Erich Sixt übergibt Chefposten bei Autovermietung an seine Söhne

| Tourismus Tourismus

Generationswechsel an der Spitze von Deutschlands größtem Autovermieter: Eine Woche vor seinem 77. Geburtstag übergibt Vorstandschef Erich Sixt am Mittwoch das Steuer an seine beiden Söhne Alexander und Konstantin. Als Duo wollen sie den Familienkonzern in vierter Generation weiter digitalisieren und zum profitabelsten Autovermieter der Welt machen.

Bei einer virtuellen Hauptversammlung muss der Führungswechsel gezwungenermaßen nüchtern ausfallen. In normalen Zeiten wäre Erich Sixt sicher gefeiert worden. «Er hat das Unternehmen verkörpert. Er hat es groß gemacht und dabei auch die kleinen Aktionäre nicht vergessen», sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Aktionäre hatten mit ihm einmal eine «Ode an die Freude über die Dividende» gesungen. Sein Spott über Konkurrenten und Politiker, seine Vorschläge für neue Werbung wie Angela Merkels Sturmfrisur im Cabrio sorgten stets für Unterhaltung.

Ein halbes Jahrhundert lang stand Erich Sixt an der Spitze. Als 25-Jähriger hatte er 1969 die Taxi- und Vermietfirma seines erkrankten Vaters mit 200 Fahrzeugen übernommen und zu einem börsennotierten Konzern gemacht, der immer schwarze Zahlen schrieb. Sogar im Krisenjahr 2020, als der Umsatz von 2,5 auf 1,5 Milliarden Euro einbrach, stand unter dem Strich noch ein kleiner Gewinn von 2 Millionen Euro, während Konkurrent Hertz Insolvenz anmeldete und Avis und Europcar über 500 Millionen Euro Verlust machten.

Die beiden Söhne übernehmen das Steuer mitten in der Corona-Krise. Sixt ist mit roten Zahlen ins Jahr gestartet. An den Flughäfen fehlen die Geschäftsreisenden. In den Urlaubsregionen steigt jetzt die Nachfrage nach Mietwagen - aber die Vermieter können ihre Flotten nicht schnell genug wieder aufstocken, weil die Autohersteller mangels Chips nicht genug liefern können. Die Folge sind enorme Preissteigerungen. Sixt kassiert, was der Markt hergibt. Die Kurzarbeit soll Ende Juni zurückgefahren werden. Eine Jahresprognose aber hat der Autovermieter noch nicht gewagt.

Für die Vorzugsaktionäre gibt es nach der Hauptversammlung 5 Cent Dividende je Anteil, für die Stammaktionäre nichts. Die Familie Sixt hält 58 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien.

Ab Donnerstag will Erich Sixt als Vorsitzender des Aufsichtsrats seinen Söhnen auf die Finger schauen. Er sei dann im «Teilzeit-Ruhestand», sagte er. Bergdolt sieht den direkten Wechsel vom Vorstands- zum Aufsichtsratschef mit einigen Bedenken. «Es ist nicht so einfach, das Steuer aus der Hand zu geben und nur noch überwachen zu dürfen. Und Dinge, die falsch gelaufen sind, nun als falsch zu benennen», sagte sie. Aber aufgrund seiner Lebensleistung «geh' ich davon aus, dass er es auch in Zukunft gut macht».

Der Fuhrpark- und der Finanzvorstand wurden gerade neu berufen, aber die Brüder Sixt als neues Führungsduo sind schon ein eingespieltes Team. Beide haben in London und Paris Betriebswirtschaft studiert und sind seit 2015 im Vorstand: der 42-jährige Alexander Sixt als Verantwortlicher für Strategie, Einkauf und Personal, sein 38-jähriger Bruder Konstantin als E-Commerce- und Vertriebschef.

Konstantin wird als der kreative Denker beschrieben, sein älterer Bruder als der Macher. Ein Führungstandem «ist nicht einfach», sagte Bergdolt. «Aber wenn sie sich gegenseitig anregen, befruchten und die besten Ideen sich durchsetzen, kann das positiv sein.»

Eine Revolution sei nicht geplant, betonten beide mehrfach. Wie ihr Vater setzen auch sie auf die USA als größte Hoffnung für künftiges Wachstum. Der Markt ist riesig, die Konkurrenz dort angeschlagen. In ein paar Jahren wollten sie in den USA eine Milliarde Dollar Umsatz erwirtschaften, kündigte Alexander Sixt in der «Welt am Sonntag» an. Außerdem treiben sie die Zusammenführung und digitale Vernetzung von klassischer Autovermietung, Car-Sharing und Auto-Abo voran. «Sie bringen neuen Schwung in das Unternehmen», sagte Erich Sixt.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

235 TVertreter der internationalen Reiseindustrie und 110 Medienvertreter aus 38 Ländern nehmen am 50. Germany Travel MartTM (GTM) der DZT in Chemnitz teil. Vom 21. Bis 23. April 2024 informieren sie sich beim GTM über die neuesten Trends, Entwicklungen und touristischen Produkte in Deutschland, lernen die Region kennen und verhandeln Geschäftsabschlüsse.

Als erste Stadt der Welt verlangt Venedig jetzt Eintritt: Wer ein paar Stunden zwischen Markusplatz und Rialtobrücke verbringen will, muss zahlen. Die Tourismusbranche beobachtet das genau.

Amsterdam will die Hälfte der anlegenden Flusskreuzfahrtschiffe streichen. Innerhalb von fünf Jahren solle die Zahl der Schiffe, die in der Stadt anlegen dürfen, halbiert werden. Die Stadt schätzt, dass dadurch pro Jahr rund 270 000 Touristen weniger die Stadt besuchen werden. 

 

Mehr als 11 Millionen verkaufte Tickets, von vielen als Tarifrevolution gefeiert: Das Deutschlandticket im Nah- und Regionalverkehr wird bald ein Jahr alt. Seit dem 1. Mai 2023 kann es bundesweit im Nah- und Regionalverkehr genutzt werden. Der monatliche Preis liegt in der Regel bei 49 Euro - aber wie lange noch?

Der Reisekonzern FTI wechselt den Besitzer und soll frisches Kapital bekommen. Das in der Corona-Krise in Bedrängnis geratene Unternehmen sieht darin die Grundlage für Wachstum.

Vom Flughafen Hahn hat Billigflieger Ryanair den deutschen Markt aufgerollt. Auch 25 Jahre später spielt der Hunsrück-Flughafen noch eine Rolle in der Strategie der Iren.

Tourismus ist für Spanien überlebenswichtig. Trotzdem wächst vielerorts im Lande der Verdruss gegenüber den stetig zunehmenden Besuchermassen. Betroffen ist nun auch eine einstige «Friedensoase».

Wer in diesem Jahr hierzulande ein Ferienhaus mietet, darf einer Umfrage zufolge mit weitgehend stabilen Preisen rechnen. Weniger als die Hälfte der Ferienhausvermieter erhöht einer Umfrage zufolge in diesem Jahr die Preise. 90 Prozent der Vermieter rechnen mit gleich vielen oder mehr Buchungen als im Vorjahr.

Bereits zum 20. Mal verleiht der Deutsche Tourismusverband den Preis an Projekte, die neue Ideen im Tourismus umsetzen und als Innovationsmotor gesehen werden. Der Fokus liegt auch in diesem Jahr auf Nachhaltigkeit.

Für viele beginnt mit der warmen Jahreszeit auch die Freizeitparksaison – doch wohin nur am besten? Um die Entscheidung zu erleichtern, hat das Online-Reiseportal kurz-mal-weg.de 92 Freizeitparks in Deutschland nach ihrer Social-Media-Beliebtheit bewertet.