokführergewerkschaft GDL ihre Streikdrohung aufrecht. «Ab dem 8. Januar sollte man mit längeren Arbeitskämpfen rechnen», sagte der Vorsitzende Claus Weselsky der «Augsburger Allgemeinen».