Der europäische Tourismussektor zeigte sich im Sommer 2025 insgesamt widerstandsfähig und verzeichnete steigende Besucherzahlen sowie Ausgaben. Im Gegensatz zum allgemeinen Trend erlebte Deutschland jedoch einen leichten Rückgang bei den internationalen Ankünften. Ursächlich hierfür waren primär statistische Vergleichseffekte und andauernde Kapazitätsengpässe im Flugverkehr, so der European Travel Commission’s latest quarterly report.
Vergleichseffekt nach der Euro 2024 bremst Ankunftszahlen
Die internationalen Ankünfte in Deutschland sanken im Jahresvergleich um 2 Prozent. Kumuliert bis in den September 2025 betrug das Wachstum der Ankünfte im Vergleich zum Vorjahr minus 1,7 Prozent.
Ein wesentlicher Grund für diesen Rückgang ist der Mangel eines vergleichbaren Großereignisses wie die UEFA EURO 2024, die im Juni und Juli 2024 in Deutschland stattfand. Im Juni 2025 führte dieser Vergleich zu einem Rückgang der Ankünfte von 12,0 Prozent.
Neben dem sogenannten „Euro-Effekt“ bleibt die langsame Erholung der Flugkapazität, insbesondere bei Billigfluggesellschaften, ein Hemmnis für die internationale Nachfrage. Trotz der rückläufigen Besucherzahlen stiegen die touristischen Gesamtausgaben in Deutschland im Jahresverlauf leicht um 0,1 Prozent im Vergleich zu 2024.
Deutliche Sparsamkeit bei deutschen Auslandsreisen
Deutsche Touristen verlagern ihre Reisegewohnheiten zunehmend. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei Auslandsreisen ist im dritten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum weiter gesunken. Dies deutet auf einen Trend zu kürzeren, aber häufigeren Reisen innerhalb Europas hin.
Die gestreckten Realeinkommen infolge der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben dazu geführt, dass deutsche Reisende verstärkt nach „Value-for-money“-Destinationen suchen, um die Ausgaben pro Reise zu senken.
Günstigere Reiseziele verzeichnen starke Zuwächse: Die Ankünfte deutscher Touristen stiegen in Bulgarien um 11,6 Prozent und in Estland um 13,2 Prozent.
Teurere Märkte verlieren an Attraktivität: Spanien verzeichnete einen Rückgang der Übernachtungen deutscher Gäste um 4,2 Prozent. Dies ist primär auf mangelnde Kostenwettbewerbsfähigkeit zurückzuführen, während auch Hitzewellen eine Rolle gespielt haben könnten.
Für deutsche Reisende hat das Sparen von Geld eine höhere Priorität bei der Wahl alternativer Reisezeiten als das Vermeiden von Menschenmassen oder extremer Hitze.
Europas Tourismus: Mehr Ausgaben und digitale Planung
Während Deutschland statistische Rückgänge verzeichnete, setzte sich der Wachstumstrend in Europa fort. Die internationalen Ankünfte stiegen europaweit um 3,0 Prozent. Die Ausgaben der Reisenden sollen 2025 sogar um 9,9 Prozent zunehmen.
Südliche Mittelmeer-Destinationen wie Malta (+12 Prozent) und Zypern (+10 Prozent) verzeichneten weiterhin starke Zuwächse. Auch Nordeuropa, etwa Norwegen (+14 Prozent), zog Besucher an, die kühlere Temperaturen und Naturerlebnisse suchten.
Die Anpassung an höhere Kosten und extreme Hitze prägt die Planung. 28 Prozent der Reisenden aus Schlüsselmärkten planen, ihre Reisen in andere Monate zu verlagern, um Menschenmassen zu meiden, Geld zu sparen und der extremen Hitze zu entkommen.
Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) als Planungswerkzeug hat sich fast verdoppelt und liegt nun bei 18 Prozent der Reisenden (im Vergleich zu 10 Prozent in Q3 2024). KI wird genutzt, um bessere Angebote zu finden und Reisen abseits der Hochsaison zu planen.
Ausblick bleibt positiv
Die European Travel Commission sieht die positive Entwicklung in Europa bestätigt. ETC-Präsident Miguel Sanz betonte:
"This summer once again confirmed a strong appetite for travel to and within Europe, even amid higher costs and shifting conditions. Travellers are becoming more selective, seeking value, comfort, and authenticity while using new tools like AI to plan smarter journeys. The continued recovery from Asia and stable demand from the United States highlight Europe’s enduring global appeal. Our priority now is to help destinations harness these trends to promote year-round travel, longer stays, and greater shared value for communities and visitors alike."
Für 2026 prognostiziert der Bericht einen Anstieg der internationalen Ankünfte in Europa um 6,8 Prozent, angetrieben durch die weitere Erholung der Fernmärkte.













