Schweizer Hotellerie fordert Entschädigungspaket

| Politik Politik

Nachdem auch in der Schweiz inzwischen scharfe Corona-Regeln gelten schlägt der Verband HotellerieSuisse Alarm. Die Gastgeber in dem Alpenland verlangen nach einem branchenspezifischen Hilfspaket für die Hotels.

Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Lage und massiver Verluste fordert HotellerieSuisse ein branchenspezifisches Hilfspaket für coronageschädigte Beherbergungsbetriebe. Für die Hotellerie müsse der Zugang zur Härtefallhilfe rasch verbessert und die Benachteiligung gegenüber anderen Branchen korrigiert werden. Insbesondere seien die Unterstützungsbeiträge zu erhöhen, Spartenabrechnungen für Hotelrestaurants schweizweit zuzulassen und Verlustgrenzen für Härtefälle zu senken. Anstatt die Einreisebestimmungen in schädlicher Form zu verschärfen, sein zudem flächendeckende Tests zu ermöglichen und Gästen sowie Mitarbeitenden zugänglich zu machen, fordert HotellerieSuisse

«Wenn die Hotellerie weiterhin ihre wichtige Funktionen in der Schaffung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen für ganze Regionen wahrnehmen soll, braucht es jetzt branchenspezifische Unterstützung», sagt Andreas Züllig, Präsident von HotellerieSuisse. Die Einschränkungen aufgrund der laufenden Verschärfungen verursachen eine schwere Beeinträchtigung der touristischen Wertschöpfungskette. Mitten in der Winter-Hochsaison der Berggebiete muss der Beherbergungssektor massive Einbußen in Kauf nehmen. «Gleichzeitig ist die Lage in den städtischen Gebieten aufgrund fehlender internationaler Gäste und Geschäftstouristen bereits seit Monaten prekär», sagt Conrad Meier, Präsident von HotellerieSuisse Luzern. Aufgrund kleiner Margen und Reserven können für Hotelbetriebe bereits Einbußen von 30 Prozent existenzbedrohend sein.

Härtefallregelung zugunsten der Hotellerie verbessern

Die systematische Schlechterstellung der Beherbergungsbranche innerhalb der Härtefallregelung müsse jetzt behoben werden. Ansonsten sei es für viele Betriebe zu spät. HotellerieSuisse fordert deshalb, dass die Verlustgrenze für Härtefälle in der Hotellerie von 40 auf 30 Prozent gesenkt werden. Zudem sollten die Härtefallbeiträge für die Hotellerie von 20 auf 30 Prozent des durchschnittlichen Jahresumsatzes 2018 und 2019 erhöht werden. Die aktuell vorgesehenen Beträge sein unzureichend und würden Betrieben nur für kurze Zeit helfen. Auch die Bundesmittel für Härtefälle sollten um 500 Millionen zugunsten der Hotellerie erhöht werden.

Spartenabrechnung für Hotelrestaurants schweizweit zulassen

Eine weitere Schlechterstellung zulasten der Hotellerie innerhalb der Härtefallhilfe resultiere aus der Gesamtbetrachtung eines Betriebs. Wenn ein Hotelunternehmen mit Restaurant die Verlustschwelle von 40 Prozent gesamthaft nicht erreiche, sei – je nach kantonaler Ausgestaltung – auch die Restaurationssparte von der Härtefallhilfe ausgeschlossen; selbst wenn im Bereich Food and Beverage ein Umsatzrückgang von über 40 Prozent resultiere. Dabei lasse die Verordnung eine Spartenabrechnung gemäß Artikel 2a explizit zu. Die Kantone würden diese Bestimmung jedoch teilweise sehr restriktiv anwenden, was zu einer systematischen Diskriminierung der Hotellerie führe. «HotellerieSuisse verlangt eine umgehende Korrektur, indem der Bund die Regelung in der ganzen Schweiz zwingend durchsetzt», sagt Züllig. Zudem sollten Hotelrestaurants auch von erleichterteten Anspruchskriterien bei Härtefällen profitieren. Weil viele Betriebe einen signifikanten Anteil des Umsatzes mit externen Gästen erwirtschaften, sein sie teilweise behördlich geschlossen.

Unterstützung für Beherbergung ungenügend

HotellerieSuisse fordert seit Monaten, dass die Unterstützung auch für die Hotellerie im Gleichschritt mit den Schutzmaßnahmen ausgebaut werden müsse. Im Vergleich zu anderen Branchen habe die Politik der Beherbergungswirtschaft nur unzureichend unter die Arme gegriffen.

Keine zusätzliche Verschärfung der Reisebestimmungen

«Weitere Verschärfungen bei Einreisebestimmungen oder Quarantäneregelungen lehnt HotellerieSuisse dezidiert ab», sagt Züllig. Eine Zwangsquarantäne von fünf Tagen bei der Einreise würde zu einem Totaleinbruch von Buchungen ausländischer Gäste führen. Ein solcher würde möglicherweise bis weit in die Sommersaison nachwirken. Sollten dennoch solche Mittel ergriffen werden, müssen finanzielle Unterstützungsmassnahmen im Gleichschritt ausgebaut werden. Denn ein verschärftes Grenzregime, wie es die Parteipräsidentinnen und Parteipräsidenten vorschlagen, hätte – gemäß aktuellen Schätzungen von HotellerieSuisse – im ersten Quartal 2021 zusätzliche Verluste in der Höhe von 200 bis 370 Millionen Franken zur Folge. «Diese Verluste müssten Bund und Kantone kompensieren», sagt Züllig.

Strategiewechsel beim Testen

HotellerieSuisse fordert schon lange parallel zur aufgebauten Impfkampagne einen massiven Ausbau der Testkapazitäten. Damit könnten kontrollierte Öffnungen ermöglicht werden, bis die Bevölkerung im In- und Ausland durchgeimpft ist, so der Verband. Um Übertragungsketten nachhaltig zu unterbrechen, müssten zwingend flächendeckende und wiederholte Tests ermöglicht werden. Gäste und Mitarbeitende sollen sich unkompliziert und kostenlos in der Schweiz testen lassen können – auch ohne Symptome. Dabei dürfe der Tourismus und das Gastgewerbe bei der Kostenfrage nicht gegenüber anderen personenbezogenen Branchen benachteiligt werden. Jede Investition in Testen, Impfen und Contact-Tracing sei günstiger als Verlängerungen der massiven Einschränkungen oder Lockdowns. Parallel muss der Bund einen Weg aus dem Lockdown skizzieren, um den Unternehmen Planungssicherheit zu geben.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Bundesminister Cem Özdemir traf sich mit Repräsentanten der Gemeinschaftsgastronomie im Dehoga, um den Austausch zu den praxisrelevanten Herausforderungen bei der Realisierung der Ziele der Ernährungsstrategie der Bundesregierung zu intensivieren.

Nach ihrer Einigung im Haushaltsstreit gaben sich die Ampel-Spitzen zunächst ziemlich zugeknöpft. Jetzt gibt es erstmals eine Liste ihrer Beschlüsse. Doch Änderungen sind nicht ausgeschlossen.

Bei der Deutschen Bahn drohen im kommenden Jahr mehrtägige Streiks mit Tausenden Zugausfällen. Die Mitglieder der Lokführergewerkschaft GDL haben per Urabstimmung den Weg für unbefristete Arbeitskämpfe freigemacht, wie GDL-Chef Claus Weselsky am Dienstag mitteilte.

In den Tarifverhandlungen der Brandenburger Hotels und Gaststätten haben sich die Parteien schnell auf einen Lohnzuwachs für die Beschäftigten geeinigt. Doch der Dehoga rechnet im kommenden Jahr mit zahlreichen Pleiten.

Auf den 184 Seiten des schwarz-roten Koalitionsvertrages bekennt sich die neue Landesregierung in Hessen zur Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Tourismus. Dies gebe den hessischen Betrieben wieder etwas mehr Zuversicht, kommentiert der Dehoga.

Sie liefern Essen und Lebensmittel, Pakete oder fahren Menschen durch die Stadt: Aber wann sind Mitarbeiter von Onlineplattformen noch selbstständig und wann Angestellte? Darüber gibt es oft Streit. Ein neues EU-Gesetz könnte Millionen betreffen und mehr Klarheit bringen.

Nach tagelangen Verhandlungen haben die Spitzen der Ampel-Koalition eine Einigung über den Bundeshaushalt für 2024 erzielt. Vieles wird teurer werden, mancher Zuschuss des Staates gekürzt oder gestrichen. Die reduzierte Gastro-Mehrwertsteuer fand keine Erwähnung und dürfte damit Ende des Jahres Geschichte sein.

Die Spitzen der Ampel-Koalition streben offenbar eine Kerosinsteuer für innerdeutsche Flüge an. Die Luftverkehrswirtschaft zeigte sich wenig begeistert davon: Die staatlichen Standortkosten seien bereits jetzt die höchsten im europäischen Vergleich.

Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU sollen die Ursprungsländer eines Honigs nach dem Willen des Europaparlaments künftig auf dem Etikett nachlesen können. Für ein Verbot von irreführenden Aufschriften auf Fruchtsäften gab es hingegen keine Mehrheit.

Im Tarifstreit bei der Deutschen Bahn hält die Lokführergewerkschaft GDL ihre Streikdrohung aufrecht. «Ab dem 8. Januar sollte man mit längeren Arbeitskämpfen rechnen», sagte der Vorsitzende Claus Weselsky der «Augsburger Allgemeinen».