Spargelsaison beginnt - «Spargel gibt’s für jeden Geldbeutel»

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Begonnen hat die Spargelernte auf dem Bohrerhof bei Hartheim am Rhein (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) ganz normal. Seit Freitag ziehen Erntehelfer dort das Gemüse aus dem Boden - weder außergewöhnlich früh noch spät. Auch Spargelfans müssen nach Einschätzung von Gemüsebaugärtner Sebastian Bohrer nicht mit exorbitanten Änderungen rechnen. Zwar verzeichne er in seinem Betrieb Preissteigerungen auf allen Ebenen, sagt aber: «Spargel gibt’s für jeden Geldbeutel.»

Auch auf anderen Feldern in Baden, aber auch in Teilen Württembergs wird seit einigen Tagen das Edelgemüse gestochen. «Trotz Inflation bleibt der Spargelpreis für die Verbraucher stabil und bewegt sich auf Vorjahresniveau», sagte Ariane Amstutz vom Landesbauernverband. Konkrete Angaben machte sie nicht. Badischer Spargel der Handelsklasse I war zuletzt in einigen Supermärkten für knapp unter 25 Euro je Kilogramm erhältlich.

Bohrer vermarktet seinen Spargel über eine Supermarkt-Regionalgesellschaft, verkauft ihn im eigenen Hofladen, und er kommt im zum Hof gehörenden Hotelrestaurant auf den Tisch. Für die Spargelernte beschäftigt Bohrer rund 120 Erntehelfer vorwiegend aus Rumänien. Die Anbaufläche von 70 Hektar hat er im Vergleich zum Vorjahr um fünf Hektar verkleinert. Als Grund nennt er unter anderem die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns.

In Baden-Württemberg wird Spargel hauptsächlich in der südlichen Rheinebene rund um Freiburg und in Nordbaden zwischen Baden-Baden und Mannheim auf einer Fläche von rund 2500 Hektar angebaut. Die Anbaufläche war in der Vergangenheit geschrumpft. Ein Sprecher des Agrarministeriums sagte kürzlich: «Es wird davon ausgegangen, dass sich die Reduzierung der Fläche noch bis zu einem gewissen Grad fortsetzen und dann zu einer Stabilisierung führen wird.» Abzuwarten bleibe, inwiefern der Rückgang der Produktion durch Importe ausgeglichen werde.

Auch die Zahl der Betriebe geht seit Jahren zurück. Waren es 2014 noch 314 Unternehmen, waren es 2022 noch 258, wie der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer berichtete. Im vergangenen Jahr wurden seinen Angaben zufolge 9591,5 Tonnen Spargel im Südwesten geerntet. Dem Statistischen Landesamt zufolge sank die Ernte um 11,1 Prozent.

Ob die diesjährige Saison Spargelbauer Bohrer glücklich macht, hängt von den kommenden Wochen ab. «Ich wünsche mir sonniges Frühlingswetter mit 15 bis 20 Grad», sagt er. Bisher scheint es gut anzulaufen. Mancherorts würden schon 200 bis 250 Kilo pro Hektar am Tag aus der Erde geholt, berichtet Simon Schumacher vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer. Grund seien die günstigen Wetterbedingungen mit ausreichend Niederschlägen sowie Sonne und milde Temperaturen fürs Wachstum. Wäre es noch sonniger und milder, wäre noch mehr Spargel auf dem Markt - vermutlich zu viel für die Verbraucherinnen und Verbraucher, sagt Schumacher. Die Menschen müssten in Frühlingsstimmung sein, damit der Spargel in den Super- und auf den Wochenmärkten großen Absatz finde.

Spargel wächst im Südwesten vor allem unter Folien oder unter Tunneln, in kleinen Mengen auch auf beheizten Feldern. Scheint die Sonne auf die Folie, heizt sich die Luft in den Tunneln auf bis zu 50 Grad auf und erwärmt die Erde auf derzeit gut 15 Grad, wie Verbandssprecher Schumacher erläutert. Ab 18 Grad Erdtemperatur wachse der Spargel aus extra angelegten Dämmen besonders gut. Das Gemüse gedeiht in sandigen, leichten Böden und braucht sonnige Standorte.

Auf dem Bohrerhof werden derzeit die Stangen aus den mit sogenannter Verfrühungsfolie mehrfach bedeckten Anlagen geholt. Verfrühungsfolie ist transparent, soll Sonnenwärme sammeln, dem Gemüse besonders einheizen und eine zeitige Ernte ermöglichen. «Die verfrühten Anlagen bilden nur einen kleinen Teil der Gesamtfläche», sagt Bohrer. Damit lasse sich die Erntesaison ein wenig in die Länge ziehen. Im Restaurant schwörten die Gäste auf die Klassiker: Spargel mit Schinken und Sauce Hollandaise oder Spargel zu Wiener Schnitzel. (dpa)


 

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