Anders als vielfach behauptet, war die Pandemie kein Treiber der Digitalisierung im Gastgewerbe. Dem Umsatzrückgang aufgrund von Lockdown und Reiseverbote begegneten viele Restaurants, Cafés, Bars und Hotels zwar mit digitalen Geschäftsmodellen, der Grad der Digitalisierung blieb jedoch auf gleichem Niveau wie im Vorjahr.
Der Indexwert der Branche liegt weiterhin bei 57 von 100 möglichen Punkten. Zu diesem Ergebnis kommt der Branchenbericht Gastgewerbe der repräsentativen Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand 2021/2022“. Die Telekom und das Analystenhaus techconsult führten die Befragung bereits zum sechsten Mal durch. Zu Beginn der Pandemie in Europa im März 2020 war der Index zunächst um drei Punkte gestiegen, verharrt seitdem jedoch auf gleichem Niveau.
2021 berichteten 60 Prozent der Firmen, dass ihr Umsatz zurückging – durchschnittlich um 43 Prozent. "Im Vergleich zum sektorübergreifenden Durchschnitt litt das Gastgewerbe besonders stark unter der Pandemie. 42 Prozent der befragten Unternehmen mussten sogar ihre Stellen reduzieren“, sagt Thomas Spreitzer. Er ist Verantwortlicher für den Geschäftskundenvertrieb bei der Telekom Deutschland. "Viele dieser Unternehmen haben an den digitalen Lösungen des vergangenen Jahres festgehalten – beispielsweise den digitalen Kassensystemen, um kontaktloses Bezahlen zu ermöglichen oder auch die Take-away-Optionen durch neue, optimierte Websites.“
Gastgewerbe zählt auf digitale Lösungen
Digitale Technologien ermöglichten den Betrieben, schon im ersten Pandemiejahr, mit ihren Kunden in Kontakt zu bleiben. Deshalb nutzten viele Firmen etablierte Lösungen 2021 weiter. Für 70 Prozent gehören digitale Produkte und Geschäftsmodelle zur schrittweisen Erweiterung ihres Angebots. Im Einsatz sind vor allem Gäste-WLAN (57 Prozent) und Online-Reservierungs- und Buchungssysteme (48 Prozent). Daneben bieten 21 Prozent der Hotellerie-Betriebe ihren Kunden Tools zum selbständigen Ein- und Auschecken an.
Ebenfalls bereits von mehr als einem Drittel angeboten: Online-Medien und -Games für Gäste während des Hotelaufenthalts. In der Gastronomie sind besonders digitale Speisekarten im Trend (32 Prozent). Eine weitere Entwicklung: Die Mehrheit des Gastgewerbes (54 Prozent) interessiert sich für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI). Zum Beispiel, damit die KI-Sprachassistenz registriert, welche Gerichte der Gast auf sein Zimmer gebracht haben möchte.