Trotz hoher Buchungszahlen blicken die Branchenvertreter von Hotellerie und Gastronomie mit Skepsis auf die Sommersaison. Wie die neuen Spartenobleute Georg Imlauer (Hotellerie) und Alois Rainer (Gastronomie) bei einer Pressekonferenz in Wien betonten, stünden die Betriebe aufgrund einer "Kostenlawine" unter massivem Druck. An den Preissteigerungen sei nicht die Branche schuld, sie sehe sich nicht als Treiber der Inflation.
Laut den Branchenvertretern sind die Erträge in den rund 55.800 Gastronomiebetrieben und 21.800 Hotels seit 2019 deutlich gesunken. Der größte Kostentreiber sind inzwischen die gestiegenen Lebensmittelpreise, die die hohen Energiekosten als Hauptfaktor abgelöst haben. Auch die Löhne seien seit 2019 deutlich über der Inflationsrate gestiegen.
"Wer behauptet, die Branche würde sich an den Gästen bereichern, verkennt die Realität", so eine Kernaussage, die sich in beiden Artikeln wiederfindet. Gastro-Obmann Rainer erklärt, dass "90 Prozent der Betriebe die Kosten nicht oder nur teilweise weitergeben können", während Hotelier Imlauer ergänzt: "Unsere Gewinnmargen schmelzen wie der Schnee im April."
Geändertes Konsumverhalten und Investitionsbedarf
Die schwierige Ertragslage erschwert dringend notwendige Investitionen, die aufgrund des veränderten Gästeverhaltens gebraucht werden. So beschreibt Rainer, dass die Gäste zwar ins Gasthaus kommen, aber weniger konsumieren: "Die Leute kommen zwar ins Gasthaus, konsumieren aber beispielsweise keinen Aperitif und statt einer Flasche Wein nur ein Glas; das Dessert wird vielleicht geteilt, ein Schnapserl zum Schluss spielt für Jüngere eher keine Rolle mehr." Auch das Trinkgeld fällt bei der Hälfte der Gäste geringer aus oder entfällt ganz.
In der Hotellerie sei das Interesse an Wellness- und Gesundheitsangeboten sowie Spezialisierungen, etwa auf Erwachsene oder Familien, gewachsen. Imlauer, der Hotels in Salzburg, Wien und der Steiermark betreibt, rät: "Beherbergt man beide Gruppen, sollte man schauen, dass sie sich nicht allzu sehr in die Quere kommen."
Forderungen an die Politik
Um die Situation zu verbessern, haben die beiden Branchenobleute erneut eine Reihe von Forderungen an die Politik formuliert. Dazu gehören ein Bürokratieabbau, die Mobilisierung des Arbeitsmarktes und die Attraktivierung von Arbeit für ältere Menschen. Zudem sollen die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Imlauer betont: "Die steigern die Kosten und drücken wahnsinnig auf die Erträge. Den Mitarbeitern soll auch mehr Netto vom Brutto bleiben."
Um das zu erreichen, schlagen die Branchenvertreter unter anderem eine Abgabenbefreiung für Trinkgeld vor. Außerdem fordern sie mehr Programme zur Erwachsenenausbildung im Tourismusbereich und eine praktikable Öffnung des Arbeitsmarktes für Fachkräfte aus Drittstaaten.
Die Hoffnung auf baldige Besserung ist gedämpft: Während 60 Prozent der Betriebe mit einer guten Sommersaison rechnen – im Vorjahr waren es noch 70 Prozent – erwartet nur ein Drittel eine Steigerung der Erträge. Rainer und Imlauer stellen klar: "Wir brauchen gute Rahmenbedingungen, dass es wieder sexy ist, zu arbeiten und dass am Ende wieder etwas übrig bleibt."












