Ausflügler weichen auf andere Aktivitäten aus

| Tourismus Tourismus

Die Menschen in Deutschland haben in Zeiten der Lockdown-Phasen gezwungenermaßen auf viele Tagesausflüge verzichtet. 2020 haben die Deutschen rund 19 Prozent weniger Tagesreisen unternommen als in einem Normaljahr. Die Zahlen des dwif-Monitors verdeutlichen aber auch: Tagesreisen waren nie auf dem Nullpunkt und mit ersten Lockerungen zeigt sich eine schnelle Regeneration. Das Aktivitätenspektrum hat sich jedoch erheblich verändert.

Rückgang der Tagesreisen der Deutschen im Jahr 2020: 19 Prozent

Die Corona-Krise hat den Tourismus phasenweise fast komplett zum Erliegen gebracht. Neben den Übernachtungsreisen betrifft dies auch den Tagestourismus – ein milliardenschweres Standbein im Deutschlandtourismus, das für eine kontinuierliche Auslastung vieler Tourismus- & Freizeitbetriebe über das gesamte Jahr hinweg sorgt. Die aktuellen Zahlen des dwif-Tagesreisenmonitor wurden im Rahmen des Updates des dwif-Corona-Kompass vorgestellt.

Das Tagesreisen-EKG zeigt einen deutlichen Rückgang der privaten Tagesreiseaktivitäten während der ersten Lockdown-Phase zwischen KW 12/2020 und KW 19/2020 im Vergleich zu den Vorjahren – zu Beginn der Einschränkungen sogar um bis zu 67 Prozent.

Nach den (ersten) Lockerungen verzeichnete der privat motivierte Tagestourismus bereits ab KW 19/2020 bzw. ab KW 21/2020 einen kontinuierlichen Anstieg, so dass ab KW 25/2020, also ab Ende Juni, das Niveau eines Normaljahres erreicht wurde. Im Sommer wurden die Werte der vergangenen Jahre sogar (deutlich) übertroffen (KW 32/2020 und KW 33/2020). Neben der generellen „Ausflugs-Lust“ nach den Einschränkungen im Frühjahr/Frühsommer haben sicherlich auch die Sommerferien und die damit verbundenen zusätzlichen Tagesreiseaktivitäten „daheimgebliebener Urlauber*innen“ zu dieser Entwicklung beigetragen.

Bereits Mitte Oktober (KW 42/2020) zeigt sich jedoch wieder eine erste Reduktion der Tagesreisen-Aktivitäten (bedingt durch Unsicherheiten in der deutschen Bevölkerung aufgrund der Diskussion um deutsche Risikogebiete, der Ankündigung eines 2. Lockdowns etc.). Dieser Trend setze sich über den Herbst bis in den zweiten Lockdown fort (KW 51/2020), in dem zeitweise wieder Verluste von über 50 Prozent des gewöhnlichen Tagesreisevolumens zu erkennen sind.

Tagesausflügler weichen auf andere Aktivitäten aus

Wie bereits im ersten Lockdown haben sich auch im November/Dezember 2020 die privaten Tagesreiseaktivitäten der Deutschen deutlich reduziert – ein völliger Stillstand ist jedoch auch in dieser Phase nicht eingetreten. Die prozentualen Rückgänge waren trotz kalter Jahreszeit sogar etwas weniger stark ausgeprägt als noch im Frühjahr. Bedingt durch allgemeine Einschränkungen wie Mengenbegrenzungen, Schließungen von Attraktionen/Sehenswürdigkeiten und gastronomischen Einrichtungen oder Veranstaltungs-Absagen lassen sich jedoch (zwangsweise) Veränderungen bei den Aktivitäten erkennen.

Vor allem in den beiden Lockdown-Phasen erfuhren die verschiedenen Tagesreise-Aktivitäten eine gegensätzliche Entwicklung im Hinblick auf ihre Anteilswerte am Gesamtvolumen. D. h. Outdoor-Aktivitäten wie Wandern/Radfahren, der Besuch von Naturattraktionen sowie Erholungs-/Spazierfahrten boten speziell in den Lockdown-Zeiten häufig die einzige Möglichkeit für Ausflüge und konnten Anteilszugewinne am Gesamtvolumen verzeichnen. Auch in der ersten Re-Start-Phase zeigten sich diese Aktivitäten noch überdurchschnittlich stark, bevor sie sich im Sommer teilweise wieder Richtung Normalniveau entwickelten.

Andere, für gewöhnlich wichtige Tagesausflugs-Aktivitäten, wie z. B. der Besuch von Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten oder Restaurants/Cafés wurden in diesen Phasen aufgrund der Beschränkungen hingegen kaum unternommen und weisen somit einen deutlich geringeren Anteil an allen durchgeführten Tagesausflügen auf. Während Sehenswürdigkeiten und vor allem Gastronomiebesuche durch eine schnellere Regeneration gekennzeichnet waren und im (Früh)Sommer bereits wieder Normalniveau erreichten, zeigen sich die veranstaltungsbezogenen Tagesausflüge auch nach dem Re-Start noch über Monate hinweg weit unterdurchschnittlich (durch Beschränkungen, Vorlauf für Planungen etc.).

Der Besuch von Verwandten- und Bekannten weist 2020 (abgesehen vom ersten Lockdown) relativ „normale“ Anteilswerte auf. In der zweiten Lockdown-Phase gewann dieses Motiv u. a. aufgrund fehlender Alternativen (allg. Beschränkungen, Witterungsverhältnisse) bei den stattfindenden Tagesreisen deutlich an Bedeutung – und das auf bereits hohem Niveau. Die aus epidemiologischer Sicht wünschenswerte Einschränkung der persönlichen Kontakte spiegelt sich im Tagesreiseausflugsverhalten der Deutschen somit nur bedingt wider.

Trotz der erfreulichen Nachricht einer schnellen Regenerationsgeschwindigkeit der Tagesreisen und damit verbundenen Rückgängen von „nur“ 19 Prozent im Jahr 2020, darf nicht vernachlässigt werden, dass sich auch in den Re-Start-Phasen eine Verlagerung auf „naturnahe Aktivitäten“ zeigt und einzelne Bereiche wie Freizeitwirtschaft oder Veranstaltungswesen durch die Auswirkungen der Corona-Krise weiterhin hart getroffen sind.

Und auch die Ausgaben der Tagesreisenden haben sich durch die veränderten Tagesausflugsaktivitäten reduziert. Viele Ausgaben z. B. in Einzelhandel, Gastronomie oder Freizeiteinrichtungen konnten aufgrund der Einschränkungen schlichtweg nicht getätigt werden. Die Reduzierung der Wertschöpfung aus dem Tagestourismus wird die Branche somit sicherlich noch deutlich stärker treffen als die bloße Volumenreduktion.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine Datenanalyse von HolidayCheck beleuchtet die Reisepräferenzen der sogenannten Silver Traveller. Die über 50-Jährigen sichern sich ihren Urlaub deutlich länger im Voraus, verreisen ausgedehnter und nutzen ihre zeitliche Flexibilität für antizyklische Buchungen.

Eine aktuelle Analyse von Google-Bewertungen zeigt auf, welche Flughäfen weltweit bei Passagieren in puncto Servicequalität, Komfort und Erlebnis besonders gut abschneiden. An der Spitze des Rankings positioniert sich der Singapore Changi Airport.

Fregate Island auf den Seychellen, eine privat geführte Insel, plant die Wiederaufnahme des Betriebs für den Herbst 2026. Dem Re-Launch ging ein grundlegender Neubau der Poolvillen, Anwesen und der gesamten Infrastruktur voraus. Die Betreiber zählen sich selbst zur Ultra-Luxushotellerie.

Der Reiseveranstalter TUI hat Reisen in das Renaissance Cairo Mirage City Hotel in Ägypten aus dem Programm genommen, nachdem bekannt wurde, dass über 150 aus Israel freigelassene palästinensische Ex-Häftlinge dort untergebracht waren. Auch die Lufthansa hat reagiert und ihre Flug-Crews vorsorglich in andere Unterkünfte verlegt.

Angebote für Verbände und Unternehmen sollen die Tourismusbranche in Rheinland-Pfalz nach vorn bringen. Die nun vorgestellte Tourismusstrategie sieht insgesamt sechs zentrale Handlungsfelder vor.

Die Schweizer Skigebiete Crans-Montana und Andermatt-Sedrun gehören Amerikanern, aber Flims, Laax und Falera verhindern nur mit viel Geld eine Übernahme aus dem Ausland.

Aus Sorge vor einer ausländischen Übernahme der lokalen Ski-Infrastruktur, haben die drei Wintersportgemeinden Flims, Laax und Falera im Kanton Graubünden den Kauf der Anlagen der Weissen Arena Bergbahnen AG beschlossen. Mit einem Gesamtvolumen von 94,5 Millionen Franken sichern die Gemeinden die touristischen Anlagen.

Schon länger wehren sich Gegner gegen das touristische Großprojekt Bernstein-Resort bei Ribnitz-Damgarten. Nun hat ein Gericht notwendige Arbeiten vorläufig gestoppt - wegen Fledermäusen.

Der Europa-Park im südbadischen Rust will dem Weltraum einen eigenen großen Themen-Bereich widmen. Eine Hauptattraktion wird die Achterbahn Euro-Mir sein, die abgebaut und mit neuer Technik komplett neu errichtet werden soll.

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband unterstützt die Initiative zur Olympiabewerbung Münchens. Der Verband sieht darin langfristige Chancen für die bayerische Hauptstadt, die Betriebe der Branche sowie deren Gäste in ganz Bayern.