Heiße Phase zur Rettung des Ferienfliegers Condor beginnt

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Beim Ferienflieger Condor hat sich die Schlagzahl für Manager und Mitarbeiter deutlich erhöht. «In den letzten Wochen haben wir so viele Entscheidungen getroffen wie in den ganzen 24 Monaten zuvor nicht», sagt Airline-Chef Ralf Teckentrup. Das Unternehmen kämpft seit der Pleite seiner Muttergesellschaft Thomas Cook (TC) am 23. September ums eigene Überleben, musste zunächst den Betrieb stabilisieren und nun die Voraussetzungen schaffen, dass sich neue Investoren für die in Deutschland populäre Fluggesellschaft finden.

Sogar die 58 Jets machen bei der Kraftanstrengung mit, erzählt der 61 Jahre alte Teckentrup im Scherz. «Ich glaube, unsere Flugzeuge haben eine Seele. Sie wissen, dass sie jetzt keine Defekte haben dürfen und halten sich daran.» Kein einziger Flug sei seit der Hiobsbotschaft aus London ausgefallen, noch dazu fliege man mit sehr guten Pünktlichkeitswerten. Den Ausfall des größten Kunden - die TC-Marken belegten rund 15 Prozent der Condorsitze - habe man nahezu vollständig kompensiert und zudem mit den verbliebenen Veranstaltern den kommenden Sommer ausverhandelt.

Der Druck auf Teckentrup und seine Truppe steigt dennoch täglich: Zum 1. Dezember wird aus dem vorläufigen Schutzschirm ein Hauptverfahren. Das Unternehmen ist damit vor dem Zugriff der britischen Insolvenzverwaltung geschützt und kann in Eigenverwaltung nach einer künftigen Lösung suchen. Entscheidungen müssen im Einvernehmen mit den Gläubigern und dem Sachwalter Lucas Flöther getroffen werden. Der in der Air-Berlin-Pleite gestählte Insolvenz-Experte lobt den Schutzschirm: «Das Verfahren ist dafür gedacht, wenn ein Unternehmen unverschuldet in eine Krise geraten ist. Daher passt das hier wie die Faust aufs Auge.»

Interessenten haben sich bereits zahlreich gemeldet, prüfen gerade im Datenraum die wirtschaftliche Verfassung des Übernahmeobjekts. In den nächsten Wochen sollen zunächst unverbindliche Angebote einlaufen, die dann «hoffentlich im Januar oder ein paar Tage später» zur Klarheit über die künftigen Eigentümerverhältnisse führen. Der staatliche Überbrückungskredit über 380 Millionen Euro muss auf jeden Fall zum 31. März 2020 samt Zinsen an die Staatsbank KfW zurückgezahlt werden.

Condor-Chef Teckentrup wirbt dafür, die Fluggesellschaft mit ihren rund 4900 Beschäftigten als Ganzes zu erhalten, verweist dafür auf die am Dienstag vorgelegten Zahlen zum operativen Gewinn von 57 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2018/2019 (30. September). Das laufende Verfahren biete weitere Möglichkeiten, die Kostensituation zu verbessern, indem das Unternehmen beispielsweise teure Mietverträge kündigt und neue Tarifverträge mit den Gewerkschaften schließt. Die Stückkosten könnten so um weitere 3 bis 4 Prozent gesenkt werden, verspricht Condors neuer Finanzchef Christoph Debus, der in den vergangenen Jahren die gesamten Thomas-Cook-Airlines geführt hatte.

Das letzte Wort haben allerdings die Gläubiger, die zu allererst auf einen möglichst hohen Verkaufserlös achten werden und sich weniger um den Erhalt der Arbeitsplätze oder die Einheit des Traditionsunternehmens kümmern müssen. Mögliche Investoren könnten zudem nur an Unternehmensteilen interessiert sein, die nur in Europa aktive Easyjet beispielsweise an der Kurzstrecke oder der Lufthansa-Konzern an der Langstrecke. Teckentrup räumt ein: «Wenn man auf die großen strategischen Investoren in Europa schaut, ist eine Filetierung der Condor ein nicht wegzudiskutierendes Szenario.» (dpa)


 

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