«Breitband an jeder Milchkanne» soll an der Nordsee Tourismus fördern

| Tourismus Tourismus

Statt die Nordseeküste als Rückzugsort zur digitalen Entgiftung anzupreisen, setzen Tourismusexperten in Niedersachsen auf schnelleres Internet und besseren Handyempfang. «Wir brauchen Breitband an jeder Milchkanne», sagte der Vorstand des Tourismusverbands Nordsee, Sven Ambrosy. Er forderte beim Nordsee Tourismustag am Dienstag in Wilhelmshaven außerdem besseren Mobilfunk zwischen Cuxhaven bis an die Grenze zu den Niederlanden. «In den Niederlanden haben Sie beispielsweise nie Probleme, wenn Sie auch am Strand LTE-Standard brauchen.»

Digital Detox und Entschleunigung sind zu Schlagworten im durchdigitalisierten Alltag geworden - könnten sie dank schlechter Erreichbarkeit nicht zu Standortvorteilen beim Tourismus werden? «Es gibt auch Kunden - ich gehöre zum Beispiel dazu - ich bin froh, wenn ich dann mal nicht erreichbar bin. Aber das sind Einzelfälle», sagte Ambrosy. «Ganz ehrlich, da brauche ich kein Funkloch, da mache ich einfach das Ding aus.» Die Urlauber wollten im Gegenteil gutes Internet, um am Strand schon das Abendprogramm zusammenzustellen oder um Fotos an Verwandte zu schicken und über soziale Medien zu teilen.

"Personalmangel an jeder sich denkbaren Stelle"

Armin Kanning, Aufsichtsratsvorsitzender des Küstenortzusammenschlusses Die Nordsee, merkte an, dass auf den Campingplätzen im Wangerland auch Gäste seien, die arbeiten müssten und Internet bräuchten: «Wir arbeiten an WLAN an den Stränden.» Außerdem gelte es, Menschen für die Tourismusbetriebe in die Region zu locken: «Ich sage ganz bewusst Arbeitskräfte - wir reden also nicht mehr allein nur von Fachkräften, sondern wir haben Mangel an jeder sich denkbaren Stelle, sei es bei der Reinigung oder dem Mann, der meine Campingplätze mäht», so Kanning.

An der gesamten niedersächsischen Nordsee gibt es laut Ambrosy,  alle Betten zusammengezählt, um die 27 Millionen Übernachtungen pro Jahr. «Tourismus  ist ein Wirtschaftszweig und braucht Infrastruktur wie jeder andere Wirtschaftszweig auch.» Selbst wenn der einzelne Urlauber oder eine signifikante Gruppe für sich entscheide, «ich brauche das nicht, dann braucht es aber der Anbieter für Buchungen und was Kundenkontakt angeht.»

Vorbild Oberbayern

Als Vorbild in Sachen Digitalisierung galt an diesem Tag Oberbayern. Dort wurden 17 sogenannte eCoaches ausgebildet, die nun Kleinvermieter beraten. Ein erster Schritt sei, die Vermieter von Telefon und Kalender weg und hin zu Onlinebuchungen zu bringen, sagte Coach Holger Lortz, der in der Region Bad Tölz seit rund einem Jahr berät. «Wir haben die Zahl der online buchbaren Betriebe verdoppelt.» Projektleiterin Anja Reinhardt erklärte, statt Influencer und Blogger zu bezahlen, könnte Gästen etwas geboten werden, damit sie die entsprechenden Kanäle von selbst mit Fotos füllten.

«Da gibt es schon Hotspots», sagte Ambrosy mit Blick auf die Nordseeküste. «Der Otto-Leuchtturm in Pilsum ist so einer. Das Schloss in Jever ist ein Punkt, der bei Instagram oder Facebook als Symbolbild natürlich immer gepostet wird.» Allerdings gebe es nicht solche Auswüchse wie an anderen Orten der Welt, die Touristen auf der Suche nach dem besten Bild überrennen. «Gott sei Dank. Unser Tourismus lebt vom Weltnaturerbe und von der Schönheit der Landschaft und auch von der Güte und Qualität der Natur.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Man tippt wenige Sätze und bekommt in Sekunden personalisierte Urlaubspläne: Künstliche Intelligenz hält auch beim Reisen immer mehr Einzug. Was heißt das für Portale und Reisebüros?

Das Verfahren zur Einreise von Staatsangehörigen aus dem Visa-Waiver-Programm (VWP) in die Vereinigten Staaten könnte sich grundlegend ändern. Die Pläne sehen unter anderem die verpflichtende Angabe der Social-Media-Historie der letzten fünf Jahre vor.

Die Tui Group vermeldet ein Rekordergebnis für das Geschäftsjahr 2025 und stellt eine neue Strategie zur Kapitalausschüttung vor, gestützt auf ein starkes Wachstum in den Segmenten der Urlaubserlebnisse und eine reduzierte Nettoverschuldung.

Das neue Urlaubsresort Caravanserei im Norden Berlins vereint einen Campingplatz mit 150 Stellplätzen und ein Hotel mit 30 Mini-Häusern. Das Konzept setzt auf Komfort, regionale Gastronomie und eine eigene Biogasanlage zur Energieversorgung.

Der Trend des sogenannten „Astrotravel“ gewinnt laut einer Umfrage an Popularität. Passend dazu hat das Reiseportal Urlaubsguru in Zusammenarbeit mit der Astrologin Denise Vanessa Riemer das „Reisehoroskop 2026“ veröffentlicht.

Der neue Fahrplan 2026 der Deutschen Bahn bringt eine Ausweitung des ICE-Halbstundentakts, neue Sprinter-Verbindungen und den ersten barrierefreien Hochgeschwindigkeitszug. Bei der Zuverlässigkeit gibt es aber weiterhin große Herausforderungen.

Ein Blick auf die Altersstruktur und das Reiseverhalten in Deutschland: Experten der Hochschule München zeigen, dass die finanzstarke Boomer-Generation die Klimabilanz des Landes beeinflussen könnte.

Jumeirah steigt mit der Segel-Superyacht „Maltese Falcon“ in das Segment der Luxusyachten ein. Die Yacht wird Teil der Jumeirah Privé Kollektion und soll saisonal Routen im Mittelmeer und der Karibik befahren.

Eine Analyse des Ferienhaus-Portals Holidu zeigt erhebliche Preisunterschiede im Dezember 2025. Das Ranking der günstigsten Destinationen wird von Deutschland dominiert, die teuersten Reiseziele liegen in Finnland und Österreich.

Die Global Hotel Alliance (GHA) hat Einblicke in die erwartete Entwicklung des Reisemarktes für das Jahr 2026 veröffentlicht. Die Umfrageergebnisse deuten auf einen signifikanten Wandel hin zu bewussterem und persönlicherem Reisen.